WAA Transit Party

Merkurtransit, 7. Mai 2003

Wochentag; keine gute Voraussetzung für ein astronomisches Ereignis unter Tags, viele müssen zur Arbeit, auf die Uni oder in die Schule. Streik war gestern, und der hat uns jegliche Ankündigung unserer Aktivitäten gekostet. So blieb die Öffentlichkeit praktisch uninformiert von dieser interessanten Himmelserscheinung, die aber ohnedies nur für Insider spektakulär sein dürfte.

Umso erfreulicher, dass sich schon in den frühen Morgenstunden rund 30 Mitglieder unseres Vereins auf der Kahleberbergterrasse eingefunden haben; in Summe werden rund 50 Mitglieder mit mehr als 20 Instrumenten das Ereignis beobachten und einer doch erfreulichen Schar von über 100 interessierten Gästen - darunter auch eine Schulklasse - den ersten Merkurtransit seit 30 Jahren zeigen. So gross war unsere mobile Sternwarte noch nie!

Anstelle vieler Worte hier jetzt unser Stimmungsbericht ...


Smog liegt über der morgendlichen Downtown ...

Aufbau in der Frische des Morgens


Aufbau nach Sonnenaufgang; auf dem Kahlenberg weht ein unangenehm kühler Wind, der Ottos Shop boomen lässt: Die Sweater gehen weg wie die warmen Semmeln!

Ist das eine Aussicht! Die paar Cirren am Himmel stören nicht. Schon eher der Wind, aber der legt sich zum Glück bald.

Hier entsteht eine morgendliche Star Party - nein, eine Transit Party

Besuch von Wien Heute


Zeitig am Morgen besucht uns ein Kamerateam des ORF unter der Leitung von Dr. Norbert Fiala. Das Team verfolgt interessiert den Aufbau unserer Station und den Eintritt des Merkur. Hier der (hoffentlich erfolgreiche) Versuch, durch ein Fernrohr zu filmen. Im Kamerasucher hat es ja gut ausgesehen!

Die fanzösichen "Solarscopes" haben es dem Team angetan, aber diese simplen Geräte sind ja auch zu faszinierend. Ausserdem lässt sich die Sonne gut abfilmen.

Die ruhige Phase

Durch das (streikbedingte ?) Ausbleiben einer Vorankündigung waren wir die ersten drei Stunden so gut wie allein auf der Terrasse, während unter uns die Stadt langsam erwachte.


Alle Instrumente sind auf die Sonne gerichtet, und wie es sich gehört ausschließlich mit Objektivsonnenfiltern. Nach der kurzen Hektik des ersten und zweiten Kontakts kehrt jetzt Routine ein.

Ein Team der MA48 sind unsere ersten Gäste. Sie erweisen sich als sehr interessiert und haben von unserer Station im Internet gelesen. Die neuen Zeiten sind nicht aufzuhalten!

Die Transit Party ist voll im Gang. Jetzt, wo keine Hektik herrscht, wird erst einmal gefrühstückt. Beherzte Mitglieder haben ein mehr als reichliches Frühstücksbuffet aufgebaut.

Mehr oder weniger technisches


So simpel und so kompliziert kann Astronomie sein. Das französiche "Solarscope" ist ein simples Projektions-Spiegelteleskop aus Pappe, das in kürzester Zeit aufgebaut und eingerichtet ist. Daneben High Tech ...

Duchschauen (bzw. Filmen und Fotografieren) ist nicht alles, Information gehört auch dazu. Nachdem sich der Wind gelegt hatte, steht dem Aufbau des Zeltes mit den Informationstafeln nichts mehr im Weg.

Ja, so ein Refraktor gibt auch bei der Sonne ein gutes Bild. Und die Baader-Folie schlägt in punkto Schärfe so ziemlich alles.

Video. Aber nicht Echtzeit, sondern Zeitraffer. Die mehr als 5 Stunden Transit schaut sich sowieso niemand mehr in Echtzeit an.

Jetzt wird gebildet

Gegen 10 Uhr treffen doch die ersten Besucher ein, und mit dem Eintreffen einer Schülergruppe beginnen wir dann mit unserem offiziellen Bildungsprogramm: Es wird nicht nur am Fernrohr erläutert, sondern auch anhand der Poster im Zelt die Theorie anschaulich präsentiert.


Bei so vielen Teleskopen können sich die Sch¨lerinnen und Schüler aussuchen, wo sie durchschauen wollen.

Die Solarscopes sind natürlich ein Hit. Zum Erläutern ist Projektion natürlich gut geeignet, aber bitte nur mit entsprechendem Gerät!

Blick in ein Solarscope. Die Zeichenbögen der ESO passen auch genau hinein. Sicher kein Zufall!

Auch die Beobachtung im H-Alpha-Licht ist spektakulär, wachsen doch am südlichen Sonnenrand zwei mächtige Protuberanzen aus der Sonne.

Ab und zu eine Pause


Mehr als 5 Stunden dauert der Transit, da ist schon oft eine Pause drin, vor allem zwischen den Besucherströmen. Ausserdem wird es warm und der Schatten eine mehr als willkommene Abwechslung.

Alles frei! Wo soll ich bloss durchschauen???

Die mobile Sternwarte in Aktion

Wenn man sich auf so einen markanten Aussichtspunkt stellt, dann kommen auch unerwartet Gäste. Auch wenn es dann und wann Sprachprobleme gibt, interessiert sind die meisten.


Jetzt kommt Ferienspielstimmung auf. Kein Wunder, an so einem herrlichen Tag, der eigentlich besser in den Sommer passt. Uns kann es nur recht sein: Wann hat man schon so herrliches Wetter bei einer so seltenen Himmelserscheinung?

Jetzt scharen sich alle um die Teleskope. Lange Wartezeiten gibt's trotzdem nicht.

Wetten, viele sehen zum ersten Mal einen Planeten? Und noch dazu in schwarz!

Es war ein Fest. Mehr als 5 Stunden und keine Langeweile, viel Zeit zum Plaudern, Erklären, Ausprobieren, Durchschauen, Fotografieren, Pausen. Könnten totale Sonnenfinsternisse nicht auch so lange dauern? Oops, jetzt werden wir aber unbescheiden ... und hätten sie auch gerne öfter!

Und - der Probelauf für den Venustransit am 8. Juni 2004 ist gelungen; hoffentlich merkt sich das auch das Wetter!

Wird laufend um aktuelle Bilder und Kommentare ergänzt.