[WAA] OBSERVATION REPORT

Name:Gerhard Bachmayer
 
e-Mail:bbachmayer@magnet.at
 
Datum:26./27.8.2000
 
Zeit:21:15 - 2:30
 
Ort:Unterberg,NOe
 
Instrument:Intes Micro MN76 180mm/F6
 
Bedingungen:

wolkenlos, sehr gute Transparenz, gutes Seeing, fallweise leichter Wind,recht kuehl mit ca. 6Grad


 
Bericht:

Das Wetter hatte sich am Samstag spuerbar gebessert, als ich gegen 18h zu den WAAlern auf dem Unterberg stiess. Nach einem gemuetlichen Abendessen und einem herrlichen Sonnenuntergang begannen wir dann die Geraete fuer die kommende lange Nacht vorzubereiten, die bereits jetzt versprach einiges herzugeben. Ich hatte vor, meine Messier-Liste weiter vervollzustaendigen, und so „nebenbei“ einige der Highlights, die der Sternenhimmel um diese Jahreszeit bietet, mitzunehmen. Ausserdem wollte ich auch einmal ausgiebig meine Neuerwerbung – das Widescan 30mm Type II Okular von Kokusai Khoki - unter einem dunklen Himmel austesten. Mit seinen angepriesenen 90Grad sollte das bei einer Teleskopbrennweite von 1080mm satte 2.5Grad Bildfeld ergeben. Um es gleich vorwegzunehmen, die 2.5Grad konnte ich nicht messen, es blieb ab immerhin bei 2.3Grad - genug, um grossflaechige „Gustostueckerln“ schoen zu ueberblicken. Sterne werden bis etwa ¾ des Gesamtfeldes punktscharf abgebildet, ausserhalb wird’s dann etwas unschaerfer. Da aber in diesem Bereich sowieso nur das periphere Sehen stattfindet, hat mich das nicht gestoert. Was bleibt ist das von der amerikanischen Amateurszene gerne zitierte „Space-walk feeling“. Fazit: eine Kauf, der sich gelohnt hat. Eine kostenguenstige Alternative zum Televue Nagler 31mm, mit 500g nur halb so schwer, wenn auch nicht ganz so randscharf.

Zum Beginn der Beobachtung dann ein Blick auf Epsilon Lyra, zwecks Beurteilung des Seeings. Die vier Komponenten bei 216x waren schoen getrennte kleine Beugungsscheibchen mit zarten Beugungsringen, die allerdings nicht ganz ruhig blieben. Recht gutes Seeing also, wenn auch nicht so toll wie beim letzten Mal im Juni.

Dann gings los mit M102, einer Galaxie im Drachen: ein laengliches Oval mit eine Aufhellung entlang der Hauptachse.

Im Drachen befindet sich auch NGC6543 – „Cateye“-Nebel – ein sehr kleiner planetarische Nebel, allerdings mit einer sehr hohen Oberflaechenhelligkeit. Auch bei 432x keine auffaelligen Strukturen feststellbar, wahrscheinlich muss man die Vergroesserung noch mehr steigern.

Nun begann ich die vom letzten Mal „uebriggebliebenen“ restlichen Messierobjekt im Schuetzen, Steinbock und Wassermann einzusammeln.

Der Kugelsternhaufen M54 war nicht besonders aufregend. Klein, und durch den Horizontdunst etwas beeintraechtigt. M55 zeigte sich da schon von einer besseren Seite, ein deutlich groesserer und in den Randbereichen aufgeloester Kugelsternhaufen. M75 dann wieder klein und unscheinbar. Das selbe gilt auch fuer M72, wenn er auch durch die groessere Hoehe ueber dem Horizont besser definiert war. Der offene Sternhaufen M73 war mein Frustrationsobjekt der Nacht – ich konnte einfach keinen Sternhaufen finden. Mehrmal versuchte ich mich aus verschiedenen Richtungen der Position zu naehern – nichts zu machen. Schliesslich begann es mir zu daemmern: diese kleine Ansammlung von vier Sternen musste das gesuchte Objekt sein! So war es dann auch, und ab sofort ist M73 eines meiner „Lieblingsobjekte“, gleich nach M40 .... Nahebei liegt NGC7009, der Saturn-Nebel. Ein kleiner planetarischer Nebel, oval mit sehr grosser Oberflaechenhelligkeit.

Der Kugelsternhaufen M15 ist sehr reizvoll, weit aufgeloest mit einer starken zentralen Kondensation. M2 ist etwa gleich gross, allerdings erstreckt sich der helle Zentralbereich recht gleichfoermig bis weit zum Rand, der wiederum schoen aufgeloest ist. M30 ist ein mittelgrosser Kugelsternhaufen, allerdings durch den Horizontdunst schlecht definiert. NGC7293 – der Helix-Nebel – ist ein beeindruckend grosser planetarischer Nebel im Wassermann. Er ist ca. halb so gross wie der Mond, man benoetigt aber ein UHC - oder OIII – Filter um Strukturen erkennen zu koennen.

Ein Schwenk zu Andromeda, und das 30mm Widescan-Okular in den Auszug: M31, M32 und M110 im selben Bildfeld, einfach praechtig! In M31 laesst sich ein Staubband ausmachen, die Galaxie selbst erstreckt sich durch das ganzen Bild. M32 ist klein, mit einem sehr hellen sternartigen Zentrum. M110ist zwar groesser, hat aber eine deutlich geringere Oberflaechenhelligkeit.

Riesig ist auch M33. Die Galaxie fuellt ein Drittel des Gesichtsfeldes aus und zeigt einige sehr schwache Strukturen.

Die Galaxie M74 ist dann wieder eher enttaeuschend: recht schwach ohne besondere Strukturen. Kein Wunder, dass es fuer die „Messier-Marathon“-Leute im Fruehjahr ein gefuerchtetes Objekt ist. Dann steht dieses Objekt am Abend bereits tief im Westen und ist im Dunst wahrscheinlich fast unsichtbar.

Die Pleiaden ( M45) sind im Widescan spektakulaer, da sie komplett ins Bildfeld passen.

Nun gings hinauf in den Zenit, zum Schwan, wo zuerst der Cirrus-Nebel aufs Korn genommen wurde. Jedes der beiden Hauptaeste – NGC6960 und NGC6992 – passte ins Bildfeld des Widescan( mit OIII-Filter) und zeigten eine Fuelle an Details. Auch der schwaechere Mittelteil war deutlich zu sehen.

So gut wie nie zuvor hab ich mit der selben Konfiguration auch den Nordamerikanebel (NGC7000) gesehen. Der Suedteil von Kanada, die USA und Mexiko heben sich deutlich vom Hintergrund ab, auch der naheliegende Pelikannebel ( IC5070) ist eindeutig – wenn auch schwaecher – zu erkennen.

Der Crescent („Sichel“) – Nebel ( NGC6888) war mit 57x und OIII-Filter sehr schoen zu sehen. Eine grosse Gasblase, deren Rand auf einer Seite etwas heller ist und dem Nebel seinen Namen gegeben hat.

Der Kokoon-Nebel ( IC5146) ist was ganz spezielles. Er befindet sich in einem sehr sternenreichen Gebiet in der Milchstrasse und liegt am Ende einer langgestreckten Dunkelwolke. Er war selbst ohne Filter im Widescan bereits schwach zu erkennen, ein wunderschoener Anblick im Widescan. Ueberhaupt ist zu sagen, dass sternenreiche Gebiete mit dem Widescan spektakulaere Dimansionen annehmen koennen, sicher eines der Hauptstaerken dieses Okulars.

Inzwischen ging es schon auf 2h zu, und ich beschloss einen abschliessenden Blick auf Jupiter und Saturn zu werfen, die bereits genuegend hoch standen.

Saturn mit 216x war fast nicht durchs Seeing gestoert. Die Cassiniteilung war problemlos um den ganzen Umfang des weit offenen Ringes zu erkennen, weiters die Ringe A,B und C und der Planetenschatten. Der Planet selbst zeigte ein Wolkenband und eine etwas duenklere Polarregion. Etliche Monde waren zu sehen.

Jupiter war vom Seeing etwas staerker geplagt. Deutlich hoben sich NEB und SEB leicht braeunlich ab und zeigten etliche Strukturen . Alle vier Monde waren zu sehen.

Damit beschloss ich – gemeinsam mit Alex und Anneliese – die Beobachtungsnacht zu beenden. Ich hatte so gut wie alle Objekte auf meiner Liste abgearbeitet und mehrere wunderschoene Stunden unter einem praechtigen Sternenhimmel in toller Atmosphaere mit Gleichgesinnten verbracht – was will man mehr?

Gerhard Bachmayer