CCD-Nacht

Sternwarte Mariazell, 25. 07. 2003

20030725api21.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:25. 07. 2003
Zeit:21.30 bis 02.30 MESZ
Ort:Sternwarte Mariazell
Instrument:12" Meade LX-200, StarlightXpress MX916, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:

Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:sehr gut (1)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:6.5
Temperatur:15 °C
Luftfeuchtigkeit:sehr feucht
Wind:kein
Bemerkungen:Sehr klar, aber kühl und feucht

Bericht:

Die Beobachtungsnacht beginnt schon mit Sonnenuntergang. Erstes Ziel ist Merkur, der im Fernrohr ganz deutlich ist. Mit freiem Auge ist er allerdings nicht zu erkennen.


Merkur, DigiCam Schnappschuss

Im Zuge der sehr klaren ersten Nacht der heurigen WAA Summer Star Party in Mariazell baue ich im freien vor der Sternwarte mein LX-200 auf; leider an einer Stelle, an der der Boden bei jedem Schritt nachschwingt, was meine CCD-Ergebnisse leider nicht sehr berühmt macht. Aber wie es sich für eine Star Party gehört, will ich nicht aufs ganze gehen, sondern experimentieren.

Experiment 1: Andreas Berthold von unseren AstroExperts, die der Star Party mit ihrem umfangreichen "Spielzeug" die richtige Würze geben, borgt mir ein RGB-Filterset. Ich wage mich an meine erste Farb-CCD-Aufnahme. Da der Ringnebel zu hoch steht (eine Konfiguration, mit der ich auch im Zenit CCD-Aufnahmen machen kann, entdecke ich erst in der zweiten Nacht), wage ich mich an den Hantelnebel. Drei Aufnahmeserien (je eine mit Rot-, Grün- und Blaufilter) zu je ca. 10 Aufnahmen zu je 20 Sekunden werden zu einem RGB-Komposit kombiniert. Um ein Gefühlt für die Filter zu bekommen, mache ich vorher eine Serie an der unscharf eingestellten Vega (sie ist die weisse Lichtquelle schlechthin), um die Korrekturfaktoren für die Filter zu ermitteln.

Das Ergebnis ist nicht schlecht, obwohl ich wie gesagt nicht optimal aufgestellt war und auch auf Dunkelstrom und Flatfield verzichtet habe:


M27, RGB-Komposit, Beschreibung siehe Text.
Meine erste Farb-CCD-Aufnahme!

Das Bildfeld ist eingeschränkt, da durch die Bildfelddrehung bei der azimutalen Moniterung die Randbereiche unbrauchbar sind. Aber ich bin zufrieden. Auch wenn die Aufnahme dieses Objekts rund eine Stunde in Anspruch genommen hat ("klassische" Fotografen werden jetzt lächeln), vielleicht wende ich mich dieser Technik doch noch zu.

Experiment 2: Verwendung des Starlight f/3.3 Reducers an meinem 12" LX-200, der diesem die unglaubliche Brennweite von nur einem Meter verleiht, verbunden mit einem entsprechend grossen Gesichtsfeld. Leider zeigt sich hier, dass die Verzeichnung am Rand schon nicht mehr tolerierbar ist. Trotzdem hier ein paar Ergebnisse.


M8, 22x20 Sekunden

M22, 24x20 Sekunden

Der sehr lockere Kugelsternhaufen M55, 22x20 Sekunden

Der alte Galaxienkern M54, 17x20 Sekunden

Die Zwerggalaxie NGC 6822, 23x20 Sekunden

M31, 21x20 Sekunden

Es ist klar, aber sehr freucht heute Nacht, alles schwimmt. Die anfangs in Windeseile gebastelten Taukappen erweisen sich als goldrichtig, doch nach und nach geben sie auch auf. Mit schon beschlagener Schmidtplatte wende ich mich dem Mars zu, der gegen 2.30 Uhr schon so hoch steht, dass das Seeing akzeptabel wird. Und siehe da, die beschlagene Optik scheint wie ein Gitter die Sache etwas nachzuschärfen, ich brauche zwar mehr Belichtung, aber dennoch gelingt mir mit 2x-Barlow (6m Brennweite) eine bessere Aufnahme als kurze Zeit später am 16" LX-200 in der Kuppel. Ein würdiger Abschluss einer doch recht erfolgreichen und vor allem lustigen Nacht.


Mars, 6m Brennweite, mittel aus den besten 85% von rund 600 Aufnahmen.