Satelliten bei Tag

Wien Gersthofer Anger, 01. 05. 2004

20040501olh17.html

Beobachter:Ottokar Lhotsky
Datum:01. 05. 2004
Zeit:17.46 bis 17.49 MESZ
Ort:Wien Gersthofer Anger
Instrument:Freies Auge
Bedingungen:

Durchsicht:sehr gut (1)
Temperatur:17 °C
Luftfeuchtigkeit:gering
Wind:kein

Bericht:

Auf der Suche nach der Venus bei Tag, die ich Freunden zu Demonstrationszwecken freisichtig zeigen wollte, entdeckte ich stattdessen in dem erwarteten Bereich einen winzigen weißen Lichtpunkt, der sich schnell von Süd nach Nord bewegte. Ich hielt ihn zunächst für ein Flugzeug und wunderte mich auch nicht über zwei weitere solcher Punkte, die im "unsauberen" Verbandsflug mit dem ersten zu fliegen schienen.

Erst als eine halbe Minute darauf wieder zwei Punkte die selbe Strecke flogen, dabei ihren Abstand voneinander stark änderten, keine Kondensstreifen zu sehen oder Triebwerkgeräusche zu hören waren, dämmerte uns, daß es sich um Raumflugkörper handeln mußte. Ich wurde sogar darauf aufmerksam gemacht, daß eines dieser Pünktchen deutlich rot gefärbt war.

Zwei Flugzeuge, die zur gleichen Zeit in großer Höhe flogen waren vergleichsweise viel langsamer, im Umriß genau zu erkennen und hinterließen Kondensspuren und, wenn auch sehr verspätet, Geräusche.

Es ging aber weiter: Kaum war diese Gruppe von Raketenteilen oder Satelliten, vermutlich der Cosmos- oder Meteor-Serie, im Norden in etwa 60 Grad Höhe unsichtbar geworden, erschien ein weiterer Bulk, der um 40 Grad nach Osten versetzt die gleiche Richtung nahm.

Auffällig war diesmal, daß die Teile den engen Verbandsflug sauber einhielten. Ein Objekt davon konnten wir sogar als eine aus drei weißen Pünktchen bestehende Einheit erkennen, die ein gleichseitiges Dreieck bildete, das sich langsam um sich drehte.

Die Sichtung war sowohl dem Wetter, als auch dem Beobachtungsort zu verdanken. Der Föhn bescherte uns ein Föhnfenster mit extrem trockener Luft und erstklassigen Sichtbedingungen. Die Beobachtung erfolgte in einem Taleinschnitt, das obendrein mit hohen Bäumen bewachsen ist, daher nur einen kleinen Himmelsausschnitt freigibt und die Sonne bereits ab 17 Uhr verdeckt hat.

Leider hatten wir kein Fernglas zur Hand, um weitere Details dieses "Überraschungsangriffes" ausmachen zu können. Auch die Rekonstruktion des Ereignisses anhand der Liste aller hellen Satelliten von Heavens Above dann am Abend daheim war nicht möglich, weil dort die Eintragungen immer erst so nach 20 Uhr beginnen.

Die Venus habe ich übrigens auch danach nicht finden und herzeigen können, zumal um 18 Uhr dichte Wolken aufzogen, sich also das Föhnfenster schloss.