Best Planets Ever ...

Universitätssternwarte, 24. 02. 2003

20030224api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
 
e-Mail:apikhard@utanet.at
 
Datum:24. 02. 2003
 
Zeit:19.00 bis 22.30 MEZ
 
Ort:Universitätssternwarte
 
Instrument:68cm-Refraktor
 
Bedingungen:

Durchsicht:1 Freis. vis. Grenzgröße:5.0
Aufhellung:2 Seeing:1
Wind:kein aus keine Angabe  
Temperatur:-3 °C Luftfeuchtigkeit:trocken %
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Ein kleines Grüppchen von WAA-lern hat sich an diesem legendären Abend eingefunden, um mit einem wirklich großen Instrument - dem 68cm-Refraktor der Wiener Universitätssternwarte - zu den Planeten Jupiter und Saturn zu blicken. Dr. Ernst Göbel, assistiert von unserer Silvia Bäs-Fischlmair, hat sich in dankenswerter Weise wieder einmal für uns Zeit genommen.

Die Stimmung ist gut; anhaltend schönes Wetter hat uns schon einige schöne Abende beschert und wenn auch das Seeing der letzten Tage hält ... ?! Thomas Weiland bringt es auf den Punkt: So gut wie heuer wird man Saturn erst wieder in 30 Jahren beobachten können!

Um die visuellen Beobachter nicht zu stören, waren die Fotografen der Gruppe bereits eine Stunde früher vor Ort und hatten den anderen damit schon etwas voraus. Aber verraten wurde nichts, obwohl z.B. ich schon einige GB mit Daten auf der Festplatte hatte, die ... aber es wird ja nix verraten!

Die Gruppe steigt die mächtige Freitreppe und dann die schmale Stiege zum Refraktor hinauf; bei denen, die zum ersten Mal dieses riesige Teleskop sehen, macht sich erstmals Staunen breit. Und was kann das Ding?

Das Rohr ist auf Saturn gerichtet. Und es ist dann eigentlich jedesmal das gleiche, egal, ob ein erfahrener Beobachter ans Rohr tritt oder jemand, der vielleicht einen der ersten Blicke wagt: Zunächst einmal Stille. Und dann jene Geräusche, die deutlich machen, dass man seinen Gefühlen mit Worten nicht mehr Ausdruck verleihen kann.

Der Blick zu Saturn. Man glaubt, ein Foto zu betrachten. Das riesige Rohr zeigt steil zum Himmel, durch den Kuppelspalt, und praktisch kein Seeing verzerrt den Ringplaneten. Da ist die Kugel. Oval, dottergelb, und ohne Schwierigkeiten erkennt man zwei dunkle Bänder, die dunkle Polkalotte, einige helle Flecken. Aber dann - die Ringe. Nicht einer, nicht zwei ... Die Cassini-Teilung ist keine Frage, sie zieht sich mächtig und breit rund um den Planeten. Von der Teilung nach außen der dunklere A-Ring; Encke-Minimum ist auch keine Frage, Encke-Teilung blickweise sehr deutlich. Der B-Ring; hell, fast weiß; mit einigen unscharfen Teilungen und an den "Ansen" sogar blickweise dunkle Speichen. Dann der C-Ring: Rotbraun, ein Saum, der zum Saturn hin im Nichts verschwindet und sich vor Saturn wie ein matter Schleier über den durch ihn durch scheinenden Planetenkörper legt. Außen dann die Monde. Titan, ein deutliches Scheibchen. Nach innen Rhea, Dione und Tethys. Und malerisch in Elongation, dicht beisammen stehend, Enceladus und - jawohl! - Mimas. Deutlich.

Die meisten fassen es nicht. Und da wir wenige sind, gehen sich zwei, drei, vier Blicke aus.

Ich habe es zuvor mit der Philips ToUCam Pro auf Festplatte festgehalten. Ein müdes Abbild des visuellen Eindrucks, aber doch:


Saturn, Mittel aus ca. 400 Frames zu je 1/25s.

Otto beschreibt es am besten: Dieses Bild muss man im Kopf festhalten. Wir hatten oft Pecht mit im voraus angesetzten Beobachtungsterminen. Heute haben wir alles Glück der Welt: Das beste Wetter, mit Seeing unter einer halben Bogensekunde, zum bestmöglichen Zeitpunkt.

Silvia schwenkt das riesige Rohr zum Jupiter; andere helfen mit Kuppel und Hebebühne. Es geht zu wie auf einem Schiff während eines schwierigen Maneuvers. Dann eben Jupiter.

Riesengroß und hell steht die abgeplattete Scheibe des Planeten im Gesichtsfeld. Zunächst fällt das eigenartige Gelb auf, das auch auf die Farbkoorektur des Objektivs zurückzuführen ist. Je länger man schaut, desto mehr Strukturen kommen heraus. Bänder, Zonen, Ovale, Filamente, Balken, Girlanden, Brücken und schließlich auch der Große Rote Fleck. Unmöglich, die Atmosphäre in wenigen Worten zu beschreiben. Die Monde sind deutliche, ruhige Scheibchen. Io ist rötlich und blickweise glaube ich, eine dunkle Struktur auf ihr zu erkennen. Ganymed ist deutlich größer, Europa deutlich kleiner. Ein Traum! Wie gemalt, meinen viele.

Auch hier halte ich Jupiter mit der WebCam fest. Es ist nicht möglich, den visuellen Eindruck nachzuempfinden, es ergibt sich automatisch ein kontrastverstärkter, doch die Details sind alle da:


Jupiter, Mittel aus ca. 2 x 500 Frames zu je 1/33s.

Beide Aufnahmen wurden um 30+erkleinert, um Schärfe zu gewinnen. Addiert wurden sie mit Registax. Sie zeigen Details, wie wir sie nur von HST- oder Voyager-Bildern her kennen. Man kann die moderne Technik verfluchen, aber für uns Freizeitastronomen hat sie Möglichkeiten geschaffen, von denen wir vor einigen Jahren nicht einmal träumen durften ...

Es war eine Sternstunde. Sie wird allen, die sie erleben durften, ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Noch einmal herzlichen Dank an Herrn Dr. Göbel für diesen wunderbaren Abend!