Beobachtungsnacht

Hakos-Gästefarm, Namibia, 05./06. 07. 2002

 CCD-Galerie, 9.-14. Juli

Bedingungen: Durchsicht 1++, Aufhellung 1+++, Seeing 2-3
Instrument: C8

Nachdem der Großteil unserer Ausrüstung dank des guten Kundendienstes der Austrian Airlines nicht rechtzeitig nach Namibia gelangt ist, beobachte ich diese erste Nacht auf Hakos auf der Sternwarte der Farm. Da auch meine CCD-Ausrüstung fehlt, wird es ein visueller Abend. Und zunächst gilt es, den südlichen Sternenhimmel (wieder) kennenzulerenen.

Ein malerischer Sonnenuntergang hinter den Hakos-Bergen, und schon stehen alle erwartungsvoll und warten auf die ersten freisichtigen Objekte. Venus macht da den Anfang, weniger als eine Minute nach dem Verschwinden der Sonne ist sie klar und deutlich auszumachen, wahrscheinlich wäre sie schon früher sichtbar gewesen.

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Doch nun richtet sich unser Blick nach Süden. Es dauert noch ein paar Minuten, doch bald taucht Alpha Centauri in der Dämmerung auf, wenig später folgen Beta Centauri und Alpha Crucis. Canopus steht etwas tiefer und braucht ein wenig länger, um aus der Dümmerung aufzutauchen.

Jetzt ist Zeit, die Sternwarte zu aktivieren. Wir schieben das Dach zur Seite und lassen uns kurz in die Bedienung der schweren Zeiss-Montierung, die ein vergleichsweise leichtes C8 und einen 5" Refraktor trägt, einschulen. Unten werden die als Normalgepäck deklarierten Instrumente - sie sind immerhin angekommen - auf die Säulen montiert.

Noch vor dem Abendessen schieße ich zwei Aufnahmen mit der Digitalkamera durch das C8, Alpha Centauri und Alpha Crucis.

Alpha Centauri  Alpha Crucis

Nach dem Abendessen ist es stockdunkel geworden, man benötigt eine Taschenlampe, um sich auf der Farm zurechtzufinden. Anfangs. Später reichen Dunkeladaption und Milchstraße problemlos zur Orientierung.

Ein wunderschöner Himmel erhebt sich über der finsteren Steppe, die Milchstraße zieht noch über den Süden und unterhalb, knapp über dem Südhorizont, stehen die beiden Magellanschen Wolken. Da sie tief stehen und bald untergehen werden, beginnen wir unsere Tour dort. Erstes Objekt ist 47 Tucanae (NGC 104). In dem zur Verfügung stehenden Okular der Sternwarte ist er zunächst enttäuschend, doch mit Gerhard Bachmayers 19mm Panoptic und 9mm Nagler ist er eine Wucht. Enorm hell (im Feldstecher wie ein Scheinwerfer im Nebel), konzentriert, unzählig viele Sterne, ein wirklich beeindruckendes Objekt. Auffällig ist wie gesagt die enorme Konzentration des Haufens. Zur SMC kommen wir aber später noch einmal zurück, sie ist ja hier zirkumpolar.

Daher wenden wir uns jetzt der LMC zu, denn die wird nicht so bald wieder hoch stehen. Schon im Feldstecher ist der Tarantelnebel nicht zu übersehen. Im Fernrohr ist er (NGC 2070 oder 30 Dor) traumhaft. Deutlich erkennt man um das helle, diffuse Zentrum, in dem einige Sterne eingebettet sind, und die vom Zentrum ausgehenden Filamente, die ihm ja den Namen verliehen haben. Ein sehr schöner Anblick.

Doch wieder höher hinauf ... Das "Schatzkästchen" NGC 4755 ist das nächste Objekt, und im C8 so prachtvoll, daß man versteht, warum es so heißt. Die Farben der Sterne kommen ganz deutlich heraus, ein wunderschöner Anblick.

Es geht jetzt weiter zu den hellen Carina-Objekten, und als erstes stehen die Nebel um Eta Carinae auf dem Programm. Sie sind so groß, daß sie selbst bei schwächster Vergrößerung nicht in das Gesichtsfeld des C8 passen. Und ein weiteres Manko fällt auf: Das C8 ist heillos dejustiert. So wird die nächste Aktion, das Instrument mittels Star Test einigermaßen gut zu justieren. Na bitte, schon besser. Jetzt können wir mit dem 9mm Nagler und dann auch mit dem 3-6mm Nagler Zoom (auf 6mm) auf Eta Carinae selbst losgehen. Deutlich erkennt man die "Lobes" und das Objekt erscheint auch deutlich räumlich, die größere Lobe scheint näher zu stehen als die kleinere.

NGC 3532 ist bildfüllend, auch er ist für dieses Instrument zu groß. NGC 3114 paßt da schon besser hinein, ein sehr reicher Haufen in einer tollen Milchstraßengegend.

Doch jetzt muß es sein: Omega Centauri! Schon in dem Weitwinkelokular der Sternwarte ist er ein Traum, mehr als die Hälfte des Gesichtsfelds ist dicht mit unzählig vielen, nadelspitzen Sternen gefüllt (das Justieren hat sich ausgezahlt). Mit dem 19mm Panoptic ist das Gesichtsfeld mit dem inneren Bereich dieses -- Objekts gefüllt, voll mit Sternen. Ein "Netzwerk" aus helleren, rötlichen Sternen liegt über einer leicht diffus anmutenden Scheibe aus schwachen, bläulichen Sternen, und es fällt das Fehlen eines Zentrum auf. Nein, das sieht nicht mehr wie ein Kugelsternhaufen aus, doch eher schon wie eine Zwerggalaxie.

Wir wollen vergleichen und stellen, ungewöhnlich für diesen Ort, M13 ein. Welch ein Unterschied! Viel kleiner, konzentiert, von der Flächenhelligkeit in der Mitte mit Omega Centauri vergleichbar, aber während Omega Centauri das Gesichtsfeld des 19mm Panoptic sprengt, verliert sich M13 fast darin. Nächstes Vergleichsobjekt: M22 im Schützen. Er steht sehr hoch. Doppelt so groß wie M13, reich und konzentriert, ein wunderschöner Anblick, ungewöhnlich ist die reiche Milchstraßenumgebung. M22 ist nach Omega Centauri und 47 Tucanae der drittgrößte Kugelsternhaufen am Himmel.

Der Vergleich wird fortgesetzt mit NGC 6752 im Pfau. Er ist so hell, daß er spielend mit freiem Auge gesehen werden kann, was das Einstellen erheblich erleichtert. Ein Blick durchs Fernrohr - immer mit dem gleichen Okular - zeigt, warum. Der Kugelsternhaufen ist klein, etwas größer als M13, aber sehr locker und hat sehr helle Sterne. Es handelt sich hier um einen in Wirklichkeit sehr kleinen, aber sehr nahen Kugelsternhaufen. Ein Schwenk zu NGC 6397 im Altar zeigt wieder eine andere Erscheinungsform von Kugelsternhaufen. Auch größer als M13, etwas dichter und runder als 6752, aber immer noch sehr locker und mit sehr hellen Sternen, also offenbar auch ein sehr naher Kugelsternhaufen. Auffällig ist hier ein "Ring" aus helleren Sternen um das leicht diffuse Zentrum.

Den Abschluß des Kugelsternhaufen-Vergleichs macht M4, der praktisch im Zenit steht. Auch sehr locker, und hier ist der vertikale Balken aus helleren Sternen besonders markant.

Da wir schon in dieser Region sind, stehen nun die Nebel um das Milchstraßenzentrum auf dem Programm. Gar nicht leicht einzustellen bei dieser tollen Durchsicht. M16 macht den Anfang, und ohne Probleme (und ohne Filter!!!) ist hier der Nebel, der in den Sternhaufen eingebettet liegt, ganz deutlich zu sehen. M17 zeigt nicht nur den Kernbereich, sondern viele Ausläufer, die an den Rand des Gesichtsfeldes laufen. M8 ist zu groß für dieses scheinbare Gesichtsfeld, dafür ist das "Schlüsselloch" (Nr. 2), eine eingebettete Dunkelwolke, sehr gut zu erkennen, der ganze Nebel reich an Details. M20 zeigt ebenfalls seine Strukturen ohne große Probleme.

Die kleine Magellansche Wolke steht jetzt wieder rund 10° hoch und daher wenden wir uns ihr noch einmal zu. 47 Tuc ist jetzt ein Traum, kommt knapp nach Omega Centauri. Doch während dieser eine geradezu majestätische Ruhe ausstrahlt, wirkt 47 Tuc mit seinem hellen, stark konzentrierten Zentrum fast aggressiv. Die kleine Magellansche Wolke ist im Feldstecher sehr deutlich und vor allem am unteren (nördlichen) Ende reich strukturiert, wobei zwei helle Gebiete auffallen (NGC 362, ein heller Kugelsternhaufen, steht etwas abseits und ist auch im Feldstecher sehr deutlich).

Zu unserer großen Überraschung lassen sich die zwei hellen Gebiete in der SMC teilweise in Sterne auflösen, es handelt sich um zwei hochinteressante Gebiete, die auf einmal ins Gesichtsfeld des 19mm Panoptic am C8 passen. Man kann in der SMC regelrecht stöbern!

Zwischendurch "spechteln" wir auch mit den Instrumenten der anderen, die auf den Säulen vor der Farm montiert sind. So ergeben sich viele vergleichende Blicke zu Omega Centauri, der immer wieder umwerfend ist. Doch man bekommt auch neues zu sehen; in Robert Edelmaiers C11 beobachten wir NGC 5128 (Centaurus-A), in der die beiden dunklen Staubbänder ganz deutlich erscheinen, M83 (sehr groß und mit Andeutungen einer Spiralstruktur) und M104, dessen Anblick mich sofort an eine Fotografie erinnert, so deutlich ist er ...

Zum Schluß noch ein Streifzug mit dem Feldstecher nach Dunkelwolken; vor allem der Pipe-Nebel (mit der Verlängerung "Snake-Nebel ") ist sehr auffällig und nach dem Kohlensack die zweitauffälligste Dunkelwolke in der Michstraße. Auch er steht nahe dem Zenit.

Fazit: Auch wenn wir wegen des fehlenden Equipment sehr eingeschränkt waren, war es doch eine sehr gute Nacht zum (wieder) Kennenlernen des Südhimmels und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten standen auf dem Programm.