21. Juni 2001

Tag X

Für alle Ungeduldigen, die nicht von oben nach unten lesen wollen:

Vorbereitung | partielle Phasen | Totalität | partielle Phasen | Ausklang

Es ist so weit. Die Sonne steigt an einem makellosen Morgen über den Horizont, und jetzt, da die ersten Sonnenstrahlen durch den eiskalten Morgen im Hochland nördlich von Lusaka brechen, hält es niemanden mehr in seinem Zelt. Hektisches Treiben beginnt, gefrühstückt wird zwischendurch, jeder beginnt, sein individuelles Programm vorzubereiten. Auch hier sagen Bilder mehr als 1000 Worte ...


Sonnenaufgang am Eclipse Camp


Unser Eclipse Camp in den ersten Sonnenstrahlen. Noch schlafen die meisten.


Die Aufbauphase

Auch wenn die Sonnenfinsternis erst am Nachmittag steigt, keinen hält es in den Schlafsäcken. Um 7 Uhr früh sind die meisten schon auf den Beinen und beginnen mit emsigen Vorbereitungen für die sorgsam einstudierten Beobachtungsprogramme.


Jetzt bauen alle ihre Ausrüstung auf - auf dem hohen Gras gar keine leichte Aufgabe

Die Aufauphase einer Sonnenfinsternis ist ein faszinierendes Ereignis. Eigentlich sind alle Handgriffe geübt, doch dann möchte man doch noch etwas neues ausprobieren oder ändert einfach kurzfristig das Programm. Und da heißt es dann basteln und improvisieren. Hier muß noch ein Sonnenfilter geschnitzt werden, dort eine Kamera an ein Stativ, das dafür eigentlich nicht gebaut wurde.


Unser Finsternislager ist aufgebaut; viel Detailarbeit ist noch notwendig, bis alles paßt.

Und dann wird es ernst; die drei Stunden vom rasch heruntergewürgten Frühstück bis zum ersten Kontakt vergehen wie im Flug. Pünktlich, weil es ja gar nicht anders geht, beginnt mit dem ersten Kontakt emsiges Beobachten und Fotografieren der Finsternis.


Es geht bald los!

Die partiellen Phasen vor der Totalität

Es ist eine Zeit der steigenden Spannung. Anfangs verfolgen wir noch die Bewegung des Mondes und begeistern uns an einer der zahlreichen Bedeckungen eines Sonnenflecks. Noch ist die Sache ein rein visueller Eindruck und noch merkt man ohne Finsternisbrille nicht, daß an diesem Tag irgend etwas nicht stimmt.




Szenen unserer Finsternisbeobachtung
 
 


Es darf aber nicht in Streß ausarten und die Entwicklungshilfe darf auch nicht zu kurz kommen

Wenn allerdings die Sonne zu mehr als 50% verfinstert ist, verändert sich die Natur, und die Finsternis wird zum Gesamterlebnis für fast alle Sinne. Das Licht wird allmählich fahl, und mit zunehmender Bedeckung verlieren Farben ihre Leuchtkraft, wird alles in ein eigenartig gedämpftes Licht getaucht, in dem wir und unsere Ausrüstung kalte, harte Schatten werfen.


Die Sonne verschwindet. Ein paar Schnappschüsse durch den kleinen Dreizöller ...

Im Fernrohr ist die Sonne jetzt nur mehr eine hauchdünne Sichel. Es wird merklich kälter, von den anfangs 24° C im Schatten ist nichts mehr zu merken, Pullover werden herausgekramt oder zumindest ein zweites T-Shirt. Auch der Gesang der Vögel wird seltener. Hähne, ansonsten nur frühmorgens uns spätabends Bestandteil der Geräuschkulisse unseres Camps, beginnen zu krähen.


Im eigenartig fahlen Finsternislicht (das auf dieser Aufnahme gar nicht so deutlich herauskommt)

Nur mehr 5 Minuten bis zum zweiten Kontakt. Es ist dunkel. Nicht finster, sodaß man eine Taschenlampe braucht, um seine verstreuten Ausrüstungsgegenstände zu finden, aber dunkel. Die Sonnenbrille ist jetzt fehl am Platz. Rasch ein Foto von der hauchdünnen Sonnensichel und dann runter mit dem Sonnenfilter. Es ist hell, aber man kann kurz blickweise hinsehen, um zu schauen, ob - es bewegt sich! Die Sichel wird in Zeitraffer kürzer, zerfällt, und ---

Die Totalität

Zweiter Kontakt! Ein kurzes Diamantringphänomen, und dann steht sie da: Die verfinsterte Sonne! Strahlend hell die Corona, so hell wie sie noch selten bei einer Sonnenfinsternis war, links unterhalb Jupiter, nicht zu übersehen. Der Himmel ist mittelblau, nicht hell, aber auch nicht richtig dunkel. Außer Jupiter ist zunächst nichts auszumachen.


Totalität!

So, die paar Fotos mit allen möglichen Belichtungszeiten sind durch, jetzt ein Blick durch den Feldstecher. Wahnsinn! Die Corona ist kreisrund und unzählige radiale Streams ragen weit nach außen, weit über einen Sonnendurchmesser hinaus. Und dann die Protuberanz. Einige sind im Feldstecher zu erkennen. Aber diese eine ist hell. Und schwebt weit über dem Sonnenrand. Ein Blick durch Doris' Dreizöller - unglaublich! Die Protuberanz strahlt wie ein lachsroter Edelstein mitten in dem kühlen Grün der Corona, die Streams sprengen das 2° große Gesichtsfeld des 21mm Pentax-Okulars, das paßt nicht hinein.


Finsternisfotos von Wolfgang Weiser, 10" LX-200


Finsternisfotos von Alexander Pikhard, 500m Pentagon Teleobjektiv

Weg vom Fernrohr. Das Auge über den Himmel schweifen lassen. Blau, dunkles blau, ich kann außer Jupiter keine Sterne ausmachen. Einige sehen auch noch Beteigeuze. Marc, er hatte während der partiellen Phasen ein Auge mit einer Augenklappe abgedeckt, sieht eine Menge Sterne (Sirius, Canopus, Rigel, Beteigeuze, etc.). Der Horizont ist gelblich-orange gefärbt. Rundherum. Wir sind ja mitten drin. Die Finsternis ist hell. Heller als die von 1999, aber das kann damals ja auch an den Wolken gelegen sein.


Beobachtung während der Totalität

Ich sollte ans Objektiv. Was, nur noch 4 Sekunden? Ein Blick mit freiem Auge zur Sonne. Ein Blitz - ein wunderschöner Diamantring! Ich sollte fotografieren. Einige hektische Griffe. Ob das geklappt hat?

Die Totalität ist vorbei. Fast vier Minuten. Lange genug, um außer zu fotografieren auch zu genießen. Und trotzdem viel zu kurz...

Die partiellen Phasen nach der Totalität

Das war der dritte Kontakt. Es ist wieder hell. Keine Spur von dem fahlen Licht. Wir haben uns an die Dunkelheit gewöhnt. Nur die Sonnenbrille ist noch nicht erforderlich. Ein Bild von der hauchdünnen Sichel. Klick. Toll. Jetzt ist die Luft draußen. Wir stehen auf, fallen uns in die Arme, freuen uns einfach. Keiner hört mit dem Beobachten auf, wir verfolgen die Finsternis bis zum vierten Kontakt.


Nicht während der Totalität, sondern unmittelbar danach!
Uns erschien es bei weitem nicht so dunkel, wie es in Wirklichkeit wenige
Augenblicke nach dem dritten Kontakt war

Nach der Finsternis

Wir sind überdreht. Langsam bauen wir unser Equipment ab, zumindest das, was wir heute Abend nicht mehr brauchen werden. Fachgesimpel, Erfahrungen und Eindrücke werden ausgetauscht. Es war perfekt. Keine Wolke hatte den Himmel getrübt, besser geht es nicht. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, reden viele von Reisen zu den nächsten Finsternissen, etwa zur Ringförmigen 2005 in Spanien oder zur nächsten guten totalen 2006 in Nordafrika oder der Türkei.

Eine Erfahrung haben die meisten von uns gemacht: Eine totale Sonnenfinsternis muß man in erster Linie anschauen! Wer nur fotografiert, versäumt das beste.

Die Sonne verabschiedet sich um 17.43 Uhr Ortszeit mit einem malerischen Sonnenuntergang. Noch einmal klicken die Kameras. Ein Tag voller Wunder geht. Die Erinnerungen bleiben ...

Am Abend kehren wir zu unseren Fernrohren zurück. Der Südhimmel wartet und wir sind nicht müde. Noch lange nicht. Was wir beobachtet und fotografiert haben, steht hier.
 


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