Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||
Datum: | 20. 11. 2003 | ||||||||||||||
Zeit: | 21.15 bis 22.30 MEZ | ||||||||||||||
Ort: | Seminarhotel Springerschlössl | ||||||||||||||
Instrument: | 12" Meade LX-200, freies Auge, Olympus Camedia C-3000 | ||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Am vierten Abend unseres Grundkurses "Erlebte Astronomie, Teil 1" im Spinger-Schlössl ist es erstmals klar, sodass wir im Anschluss an den Vortrag gegen 21 Uhr im Park zwei Teleskope aufbauen können, um ein paar Blicke zu Mars, Saturn und anderen Gestirnen werfen zu können.
Das Seeing ist ungewöhnlich gut und sogar der Mars ist bei 150x noch ein recht beachtlicher Anblick mit deutlicher Phase, dunklen Flecken und Andeutungen einer Polkappe. Saturn ist traumhaft und kann bis 420x beobachtet werden. Die Cassini-Teilung ist deutlich und einige Monde stehen nett verteilt um den Planeten herum.
Mit der Digitalkamera, einfach ans Okular gehalten, gelingen ein paar ganz gute Schnappschüsse. Astrofotografie kann im Jahr 2003 schon recht einfach sein. Doch dann nimmt der Abend einen unerwarteten Verlauf ... Ich bemerke, dass mein Handy, auf lautlos gestellt, permanent läutet - ich merke es am rütteln. Einige versäumte Anrufe. Während meine Kursteilnehmer den Saturn bewundern, rufe ich zurück. Die Nummer kenne ich nicht ... Es ist Dr. Otto Braumandl von Antares, er ist mit Gabi Gegenbauer auf der Sternwarte in Michelbach. Er kann sich gar nicht richtig fassen, schwärmt von - Polarlichtern, bis in den Zenit! Auch Günther Eder, er ist gerade in Wien bei einem Vortrag, berichtet von ähnlichen Anrufen aus dem Mühlviertel. Seltsam, die Warnung war doch schwach ... Es entsteht eine eigenartige, spannungsgelade Stimmung unter den verbliebenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieses Kursabends. Der Himmel wird abgesucht, und das ist schwer, denn der Stadthimmel spielt alle Farben. Die Natriumdampflampen der nahe gelegenen Grünbergstrasse tauchen den Himmel auch in ein komisches Orangerot. Immer Vermutungen, dann ein "ich weiss nicht so recht". Ich mache bei jedem Verdacht Kontrollaufnahmen mit der Digitalkamera, denn schon am 29. Oktober wurde mir klar, wie schwach ein Polarlicht für das freie Auge ist. Dann geht ein Aufschrei durch die Menge. Hinter den Bäumen des Parks, im Nordwesten, ist der Himmel feuerrot. Nicht zu übersehen, eine ganz andere Farbe als das Natriumgelb der Strassenbeleuchtung, das charakteristische Rot des ionisierten Stickstoffs. Keine Frage, ein Polarlicht. Welch Zufall - heute haben wir im Kurs über die Sonne gesprochen und mit Polarlichtern als markanteste Auswirkung auf die Erde abgeschlossen. Das muss einem - in Mitteleuropa - einmal passieren: Über Polarlichter reden und dann gleich eines herzeigen können! Die Digicam-Fotos lassen keinen Zweifel mehr offen: Es ist ein Polarlicht, und was für eines. Heller als am 29. 10., deutlich sogar mitten aus Wien. Muss das ein Anblick von ausserhalb der Stadt sein ... Gegen 22.30 Uhr verblasst die Sache vorerst und nach Blicken zum Andromedanebel und den Pleiaden bauen wir ab. Auf der Heimfahrt höre ich im Radio über Beobachtungen von der Obersteiermark bis ins Burgenland. Ein spektakulärer Abend. Astronomie kann wirklich spannender als ein Krimi sein! Und: Wir hatten schon wieder enormes Glück. Nur wenige Stunden später fällt dichter Nebel ein. |