Beobachtungsbericht, 12. 8. 2000

Name: Alexander Pikhard (ed.), Anneliese Haika, Sabine Holuba, Daniela Pikhard, Albert und Gabi Richter.

Email: apikhard@eunet.at

Datum: 12. 8. 2000, 20.30 bis 22.30 MESZ

Ort: Straßhof an der Nordbahn, altes Flugfeld

Instrument: Freies Auge und 12" LX-200

Bedingungen: Bis auf einige Quellwolken- und Gewitterreste wolkenlos, am Horizont (NW, E) ferne Gewitter, Seeing 2, Durchsicht 1, Aufhellung durch Mond sehr stark.


Wolkenstimmung gegen Westen. Die Reste aufgelöster Gewitter.

Es galt, einen Beobachtungsplatz im Norden Wiens zu testen, der vom 21. und 22. Bezirk ähnlich gut zu erreichen ist wie die Sofienalpe vom 13. bis 18. Bezirk. In früheren Berichten, auch vom astronomischen Jugendclub, wurde oft ein ebener Platz in Straßhof an der Nordbahn erwähnt, und wir konnten durch Lokalaugenschein (Albert und Gabi Richter) und Studium der ÖK 1:50.000 des BEV das alte Flugfeld in Straßhof als geeigneten Platz identifizieren.

Eine genaue Beschreibung dieses Platzes kommt demnächst auf die WAA-Homepage, denn es gibt einige Dinge, auf die man hier aufpassen muß. Aber für astronomische Beobachtungen ist dieser Platz, mit seinem absolut ebenen Horizont, wirklich gut geeignet.


(Fast) voller Mond über der Steppe. Afrika? Nein, Straßhof an der Nordbahn.

Als wir aufbauten, vermeinten wir uns auf dem Schwarzen Kontinent zu befinden: Über einer steppenartigen, ebenen Landschaft, an derem Horizont letzte Gewitter ihre Blitze zucken ließen, stieg der rötlich verfärbte Mond empor. Unmengen an Grillen sorgten für eine lautstarke Untermalung, und wie aus einem Mund meinten Gabi und ich, "hier sieht's aus wie in der Serengeti!" Auch die niedere Vegetation trug zu diesem Eindruck bei. Lediglich mit der Fauna stimmte es nicht, vielleicht war das auch gut so.

Zunächst beobachteten wir den Mond. Zunächst im 40mm Pentax mit Graufilter; ganzer Mond, sehr hell, schon nahe am Vollmond. Dann mit 14mm Pentax und Filter die schöne Region um Aristarch, Herodot und das Schrötertal sowie die Domgruppe Rümker. Dann noch im Süden den Krater Schiller. Noch ein Hinweis: Wenn es jemand auf eine Aufnahme "Flugzeug vor dem Mond" anlegt, dann ist hier der ideale Ort - die in Schwechat landenden Maschinen können bei entsprechender Lage durchaus den Mond "treffen" und haben dann auch in etwa den passenden scheinbaren Durchmesser!

Es folgten dann einige Testbeobachtungen, um zu sehen, wie gut die Durchsicht hier ist (die Dunkelheit konnten wir angesichts der Mondphase - zwei Tage vor Vollmond - ohnedies nicht beurteilen, sie dürfte aber sehr gut sein). M13 zeigte ganz feine Sterne und war bis zur Mitte hin aufgelöst (21mm Pentax), ebenso M92. M3 stand schon tief im Westen, in Richtung Wien, war aber dennoch noch auflösbar. M15 war ebenfalls recht beeindruckend, wenngleich recht nahe dem Mond.

Weil sie so hübsch sind, einige Doppelsterne: Alcor/Mizar, Albireo und 61 Cyg (ich kann's einfach nicht lassen, ihn wegen seiner wissenschaftlichen Bedeutung einzustellen).

Nebel? Aber ja! Im 21mm Pentax mit UHC-Filter machten sowohl M57 - er war sehr deutlich - als auch M27 einen guten Eindruck. Ohne Filter war M27 matt, aber deutlich. Und das fast bei Vollmond. Etwas extrem war der Versuch, den Cirrus-Nebel (NGC6960) einzustellen, aber im 40mm Pentax und UHC-Filter konnte ich ihn bei indirektem Sehen andeutungsweise erkennen. Immerhin. Sternhaufen? Kein Problem trotz Mond, M29 und M39 waren natürlich voll da, denn hier entscheidet ja nur die Helligkeit der Einzelsterne, M71 war allerdings eine Herausforderung, hier störte das Mondlich schon sehr.

Einige Perseiden - darunter ein paar sehr helle! -, etliche Satelliten (mit einer sehr hellen Passage der ISS) und die Gewitter am fernen Horizont (nicht zu vergessen ein sehr kurzes Feuerwerk über Gänserndorf) sorgten für viel Abwechslung.

Fazit: Unser Beobachtungsplatz im Norden ist gefunden und eingeweiht, aus dieser ersten Testbeobachtung scheint er sehr gut zu sein. Die nahe Bundesstraße 8 und die Nordbahn stören überhaupt nicht, sie liegen hinter einem Wall verborgen. Wien ist durch einen kleinen Wald abgedeckt. Wer nördlich der Donau wohnt und nicht auf der Tangente stauen will, der findet hier einen Beobachtungsplatz, der es mit der Sofienalpe locker aufnehmen kann.

Bilder von diesem Abend folgen noch.

Alexander Pikhard