| Beobachter: | Doris Istrate | ||||||||||
| Datum: | 09. 02. 2004 | ||||||||||
| Zeit: | 17.00 bis 23.00 MEZ | ||||||||||
| Ort: | Edlitz-Wieden | ||||||||||
| Instrument: | 10"-Dobson | ||||||||||
| Bedingungen: |
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| Bericht: | Eigentliche wollten wir schon Anfang dieser Woche auf die Jagdhütte fahren, weil der Himmel strahlend schön war und der Mond über das ganze Gesicht lachte, aber wir schafften es erst Freitag Nacht. Dort leuchtete der Mond dann zwar schemenhaft durch die Wolken, aber es war kein einziger Stern zu sehen. Der Samstag war dann schön und sonnig, man konnte in kurzen Ärmeln herumlaufen, aber als am Abend Wolken aufzogen, wurde es wieder keine Beobachtungsnacht. So blieb nur der Sonntag, der sich wechselhaft und bitterkalt präsentierte. Am Nachmittag setzte jedoch ein wildes Schneegestöber ein und die letzte Hoffnung schwand dahin. Um so größer war die Überraschung, als es in der Dämmerung plötzlich aufklarte und ein herrlicher, dunkelblauer Himmel mit einer strahlenden Venus sich sehr verheißungsvoll präsentierte. Also schleppte ich schnell das Teleskop hinaus, um es auskühlen zu lassen. Die Temperatur war rasant gefallen, lag unter Null Grad. Es wehte zwar ein eiskalter Wind, aber er beunruhigte mich nicht besonders, denn der Dobson in der Rockerbox ist ja wesentlich standfester als ein Teleskop auf einem dreibeinigen Stativ, mit dem ich vor Jahren schon schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Ich rüttelte sicherheitshalber an dem Dobson um seine Standfestigkeit zu prüfen, aber er stand wie ein Fels in der Brandung. Anschließend richtete ich in der Hütte meinen neuen Laptop her, um die folgenden Beobachtungen gleich festhalten zu können. In meiner Begeisterung registrierte ich leider nicht, dass sich der Wind innerhalb weniger Minuten zu einem richtigen Sturm entwickelte, mit ungeheuren Böen. Plötzlich hörten wir draußen einen Kracher. Panikartig stürzten wir aus der Hütte und tatsächlich, was ich nicht für möglich gehalten hatte, war eingetreten. Mein Dobson lag am Boden, der Länge nach hingestreckt. Oh nein, nicht schon wieder + ! Völlig verschreckt hob ihn auf + würden Glasscherben scheppern? Nein, der Spiegel war nicht zerbrochen, auch das Pentax-Okular und der Telrad schienen in Ordnung zu sein. Rasch brachte ich den Dobson in der Hütte in Sicherheit. Aber hatte es vielleicht den Okularauszug verschlagen? Und/oder war ein Spiegel verzogen? Ich wollte es prüfen, aber der Sturm wurde immer ärger, nahm orkanartigen Charakter an, so begann das große Zittern. So schnell, wie der Sturm gekommen war, legte er sich nach einer Stunde auch wieder. Ich schleppte meinen Dobson wieder hinaus und riskierte einen Blick durch+s Okular, nicht ohne Bauchweh. Der Okularauszug hatte nichts abbekommen, der Telrad funktionierte auch einwandfrei, war sogar noch zentriert, und der Spiegel? Saturn zeigte sich recht annehmbar mit breiter Cassiniteilung, wenn auch nicht perfekt, und Sirius war leicht ausgefranst. Das konnte aber einerseits an dem schlechten Seeing liegen und andererseits war der Spiegel noch warm von der Hütte. So beschloss ich, den Dobson trotz Wind wieder draußen stehen zu lassen, allerdings nicht senkrechter sondern waagrechter position, um ihn nach einiger Zeit mit ausgekühltem Spiegel testen zu können. Als ich nach einer halben Stunde vor die Hütte trat, war es absolut windstill, aber es fielen wieder große, dicke Schneeflocken vom Himmel, also schleppte ich den Dobson wieder in die Hütte. Gegen Mitternacht wagte ich einen letzten Versuch. Die Landschaft leuchtete in strahlendem Weiß, der Himmel war wieder sternenklar, vor der Hütte grüßte Orion, Sirius und Riegel blinkten um die Wette, der volle Mond leuchtete im Südosten durch den Wald. Aber vom Westen raste die nächste Schneewand auf uns zu, wenige Minuten später hatte sie uns erreicht. Also bleibt die Frage, ob ein Spiegel dejustiert ist, weiterhin offen+ Eine genaue Inspektion an nächsten Tag zeigte, dass der Dobson zum Glück auf den Haltegriff gefallen war, der als einziger einen Kratzer abbekommen hatte. Dieser verhinderte, dass der Okularauszug beschädigt wurde - noch ein Plus für den Griff. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ein Dobson zwar sehr standfest ist, aber einem orkanartigen Sturm trotzt auch er nicht. Wenn man es trotzdem riskieren will, dann wenigstens nicht + wie ich beim ersten Versuch + mit senkrechtem Tubus, sondern in waagrechter Position, das verlagert den Schwerpunkt weiter nach unten. Abgesehen davon ist ein Dobson offensichtlich sehr robust, übersteht so ein Abenteuer recht unbeschadet, selbst wenn der Spiegel doch minimal verzogen sein sollte. Diesen zu justieren sollte kein Problem sein. Nachahmung wird aber trotzdem nicht empfohlen! ;-) |