Name: Alexander Pikhard, Natalie Ebner.
Email: apikhard@eunet.at
Datum: 19. 8. 2000, 20.30 bis 22.45 MESZ
Ort: Ebenwaldhöhe
Instrument: 12" LX-200
Bedingungen: Wolkenlos, sonst sehr unterschiedlich. Zunächst einmal die Temperatur: Schon am Beginn der Beobachtung nicht weit unter 20°C, doch im Lauf des Abends kam noch Föhn auf und die Temperatur stieg noch! Sie dürfte gegen Ende der Beobachtung mindestens 25°C erreicht haben. Beobachten auf der Ebenwaldhöhe im T-Shirt, herrlich.
Durchsicht: Grundsätzlich sehr gut (1-2), am Horizont leichter Dunst. Aufhellung: Zunächst Dämmerung, dann rund eine halbe Stunde sehr dunkel (1), mit dem Aufgehenden Mond dann aber wieder stark aufgehellt. Seeing: Zunächst einmalig gut (1++), mit dem aufkommenden Föhn dann aber schlechter werdend (2-3). Wind: Zunächst windstill, mit dem aufkommenden Föhn leichter Wind aus S, der gegen 23 Uhr dann auch mitunter böig war.
Bericht:
20.40: Habe gerade eingenordet. Wie immer in der Dämmerung ein paar Doppelsterne, auch um das Seeing zu prüfen: Ep Boo ist schon im 21mm Pentax gut zu trennen, dh das Seeing ist 1. Und da, obwohl der Tubus noch nicht temperiert ist, wie ein schneller Startest ergibt. Pi Boo ist kein Problem, da sehr weit. Die Sterne sind gestrochen schaft, sehr gutes Seeing. My2 Boo ist im P21 ebenfalls deutlich getrennt, das Seeing muß also besser als 1 sein (1+). Ep Lyr ist im P14 phantastisch gut getrennt, das Bild "steht", keine Spur von Seeing, es sind sogar zwei Beugungsringe um jeden Stern zu erkennen; also Seeing 1++, das ist selten!
Irgendwie scheint heute irgendwo ein Traktorentreffen stattzufinden ... Zum Glück sind die aber alle recht weit entfernt auf der Straße.
21.00; Schon sehr dämmrig, Sterne 3mag freisichtig, M57 ist aber noch schwach. Daher noch ein Abstecher zu Be Cyg, der ist im P21 sehr schön.
21.10; Langsam kommen Deep Sky Objekte heraus. M11 ist sehr zart und wirkt auf hellem Hintergrund sehr reizvoll. So habe ich ihn eigentlich noch nie gesehen. Interessant. Der eine helle, rötliche Stern sticht deutlich hervor. Auch die vielen schwachen Sternchen machen auf dem bläulichen Hintergrund einen sehr schönen Eindruck. Für M26 ist es noch eine Spur zu hell. Es kommen nur die hellsten Sterne heraus, die schwächeren lassen sich nur erahnen. NGC6664 (OStH im Schild) ist ein gro&sulig;er, lockerer Haufen, ca. ein halbes Gesichtsfeld im 21mm Pentax. Helle Sterne, einige schwächere Hintergrundsterne.
21.15; Die Dämmerung schreitet rasch voran. M57 ist jetzt schon detailreich und sehr schön, auch der 12mag Stern neben dem Ring ist deutlich. Jetzt kommt erstmals eine leichte Föhn-Brise von S auf, und sofort macht sich dies mit schlechterem Seeing, aber steigender Temperatur bemerkbar. M56 ist ein sehr feiner Eindruck im P21, auf den ersten Blick diffus mit Sternen in der Außenregion, bei genauerer Betrachtung aber bis in die Mitte hin aufgelöst. Sehr schwache Sterne. In der sternreichen Milchstraßengegend ist M56 ein sehr reizvoller Anblick. Wenig konzentriet, flächig. M15 im P21, phantastisch. Stark konzentriert, sehr schwache Sterne, dennoch bis zur Mitte aufgelöst. Wieder eine Brise Föhn. Es wird merklich wärmer, die Temperatur liegt deutlich über 20°C. Leider mindert das auch das bisher sehr gute Seeing, es geht auf 1-2 zurück. M2 im P21 zeigt ganz feine Sterne. Intermezzo: Die SL-16 Raketenstufe zieht von Süden nach Norden durch das Sommerdreieck und wird dabei heller als Deneb. M2 bis ins Zentrum aufgelöst, weniger konzentriert als M15, aber sehr schön. Und wenn wir schon in der Gegend sind: NGC7009 (Saturn-N.) zeigt zwei Hüllen, eine helle innere, eine schwache, ovale äußere. Die "Henkel" sind natürlich nicht zu erkennen.
21.45 Jetzt ist es dunkel. So dunkel, wie es in dieser Nacht werden kann. Die Milchstraße läft von Horizont zu Horizont, von Norden über den Zenit nach Süden. Alles da: In Perseus und Cassiopeia noch recht schwach, im Cepheus wird sie stärker. Im Schwan wird sie hell (wir erinnern uns - unser Blick trifft jetzt unseren eigenen Spiralarm, der sich weit hinter dem Schwan auf uns zuwindet). Nördlicher Kohlesack ist deutlich. Dann geteilt Richtung Adler und Schlangenträger. Die Schildwolke ist mehr als deutlich, auch die hellen Wolken im Schützen (wir blicken auf den inneren Sagittarius-Arm). Hinter dem Hochstaff verschwindet das immer noch helle Band unter dem Horizont.
Der WAA Deep Sky Planner zeigt es: Wenig Zeit für Deep Sky!
Also auf zum Zenit, in den Schwan: NGC6888, der Crescent-N., ist im 40mm Pentax mit UHC-Filter sehr deutlich. Ebenso der Cirrus-Nebel. Beide Teile, NGC6960 und NGC6992 sind fein strukturiert (P40, UHC) mit vielen Filamenten. Die Durchsicht ist erstklassig, wenngleich das Seeing deutlich schlechter wird (2). 6960 ist etwas zwei, 6992 drei Gesichtsfelder groß. Auch der Föhn wird stärker, es wird immer wärmer in dieser Nacht.. Auch der Nordamerika-Nebel (NGC7000) ist deutlich, mit der Feinbewegung fahre ich seine Konturen ab, vor allem im Süden sind auch feine Strukturen zu erkennen.
Also auf zu einem der Missionsziele dieser Nacht, bevor das Seeing zu schlecht und die Aufhellung wegen des Mondes zu stark wird: Uranus zeigt klarerweise ein helles, weißblaues Scheibchen, doch es geht um die Monde. Sie stehen heute in recht großer Elongation. 7mm Pentax.Okular: An sich etwas zu stark, aber in Pausen geht es. Oberon und Titania sind blickweise recht deutlich. Ariel wird zur Herausforderung, doch ein bis zwei Blicke sollten gelingen. Der 14,4mag schwache Mond, nur wenige Bogensekunden neben dem 6mag hellen Uranus, ist schwierig zu beobachten, vor allem weil das Seeing merklich schlechter wird. Aber es ist möglich. Drei Uranusmonde visuell beobachtet. Neptun, ebenfalls P7. Triton ist auch bei direkter Sicht gut zu sehen. Das war einfach.
22.00; bevor der Mond aufgeht (40mm Pentax): M31 ist sehr hell, läuft weit über das Gesichtsfeld hinaus, man kann ihm ebenfalls mit der Feinbewegung folgen. Auch M32 ist sehr hell, aber M110 ist recht schwach, dennoch deutlich. NGC7731 im Pegasus ist ebenfalls sehr deutlich. Eine leichte Aufhellung im Osten macht sich bemerkbar, obwohl der Mond noch zwei Grad unter dem Horizont steht. Also doch eine Monddämmerung?
22.10; Noch ein paar offene Sternhaufen in der Cassiopeia: M52 ist im P40 sehr schön, da noch viel Umgebung gezeigt wird. Hebt sich gut vom Hintergrund ab, sternreich und konzentriert. Starke Helligkeitsstreuung. NGC7790 ist klein, hebt sich gut ab, wirkt beinahe diffus, auch einige hellere Einzelsterne. NGC7789 ist prachtvoll, ca. das halbe Gesichtsfeld im P40 (also rund 30' groß) ist mit sehr vielen schwachen Sternen gefüllt, sodaß die Mitte des Feldes richtig aufgehellt wirkt, wie bei einer Sternfeldaufnahme mit stark vignettierender Optik. Auch einige hellere Sterne. Sieht fast wie ein sehr lockerer Kugelsternhaufen aus, ist aber ein extrem reicher offener Haufen.
22.20; jetzt kommt langsam der Mond, das zweite Projekt des Abends. Es wird merklich und sehr schnell heller. Die Milchstraße verblaßt; der Himmel färbt sich blaugrau. Die Sternbilder treten wieder deutlicher hervor. Und langsam schiebt sich der abnehmende Mond über den Wald. Diesmal bin ich vorbereitet. Die Kamera ist montiert, die Position ganz genau eingestellt, und ich fotografiere den aufgehenden Mond mehrmals mit 1/30s bei f/6.3 auf Kodak Royal 1000.
Mondaufgang auf der Ebenwaldhöhe. Alle Aufnahmen 1/60s auf Kodak Royal 1000, f/6.3.
Tiefrot ist der Mond aufgegangen. Die Deep Sky Nacht ist zu ende. 1/60s auf Kodak Royal 1000, f/6.3.
Der Terminator läft knapp vor der schönen Kratergruppe Theophilus-Cyrillus-Katharina. Ich mache noch eine Aufnahmeserie ohne Landschaft, f/6.3, 1/60 bis 1/1000s.
Sage noch einmal einer, nur Sonnenauf- und -untergänge sind schön; auch ein Mondaufgang kann ein sehr reizvolles Naturschauspiel sein! 22.45; wir bauen ab. Es ist so warm, daß man ins Schwitzen kommt. Und das auf über 1.000m Seehöhe!
Fazit: Eine sehr abwechslungsreiche Nacht mit durchaus lohnenden Beobachtungen und tollen Naturstimmungen. Einige wollten den Parkplatz auf der Ebenwaldhöhe offenbar anders nutzen: Beim Anblick nächtlicher Beobachter zogen sie unverrichteter Dinge wieder ab. Ob dieser Abend später einmal in der Kleinzeller Bevölkerungsstatistik nachweisbar sein wird? Wir waren übrigens die einzigen Leute dort oben. Die anderen Amateure, die man sonst auf der EWH trifft, waren offenbar der Meinung, daß der Mond zu früh aufgeht.
Bilder von diesem Abend folgen noch.
Zuhause angekommen, sehe ich im Osten Jupiter und Saturn im "Goldenen Tor" der Ekliptik, zwischen Pleiaden und Hyaden. Jetzt ist es soweit: Vor 29 Jahren habe ich Saturn erstmals bewußt als solchen wahrgenommen - an exakt dieser Stelle. Ein Saturnumlauf ist geschafft ...
Alexander Pikhard