mit sensationellen Nachtaufnahmen!
Name: Alexander Pikhard (ed.)
Email: apikhard@eunet.at
Datum: 11. 8. 2000, 20.00 bis 12. 8., 01.00 MESZ
Ort: Sofienalpe
Instrument: Diverse, vom Feldstecher über 3" Newton, C-5, C-8 bis 12" LX-200
Bedingungen: Wolkenlos, windstill, warm (Beobachten im T-Shirt!), Durchsicht 1, Aufhellung 1-2, Seeing 1-2.
Es war zwar nicht die große WAA Summer Star Party, die wir leider absagen mußten, aber immerhin hatte sich ein nettes Grüppchen an WAA-lern an diesem makellosen, schönen Sommerabend auf der Sofienalpe eingefunden, um Sternbedeckungen und Perseiden zu beobachten. Franz Zwanzger war mit seinem selbst umgebauten Spektiv, 3" Newton und Feldstecher (samt "Körpermontierung") da, Georg Zotti mit seinem C-5, die C8-Gruppe aus Anneliese Haika, Hans-Peter Müllner und Michael Weichinger samt Nichte (und einer StarlightXpress HX-916 CCD-Kamera), Berhard Dewath mit Feldstechern und Kameras, Andreas Berthold und ich hatten eine StarlightXpress SX CCD-Kamera auf meinem 12" LX-200, andere verfolgten mit freiem Auge die Perseiden wie das Ehepaar Lane, Claus Thienel und etliche Gäste, die sich zu unserem Grüppchen gesellten. Es war eine ganz tolle Stimmung in einer hellen Mondnacht, in der man sonst sicher nicht so viele Instrumente und Beobachter auf der Sofienalpe findet. Tja, so manches Pärchen machte Kehrt angesichts der überbevölkerten Wiese, ich hoffe, sie konnten es sich anderswo gemütlich machen ...
Stimmungsbild mit Sonnenuntergang. Laut Sky&Telescope die beste Jahreszeit für Astronomie!
Beobachtet wird übrigens der Mond, der der Sonne fast gegenübersteht.
Jetzt wird die untergehende Venus anvisiert.
Die untergehende Venus, fotografiert durch Georg Zottis C-5... mit einem digitalen Trick:
Zwei Aufnahmen, eine auf den Vordergrund, die zweite auf die Venus fokussiert, wurden kombiniert.
Zunächst galt unser Augenmerk den beiden Bedeckungen von Yp1 und Yp2 Sgr; während etwa meine Tochter Daniela (an Annelieses C-8) nur sehen wollte, wie ein Stern verschwindet, wenn er vom Mond bedeckt wird, maß Silvia Bäs an meinem LX-200 die Zeiten.:
Ny1 Sgr 20:39:20,8 MEZ Ny2 Sgr 21:11:38,6 MEZ
Dann ging's ans Sterngucken und fotografieren. Während Anneliese an ihrem C-8 die klassischen Sommerobjekte einstellte und herzeigte, herrschte vor allem an Michael Weichingers C8 und meinem LX-200 CCD-Stimmung.
Stimmung mit Mond und Wolken über dem dunklen Horizont.
Andreas und ich machten einige Aufnahmen vom Mond, von Uranus (mit drei Monden), Neptun (mit Triton), dem offenen Sternhaufen M11, den Kugelsternhaufen M15 und M2, den Saturnnebel NGC7009 sowie der Galaxie NGC7331:
Mond, Details am Terminator nahe dem Nordpol. Die Phase war schon sehr weit fortgeschritten.
Die Aufnahme wurde nur wenige Tausendstel Sekunden belichtet. Das Innere der Mondscheibe
ist überbelichtet. Die senkrechten Streifen entstehen bei derart kurzen Belichtungszeiten
(Bias-Rauschen). Diese wie alle anderen Aufnahmen wurden am PC nachbearbeitet und aufbereitet.
Mare Humorum mit den Kratern Gassendi (der große, flache) und Mersenius (links,
am Terminator). Deutlich erkennt man im Mare Humorum die Rupes Liebig (hell) und die
Mersenius-Rillen (dunkel) nahe dem Rand in Richtung Mersenius.
Der Nordrand des Mare Imbrium mit der Regenbogenbuch (Sinus Iridum), den Montes Recti
und Teneriffa. Nördlich des Sinus Iridum die Krater Mairan, Sharp, Harpalus und Bianchini
(v. l. n. r., ungefähr gleich groß, Bianchini liegt direkt am Rand des Sinus Iridum).
Uranus mit den Monden Ariel (Ar; 14,4mag), Titania (Ti; 13,9mag) und Oberon (Ob; 14,2mag).
Neptun mit seinem Mond Triton (13,5mag).
Der offene Sternhaufen M11 im Schild, 10 Sekunden lang belichtet.
Der Kugelsternhaufen M15 im Pegasus, 10 Sekunden lang belichtet.
Der Kugelsternhaufen M2 im Wassermann, 10 Sekunden lang belichtet.
Der Saturn-Nebel (NGC7009) im Wassermann. Auf dieser Aufnahme wird klar,
warum der Nebel so heißt.
Die Galaxie NGC7331 im Pegasus.
Mond, 0,2 Sekunden mit einem 64x Graufilter. Ausgearbeitet mit AstroArt.
M57, RGB-Komposit, 6 x 30 Sekunden pro Farbe belichtet. Ausgearbeitet mit AstroArt.
Später wurden diese Objekte auch visuell bestaunt. Andere verfolgten die Perseiden. Dabei machten wir die Erfahrung, daß CCD-Fotografie und Meteorbeobachtung einander gegenseitig ausschließen - helle Sternschnuppen kommen immer dann, wenn man entweder auf den Bildschirm schaut oder am Fernrohr hantiert ...
Szenenbild einer Beobachtungsnacht. Genau hinsehen! Dieses Bild ist
eine Nachtaufnahme, zu erkennen an den Bewegungen der Beobachter
und den roten Lichtern. Sofienalpe im Mondlicht, mehrere Minuten lang
belichtet auf 1000ASA-Film bei Blende 4.
Szenenbilder aus dem neuesten Akte-X Film? Keineswegs. Sondern die Beobachtung von Iridium-Flares
bei Mondlicht. Jeweils ca. drei Minuten belichtet auf 1000ASA-Film bei Blende 4.
Als letztes Objekt beobachte ich - erstmals in dieser Sichtbarkeitsperiode - den Saturn. Trotz sehr geringer Höhe war er sehr schön, auch einige Monde waren zu erkennen. Für mich eine bemerkenswerte Beobachtung - Saturn vollendet in dieser Sichtbarkeitsperiode den ersten Umlauf um die Sonne in meiner amateurastronomischen Laufbahn, 29½ Jahre!
Alexander Pikhard