Sterne über Wien

Winterferienspiel 2002/2003

Es kann nicht immer klappen mit dem Wetter, das muss allen klar sein, die sich mit Astronomie in unseren Breiten beschäftigen; doch so hart wie diesen Winter hat es unser Programm noch nie getroffen; letztlich retteten zwei (!) Abende die ganze Aktion und liessen sie mit über 200 Interessierten doch noch zum Erfolg werden!

Der Plan

Wir hatten für diesen Winter unsere mobile Sternwarte unter das Motto "Sterne über Wien" gestellt. Der Titel deutet schon darauf hin, daß es kein besonderes Himmelsereignis in den Winterferien 2002/2003 geben sollte, auf das wir unsere Aktion aufhängen können hätten. Der Mond war nicht am Abendhimmel, Neumond war am 2. Jänner, also mitten in den Ferien. Von den Planeten standen Merkur (tief im Westen) und Saturn (tief im Osten) ungünstig. Also blieb der Blick zum Sternenhimmel mit seinen Sternen und Sternbildern, und das war auch schon das zentrale Thema. "Was sind Sterne?" und "Warum gibt es Sternbilder?" sollte spielerisch erläutert werden.

Das Wetter

Der Blick zum Himmel erfordert klare Sicht; keine Wolken dürfen den Himmel verschleiern, von Niederschlag ganz zu schweigen. Doch da muss eben das Wetter mitspielen, und so wird an sich schon jeder Aktionstag spannend. Der Wetterbericht kann nur eine grobe Orientierung liefern in unserer Gegend. Gerade im Winter kommt es mitunter vor, daß es im 18. Bezirk bei bedecktem Himmel schneit, während in Schönbrunn die Sonne vom Himmel lacht. Alles schon erlebt ...

Der erste Termin der Aktion war der letzte Einkaufssamstag, der 21. Dezember. Zahlreiche Anrufe bei unserer Hotline liessen vermuten, dass viele Familien dem hektischen Stress der letzten Tage vor Weihnachten unter den Sternenhimmel entfliehen wollen. Doch das Wetter an diesem 21. Dezember zeigte sich von einer für die Jahreszeit nicht untypischen, aber äußerst unerfreulichen Seite: Eine Warmfront näherte sich nach einer längeren, intensiven Kälteperiode unserer Region. Die Folge: Gefrierender Regen. Um 15 Uhr musste die Höhenstrasse gesperrt werden, nachdem nicht einmal mehr Streufahrzeuge - und damit auch nicht der Bus der Linie 38A - auf den Kahlenberg gelangen konnten. Wie im Vorjahr fiel auch diesmal der erste Termin ins Wasser und um nicht auf dem Glatteis auszurutschen, gab es nur eines: Absage.

Die Grosswetterlage änderte sich nur wenig über die Weihnachtsfeiertage. Es blieb relativ mild, aber regnerisch. Und nebelig. Unser nächster geplanter Termin war Freitag, 27. Dezember, im Donaupark. Nachdem der Vormittag noch nicht ganz hoffnungslos gewesen war, begannen wir mit dem Verladen unserer mobilen Sternwarte in Wien 14, wo das Wetter bis 14 Uhr zumindest ein Trockenprogramm zuzulassen schien. Informationen aus dem Donaupark verhiessen dichten Nebel. Vom Mischek-Turm war der nur wenige 100m entfernte Donauturm nicht zu sehen. Und dann begann es, aus der Nebeldecke zu schneien. Niederschlag. Eine Absage war unvermeidlich; unser einsamer Posten im Donaupark vermeldete aber auch keine einzeige Familie, die bei diesen grauslichen Bedingungen Sterne über Wien gesucht hätte.

Nächste Chance: Samstag, 28. Dezember, auf dem Kahlenberg. Doch das Wetter der Vorwoche sollte sich wiederholen. Es war kälter geworden und gefrierendes Nieseln machte erneut die Höhenstrasse unpassierbar. Und zwang uns erneut zur Absage. Das war noch nie da. Wir wurden allmählich nervös.

Nach Neujahr stellte sich die Wetterlage um. Schon die Silvesternacht war sternklar gewesen, und abgesehen von einer kurzen Störung am 2., die uns ein wenig Regen bescherte, war die Wetterlage gut. So konnte der vierte Aktionstag, Freitag, 3. Jänner, im Donaupark, bei klarem Himmel durchgeführt werden - 130 Erwachsene und Kinder hatten sehnsüchtig auf einen Blick zu den Sternen gewartet. Doch die Wetterlage sollte wieder kippen. Eine Kaltfront war für 4. Jänner angesagt, doch wir pokerten bis zuletzt. Und unter schweren, schwarzen Wolken, fallenden Temperaturen und in Erwartung jederzeit einsetzenden Regens oder Schneefalls zogen wir zumindest ein Trockenprogramm auf dem Kahlenberg durch, für das über 70 Interessierte sehr dankbar waren. So war das Ferienspiel doch noch gerettet.


3. Jänner, Donaupark: Endlich klappt es!
Die paar Wolken lösen sich bald auf.

4. Jänner, Kahlenberg: Szene aus "Der Herr der Ringe"?
Die düsteren Wolken der Kaltfront konnten uns nicht aufhalten.

Sternbilder

Sternbilder faszinieren, reg(t)en die Fantasie der Menschen an, werden mitunter mit Sternzeichen verwechselt, aber was sind sie eigentlich? Wir hatten uns für heuer vorgenommen, spielerisch zu erläutern, was Sternbilder sind, und hatten dazu ein Sternbild ausgewählt, das viele kennen: Die Cassiopeia, das "Himmels-W". Es steht in den Weihnachtsferien am Abend hoch über uns; gesehen haben wir es leider nie: Denn am einzige klaren Tag, am 3. Jänner, wurde es von der Scheinwerferbatterie des Donauturms überstrahlt. Aber wir haben eine Anleitung gegeben, wie man es am Himmel finden kann, und gleich erklärt, was "Lichtverschmutzung" ist (Anm.: Die Aufhellung des Himmels durch Lichtquellen, die nicht nach unten gerichtet sind und somit der Sicherheit der nächtlichen Bevölkerung keinen Dienst erweisen können, bzw. die Beleuchung von Flächen, die aufgrund ihrer Widmung in der Nacht nicht beleuchtet werden müssten).

Die Cassiopeia eignet sich hervorragend zur Erklärung, was Sternbilder eigentlich sind:

Cassiopeia

Mit wenigen Worten - und vor allem spielerisch - lässt sich erklären, wieso wir am Himmel Sternbilder sehen können.

Wir spielen "Sternbild" (links Donaupark, rechts Kahlenberg): Mit einer Taschenlampe ausgestattet nehmen die Kinder die
(vorher von uns gekennzeichnten) Plätze der Sterne ein - jeder Stern steht in einer anderen Entfernung, aber von unserem
Standpunkt aus betrachtet, sehen wir das Sternbild so, wie wir es gewohnt sind. Es gehört schon ein wenig Chroreografie
dazu, eine echte "Cassiopeia" zu erzeugen, aber es gelingt - und macht dabei auch noch Spass!

Sterngucken

Der Blick durchs Fernrohr ist doch durch nichts zu ersetzen. Leider hatten wir ein einziges Mal dazu Gelegenheit, am 3. Jänner im Donaupark. Da war der Andrang auch enorm, und unsere Helfer an den beiden Fernrohren hatten alle Hände voll zu tun. Zu sehen gab es viel: Einen seltenen Blick auf den innersten Planeten, Merkur. Er ist nur selten zu sehen, weil er so nahe bei der Sonne steht. Dann natürlich Saturn, für viele der schönste Anblick im Fernrohr überhaupt. Und freilich auch noch ein paar andere Sterne, aber die werden im Fernrohr zwar heller, aber nicht größer. Und sie funkeln, doch das tun sie nicht wirklich, sondern nur wegen der Lufthülle der Erde und auch unsere Augen tragen dazu bei.

Durch ein starkes Fernrohr schauen zu können, ist doch das interessanteste an unserer Station. Unsere Instrumente -
sie sind so leistungsstark wie auf einer richtigen Volkssternwarte und finden dank modernster Steuerung alle Objekte am Himmel
ganz von alleine - sind betriebsbereit und bald ist der Andrang enorm. Manch junger angehender Astronom bringt sein eigenes
Fernrohr mit und wir stehen, trotz des Andrangs, mit Rat und Tat hilfreich zur Seite. Denn aller Anfang ist schwer.

So ganz "nebenbei" gab es am 3. Jänner an einem Nebeninstrument, einem starken Feldstecher, noch einen Kometen zu sehen: C/2002 X5 (Kudo-Fujikawa) war in Bernhard Dewaths Feldstecher klein und recht unscheinbar zu sehen, noch keine wirklich grossartige Erscheinung!

Saturn

Den "Hernn der Ringe" am Himmel können wir natürlich auch diesen Winter nicht auslassen, denn (noch) steht er während der Weihnachtsferien am Abend im Osten und er ist im Fernrohr einfach ein unvergesslicher Anblick.

Saturn

Saturn im Fernrohr, ein Anblick, auf den es sich zu warten lohnt. So, wie hier abgebildet, sieht man Saturn wirklich
durch unsere starken Fernrohre, denn das Bild wurde am gleichen Instrument und am gleichen Abend mit einer ganz
normalen Webkamera durch unser 30cm Teleskop aufgenommen!

Die mobile Volkssternwarte

Die mobile Volkssternwarte hat sich, auch wenn sie diesmal nur zwei Mal zum Einsatz gelangen konnte, wieder einmal bewährt. Vielleicht machen wir sie in Zukunft etwas wetterfester und vielleicht können wir auch die mediale Präsentation des Sternenhimmels noch verbessern. Wir werden sehen.

Nur zweimal in diesem Winterferienspiel kam unsere mobile Volkssternwarte zum Einsatz, am 3. Jänner im Donaupark (oben)
und am 4. Jänner auf dem Kahlenberg (unten). Doch beide Male war die Aktion ein Erfolg, konnte wir dank dieser Einrichtung
doch über 200 jungen Wienerinenn und Wienern einen Eindruck von der Schönheit des Sternenhimmels vermitteln.

Herzlichen Dank an WienXtra, dass wir auch heuer wieder "mitspielen" durften. Und herzlichen Dank an unser fleißiges Ferienspielteam:

Silvia Bäs-Fischlmair
Bernhard Dewath
Anneliese Haika
Arthur Heinz
Ottokar Lhotsky
Michael Menedetter
Wolfram Patzl
Hanne Schulmeister

Alexander Pikhard