Beobachtungsbericht, 10. 8. 2000

Name: Alexander Pikhard. Weiters anwesend: Daniela Pikhard, Günther Eder und drei weitere Mitglieder vom ATM.

Email: apikhard@eunet.at

Datum: 10. 8. 2000, 20.30 bis 00.30 MESZ

Ort: Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell

Instrument: 16" Meade LX-200

Bedingungen: Einige Quellwolkenreste, sonst wolkenlos, Durchsicht 1+, Seeing 1-2, Aufhellung 1.

Einer der Vorteile, wenn man Urlaub hat, ist, daß man auch unter der Woche die 140km von Wien nach Mariazell und zurück in Kauf nehmen kann; dafür warten eine gut ausgestattete Sternwarte und hervorragende Bedingungen, wenn das Wetter paßt, und diesmal paßte es. Letzte Quellwolkenreste verschwanden mit Sonnenuntergang, nur im Süden zogen dann und wann noch Wolken über den Mond - eine recht romantische Stimmung!

Zunächst besuchte eine Gruppe von Ordensschwestern eine Sonderführung. Hier war der Mond in der hellen Dämmerung das erste Objekt.

Mond ueber dem Mariazellerland
Romantik pur: Feine Wolken ziehen über den fast vollen Mond über den Bergen des Mariazellerlandes.

Günther hatte eine kleine Überwachungskamera von Sharp mit einem Farb-CCD-Chip (Bauart muß ich vorerst schuldig bleiben - wird nachgereicht) aufgetrieben (übrigens -- Kodak-Filmdosen sind gute 1¼" Adapter!), und so konnten alle gleichzeitig den Mond bestaunen; der Mond lud sozusagen zu einem Spaziergang ein und war auch leicht zu treffen, auch mit einem kleinen Chip. Zunächst war die Kamera am Leitrohr, da ging noch recht viel Mond auf den Chip;

Mondbeobachtung einmal anders
Ein Blick zum Mond: rechts, fern, das Original, links das Bild auf dem Monitor.

Dann wanderte die Kamera ans LX-200 bei F=4000, da wurde Clavius zur bildfüllenden (und seeingbedingt auch wabbernden) Angelegenheit. Aber in ruhigen Momenten enorm viele Details!

Der Mond am Bildschirm
Monddetail, abfotografiert vom Bildschirm. Hier wurde die Kamera schon mit 4m Brennweite betrieben.

Weitere Objekte in der Führung: Uranus, M13, M57, M27 und M11.

Deep Sky-Stimmung
Deep Sky im Mondlicht; sage noch einmal einer, Astronomie spielt nicht im Rotlicht-Milieu...

Nach der Führung probierten wir mit der Kamera weiter herum und wir bestaunten zunächst den Mond, dann Uranus und Epsilon Lyrae.

Für Zielübungen mit dem Chip verwendeten wir Vega, und es ist erstaunlich: Man kann mit dieser Kamera einen Startest machen! Das leicht defokussierte Bild des hellen Sterns, durcheinandergewirbelt von Seeing außerhalb der Kuppel, am Spalt und im Tubus, wirkte auf dem Monitor wie ein Phantasiewesen aus einem SF-Movie der 60er. Ja, und einen Stern zu treffen ist nicht mehr so einfach. Kurze Fahrstrecken und immer wieder den Computer synchronisieren hieß die Devise.

Uranus war zu unserer Überraschung am Bildschirm rot und nicht grün - doch das lag an der Kalibration des Monitors! Aber er war deutlich als Scheibchen zu erkennen.

Ep Lyr war zweifellos der Höhepunkt. In der Chipdiagonale paßte der Vierfachstern genau ins Bild (Diagonale also rund drei Bogenminuten), beide Komponenten waren tadellos getrennt und auch der Feldstern zwischen den beiden Paaren (et hat 10,4mag) war gut zu erkennen. Nicht schlecht für eine sehr einfache Überwachungskamera. Klar, daß Deep Sky Objekte damit nicht mehr so gut gehen.

Im Anschluß wollten wir mit einer HX516 CCD-Kamera auf Mond, Uranus und Neptun losgehen, bei letzteren, um möglichst viele Monde aufzunehmen. Doch irgendwie hat diese Kamera eine Nebenwirkung: Kaum montiert, zogen dichte Wolken auf und beendeten die Beobachtungsnacht abrupt. Wir legten die Sternwarte schlafen, es wurde zwar noch einmal besser, aber immerhin warteten noch 1½ Stunden Heimfahrt auf mich, in denen ich die Straßen Österreichs aber weitgehend für mich allein hatte ...

Bilder von diesem Abend folgen noch. Dank an Günther Eder für Unterhaltung und Betreuung!

Alexander Pikhard