Beobachtung

Farm Hakos/Namibia, 13. 05. 2004

20040513sfl00.html

Beobachter:Thomas Schröfl
Datum:13. 05. 2004
Ort:Farm Hakos/Namibia
Geogr. Länge:23 41 21 S
Geogr. Breite:16 48 11 E
Seehöhe:1850
System:
Instrument:Optolyth-Refraktor 100/700
Bedingungen:

Bericht:

13/14.05.:

Mit Ludwigs Pickup brechen wir gemeinsam mit Hans Spazierer von Wien auf zum Münchner Flughafen. Dem ging ein wildes Beladen voraus, nachdem Ludwig etwas zu leichtfertig Transportaufträge übernommen hat und sich nun zeigt, daß auch ein Pickup seine Zuladungsgrenzen hat. Schließlich haben wir doch alles verstaut und noch etwas Platz zum Sitzen. Mehrere Regengüsse auf der Fahrt erhöhen die Vorfreude auf Namibias Wetterbedingungen. Im Laufe des Nachmittags trudeln schließlich alle 25 Expeditionsteilnehmer ein. Unser Reisegepäck ist immer wieder Anlaß für staunende Blicke. Beim Security-Check ist von vielen die Fähigkeit gefordert dem Beamten am Röntgenschirm den Unterschied zwischen Nagler-Okularen und Handgranaten und die Harmlosigkeit sonstiger sehr obskur erscheinender Gegenstände zu erklären.

Gegen 22 Uhr heben wir schließlich von München ab. Vor uns liegen knapp 8000km oder 9 + Flugstunden. Nach Mitternacht okkupiere ich eine freie 4er-Reihe, die mir eine recht geruhsame Nacht ermöglicht. Erst knapp eine Stunde vor Windhoek wache ich auf. Natürlich habe ich das Frühstück versäumt, vor allem aber ein nächtliches Elmsfeuer auf den Tragflächen, doch dafür bin ich so halbwegs ausgeschlafen. Unerwartet rasch kommen wir in Windhoek zu unserem Gepäck. Die Freude ist groß, als wir feststellen, daß wirklich alles heil und vollständig angekommen ist. Die Erfahrungen der Expedition 2002 haben sich also bezahlt gemacht.

Das Hakos-Team erwartet uns bereits und bald sind Mann (Frau) und Gepäck in den Fahrzeugen verstaut. Durch Windhoek, wo wir kurz stehen bleiben, geht es über eine Sandpiste Richtung Gamsbergpaß und Hakos Farm. Während der Fahrt bekommen wir einen ersten Eindruck von Namibias Tierwelt. Ein Affe sitzt genüßlich auf einem Telefonmast, eine kleine Herde einer Antilopenart grast neben der Straße und einige Sträuße stelzen durch die Steppe, wider Erwarten aufrechten Hauptes. Auch die Astronomie kommt nicht zu kurz, denn wir können im Vorbeifahren einen kurzen Blick auf die Teleskope des HESS-Projektes werfen, das wir vielleicht in den kommenden Tagen besuchen werden. Auf der Farm angekommen, geht es nach Bezug der Zimmer ans Aufstellen der Teleskope. Eine sinnreiche Markierung mittels eines alten Autoreifens auf einer Stange auf einem entfernten Hügel erleichtert das Ausrichten nach Süden enorm. Wie sich dann am Abend zeigt, ist die Montierung schon recht gut ausgerichtet. Beim Alignment liegt die Steuerung nur wenig neben den Referenzsternen. Immer wieder muß ich mein Gehirn um Umdenken zwingen. Als Nordhalbkugler ist +Sonne ist gleich Süden+ tief im Kleinhirn verankert. Als die Sonne hinter der Farmmauer verschwindet erscheint bereits Venus. Immer wieder wundert es, wie hell sie am Abendhimmel erscheint, obwohl ein Blick durchs Teleskop ihre jetzt ausgeprägte Sichelphase offenbart. Während des frühen Abendessens können wir einen unvergleichlichen Sonnenuntergang bewundern, ein ständig wechselndes Farbenspiel.

Gegen 19 Uhr ist es bereits völlig finster. Nach wenigen Minuten im Freien sind die Augen ausreichend dunkel adaptiert. Erstmals in meinem Leben sehe ich den atemberaubenden Südhimmel, und das bei ganz exzellenter Durchsicht. Die Milchstraße verdient hier zurecht ihren Namen. Das ist wirklich kein nebeliger Schleier wie zu Hause in guten Nächten, sondern ein weißes reich strukturiertes Band. Trotz Starry Night und Studium von Sternkarten ist es anfangs eine harte Nuß sich auf diesem unbekannten Himmel so halbwegs zu orientieren. Orion liegt um 90 Grad gekippt über dem nord-westlichen Horizont. Im Nordosten steht der große Wagen Kopf, soweit eine mir noch bekannte Himmelsregion. Der Blick nach Süden zeigt dann nur mehr Neues. Jetzt zeigt sich, daß die Vorbereitung meines Vortrages über die Magellan+schen Wolken auch praktischen Nutzen hatte. Die LMC sehe ich auf Anhieb und habe damit wenigstens einmal einen Fixpunkt zur weiteren Orientierung. Weiter geht der Blick zum Kreuz des Südens und damit ist auch einigermaßen genau die Lage des Südpols klar. Lange Zeit beschäftige ich mich nur mit dem freisichtigen Beobachten. Es ist unglaublich welche Strukturen in der Milchstraße mit bloßem Auge zu sehen und mit welcher Deutlichkeit die Dunkelwolken, allem voran der Kohlensack auszumachen sind und die in Centaurus beginnende Teilung der Milchstraße in Richtung Scorpius. Thomas Maca berichtet irgendwo gelesen zu haben, daß Bewohner der Südhalbkugel in früherer Zeit in den Dunkelwolken der Milchstraße das Bild eines Emus sahen, mit dem Kohlensack als Kopf und die Dunkelwolken im Bereich von Scorpius und Sagittarius formen Körper und Beine. Im Hinterkopf wird mir schon klar: Hier in unbekannten Gefilden kann man die Vorteile einer GoTo-Montierung wohl optimal nützen und viel Zeit fürs Beobachten gewinnen statt sie fürs Suchen aufwenden zu müssen. Nachdem ich mit Canopus und Rigil Kent den Skysensor initialisiert habe, ist das erste Objekt die Praesepe und der unmittelbar daneben stehende Komet Q4.

NEAT C/2001 Q4, die erste Kometensichtung in meiner astronomischen Laufbahn, daher auch um Nachsicht, wenn die Beschreibung nicht sehr professionell ausfallen sollte. Zunächst fällt die grün-bläuliche Färbung der Koma auf und ihr diffuses Erscheinungsbild, logisch, denn wie im WAA-Kometenseminar kürzlich gelernt, ist ja der Kern selbst nicht sichtbar, sondern nur die ihn in Sonnennähe umgebende Gashülle. Trotz nur 20-facher Vergrößerung reichen die 3,4 Grad Bildfeld des 35mm Panoptic nicht aus, um den gesamten Kometenschweif zu erfassen. Auch das von Ludwig geliehene 31mm Nagler bringt da nur mehr 0,2 Grad zusätzlich. Deutlich läßt sich das aus Gas- und Staubschweif gebildete V erkennen. Als beim Frühstück dann von verschiedensten Strukturen im Schweif berichtet wird, ergibt sich für mich eine neue Beobachtungsaufgabe für die nächste Nacht. NGC 2070 der Tarantelnebel ist freisichtig gerade noch als kleines nebeliges Fleckchen am nördlichen Rand der LMC zu erkennen. Das Teleskop eröffnet dann tiefere Einblicke und zeigt eine reichliche Struktur. Auch dafür werde ich mir in den nächsten Nächten mehr Zeit nehmen müssen, doch heute will ich mir einen ersten Überblick über einige Gustostückerln des Südhimmels verschaffen. NGC 4755 die Jewel Box od. Schmuckkästchen zeigt neben einem runden Dutzend heller Sterne eine Vielzahl nadelpunktfeiner Sterne. Teilweise blau-weiß unt zum Teil deutlich gelblich. Rigil Kent od. a Centauri ist ein prachtvolles Doppelsternpaar, mit Leichtigkeit zu trennen, wobei mir vor allem die Helligkeit des Begleiters ins Auge sticht.

Nächstes Objekt ist ω Centauri, ein absolutes Muß am Südhimmel, das sich für mich subjektiv am besten so beschreiben läßt. Was M 13 bei guter Sicht mit mindest 100-facher Vergrößerung in meinem C11 ist, wird von ω Centauri im 4 Zoll Refraktor bei nur 20-facher Vergrößerung glatt in den Schatten gestellt. Mit dem 10,5mm Pentax, also knapp 70-fach, kann ich weit ins Zentrum vordringen und den Haufen in unzählige Sterne auflösen. Ein Objekt zu dem ich in den nächsten Nächten wohl noch öfters zurückkehren werde.

Nach einem längeren Streifzug durch die Milchstraße ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen nehme ich mir zum Abschluß der ersten Beobachtungsnacht noch NGC 3372 η Carinae den Schlüssellochnebel vor. Sofort ist die schlüssellochförmige Dunkelwolke, der er seinen Namen verdankt zu sehen. Auch hier bieten sich so viele Strukturen zum Beobachten an, daß ich in den nächsten Nächten noch einige Zeit mit Detailbeobachtungen zubringen werde.

Gegen 23 Uhr machen sich nun doch die Reisestrapazen bemerkbar und die Augen werden zusehend müder, sodaß ich beschließe den Abend zu beenden. Übrigens hat mein Optolyth APO hochkarätiges Lob abbekommen, denn mein Säulennachbar ist Michael Karrer mit seinem 102er Takahashi, der ihn qualitativ als gleichwertig einstuft.

Beobachtungsnacht 15./16.5.:

Reichlichere Bewölkung tagsüber macht es spannend was uns die Nacht bieten wird. Gegen Abend löst sich die Bewölkung weitestgehend auf und wir haben zunächst klare Sicht. Der erste Blick gilt selbstverständlich wieder dem Kometen NEAT C/2001 Q4. Er steht heute im Krebs, unmittelbar im Bereich der Praesepe, eine einmalig schöne Kombination. Nach wie vor zeigt er eine diffuse grün-bläuliche Koma um den Kern und einen weit über das Sichtfeld hinausreichenden Schweif. Es ist schwer mit Worten zu beschreiben, doch irgendwie sieht er etwas anders aus als gestern. Ich bin schon neugierig, wie er sich morgen zeigen wird.

Mit etwas mehr Muße als am ersten Tag nehme ich mir heute die Schmankerln des Südhimmels vor. Die LMC muß ich leider auslassen, da die Sicht im Horizontbereich doch stark durch Wolken beeinträchtigt ist.

NGC 3372 η Carinae widme ich heute wesentlich mehr Zeit. Je länger man beobachtet, umso mehr an Details werden sichtbar.

Mit schwacher Vergrößerung nehme ich mir NGC 4755 das Schmuckkästchen vor, sodaß ich den ganzen Bereich um den Kohlensack, Mimosa und Acrux im Blickfeld habe. Beeindruckend ist vor allem die klare Abgrenzung dieser Dunkelwolke. Sie wirkt wie ein sternloses Loch am Himmel. Weiter geht es zu ω Centauri, dem ich heute mehr Zeit widme. Je nach Okular läßt sich der Eindruck stark variieren. Im 35mm Panoptic (20-fach) gewinnt man einen schönen Überblick. In einem mittelmäßig dichten Sterngebiet steht eine glitzernde Kugel, noch ganz schwach in Einzelsterne aufgelöst. Das 10,5mm Pentax (67-fach) führt dann schon deutlich in die Tiefe. Der Kugelsternhaufen ist bereits weitgehend aufgelöst und zeigt viele alter Sterne, zu erkennen an ihrer gelblichen Färbung.

Leider ziehen nun immer mehr Wolken auf und es wird zunehmend schwieriger in den Wolkenlöchern noch geeignete Objekte aufzustöbern. Da der nördliche Bereich noch großteils wolkenfrei ist, gehe ich gemeinsam mit Michael Karrer, meinem Säulennachbar, noch auf Jupiter los. Mit einem geliehenen zweiten Nagler-Zoom reizen wir die Seeinggrenze aus. Dank der längeren Brennweite kommen wir dabei mit Michaels Takahashi bis in die Gegend von 300x, bevor es zur leeren Vergrößerung ausartet. Neben den beiden Hauptbändern sind auch die Polarbereiche gut zu erkennen und viel an Struktur in den Bändern, obwohl Alex sagen würde Jupiter hat uns seine fade Seite gezeigt, nämlich die ohne roten Fleck. Bei diesen hohen Vergrößerungen zeigt sich ein deutliches Shifting meines Auszuges, was für morgen eine Bastelstunde bedingt.

Wir brechen daher recht früh mit dem Beobachten ab und lassen den Abend mit Geplauschte auf der Terrasse gemütlich bis nach Mitternacht ausklingen.

Beobachtungsnacht 16./17.5.:

Wie wir es erwartet haben lösen sich die tagsüber aufgetretenen Quellwolken in der Abendkühle fast zur Gänze auf. Während des Abendessens um 17:53 gibt es noch ein nettes Intermezzo. Laut heavens above sollte ein Iridiumflare oberhalb der Venus aufleuchten. Alles starrt gebannt zum Himmel, doch siehe da, es passiert rein gar nichts. Hat wohl irgendetwas mit den Daten doch nicht gestimmt.

Für heute habe ich zunächst vor die Montierung so gut es geht einzuscheinern. Kein leichtes Unterfangen, denn es ist mein erstes Scheinern überhaupt, und das gleich am Südhimmel. Die Praxis zeigt dann, daß es gar nicht so schwierig ist. Wichtigste Erkenntnis: Süden ist dort, wo vom Standort aus gesehen Süden ist und gleiches gilt für Norden; nur ja nicht sich durch Zenithspiegel und Meßokular verwirren lassen. Dreht man in die falsche Richtung, so merkt man es ziemlich bald, da dann der Stern einfach schneller auswandert. Der Rest ist einfach ein etwas zeitraubendes iteratives Verfahren. Mit etwas Praxis wird sich das erheblich verkürzen lassen, wenn einmal das Gefühl für die Bewegungsgeschwindigkeit des Sterns und den dazu in Relation stehenden notwendigen Verstellweg der Montierung da ist. Poljustieren am Südhimmel mit den Markierungen der GP-DX für vier Sterne in Octans dürfte wohl eher in der Theorie funktionieren, denn kaum drehe ich die Polsucherbeleuchtung an, sind die Sterne weg und umgekehrt. Dann kostet mich das Initialisieren noch eine unnötige Stunde, denn aus nicht nachvollziehbaren Grünen will der Skysensor plötzlich um Nichts auf der Welt den zweiten Referenzstern akzeptieren. Tage später scheint das Rätsel gelöst zu sein: Ursache elektrostatische Aufladung infolge der trockenen Luft, die anscheinend die Software zum Spinnen bringt. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei und so lockert sich zu guter Letzt noch ein Zahnrad von der Motorachse und verklemmt, was mich noch eine halbe Stunde Bastelei kostet. Aber dann klappt doch endlich alles und es kann losgehen. Wenigstens das Auszugsshifting habe ich schon tagsüber auf ein erträgliches Minimum reduzieren können.

Pflichtgemäß blicke ich zunächst wieder einmal nach NEAT C/2001 Q4, heute schon deutlich von der Präsepe entfernt. Wieder sieht er etwas anders aus als gestern. Mein subjektiver Eindruck ist, daß der Schweif etwas schwächer geworden ist, auch kann ich keine Teilung in Staub- und Gasschweif erkennen.

Fast als hätte ich Angst er könnte tagsüber verschwunden sein, steuere ich wieder NGC 3372 η Carinae an. Heute nehme ich mir wirklich viel Zeit und probiere einiges durch. Panoptic 35mm (20-fach) mit und ohne UHC und das Gleiche dann mit dem Bino und 35mm Baader eudiaskop. Okularen (wegen des Glaswegkorrektors jedoch 34-fach). Ist die Ausdehnung ohne UHC etwas größer, so bringt das Filter deutlich mehr Kontrast und hebt feine Strukturen klarer hervor. Der Sehkomfort des Binos geht leicht auf Kosten der Helligkeit, doch die Plastizität des Bildes ist mit monokularem Sehen einfach nicht zu erreichen. Man hat das Gefühl fast selbst ein Bestandteil dieser riesigen Gaswolke zu sein, gleichsam mitten drin in ihr zu sitzen. Die Konturen der Schlüsselloch-Dunkelwolke kontrastieren prachtvoll zu den hellen Nebelregionen. Je länger ich hinsehe umso mehr an feinen und feinsten Filamenten ist zu erkennen.

Mein weiterer Beobachtungsplan ist vom Westen beginnend der Reihe nach interessante Objekte entlang der Milchstraße anzusteuern, wobei ich Tirions Cambridge Star Atlas heranziehe, der für jedes Kartenblatt eine gute tabellarische Übersicht über alle sehenswerten Objekte und deren Daten enthält.

Erste Station ist der Gum 12 Vela Supernova Remnant, den ich aber trotz UHC nicht ausmachen kann. Das dürfte wohl an der großen Ausdehnung und der geringen Flächenhelligkeit liegen und daher für 4 Zoll nicht erreichbar sein.

Nächste Station ist IC 2602 die südlichen Pleijaden. Eine Ähnlichkeit mit ihren nördlichen Geschwistern ist nicht zu leugnen, doch ganz an deren Pracht reichen sie meiner Einschätzung nach nicht heran.

Dann geht es weiter zum Kohlensack und seiner Umgebung, wobei ich mir diesmal für NGC 4755 das Schmuckkästchen wesentlich mehr Zeit nehme, um etwas mehr in die Tiefe vorzudringen. Zuerst mit dem 10,5mm Pentax und dann dem 3-6mm Nagler-Zoom hole ich mir das Schmuckkästchen bildfüllend heran. Erst mit relativ hoher Vergrößerung offenbaren sich seine Schätze. Auffallend sind drei Sterne in einer Reihe, die sehr an den Gürtel des Orion erinnern.

Eingedenk der Sendung in BR a bleibe ich kurz bei a Centauri od. Rigil Kent stehen, sicherlich einer der schönsten Doppelsterne.

Dann tauche ich ein in die Welt des Skorpions, eine mir noch unbekannte Region, denn von Edlach aus ist mir ein Blick in diesen Himmelbereich größtenteils verwehrt und auch im vergangenen Jahr in Griechenland konnte ich ihn nur tief am dunstigen Horizont sehen. Antares leuchtet strahlend gelb. Dann besuche ich die beiden Kugelsternhaufen M4 und M80, die mir recht deutlich machen, was ω Centauri für ein riesiges Gebilde ist.

Weil schon in der Gegend, schaue ich kurz bei ρ Ophiuchi vorbei, wo sich jedoch von der Nebelregion visuell nichts erkennen läßt.

M7 ist ein sehr schöner großflächiger offener Sternhaufen mit vielen recht hellen Einzelsternen.

M6 fällt dagegen deutlich ab.

Dann hole ich mir M8 den Lagunennebel und M20 den Trifidnebel ins Bildfeld. Während M8 vor allem mit dem UHC deutlich und teilweise strukturiert erkennbar ist, gelingt es mir nicht vom Trifidnebel auch nur ansatzweise etwas zu erhaschen. Das wird noch eine Aufgabe für die nächsten Tage.

Ein endloses Vergnügen ist dann das Herumhoppen in der M24 Star Cloud, ein Gebiet von enormer Ausdehnung und unüberbietbarem Sternenreichtum. Hier kann das Bino wieder voll und ganz seine Stärke ausspielen.

Knapp nach Mitternacht beende ich einen technisch erfahrungsreichen und visuell an Genuß kaum zu überbietenden Beobachtungsabend mit einem kleinen Vorteil gegenüber meinen beiden Zimmergenossen und Coschnarchern Ludwig Grandy und Thomas Maca. Wer zuerst schnarcht hört das Schnarchen der anderen nicht mehr.

Beobachtungsnacht 17./18.5.:

Gegen 19 Uhr montiere ich die Nikon auf der Sternwarte an die Montierung. Alex möchte als erstes Ziel die LMC ansteuern. Letztlich vergeht fast eine Stunde bis ein schon gefundenes Objekt wegen einer unerklärlichen Verstellung der Montierung wieder gefunden ist. Dann wird die LMC 30min bei f4 mit dem 180mm Objektiv belichtet. Zweites Objekt ist mit dem 50mm Objektiv die Gegend um Crux wieder 30min bei f4. Dann kommen leider Wolken auf die das Fotografieren vereiteln und nur mehr das Beobachten durch Wolkenlöcher zulassen. Ich gehe noch kurz vor die Farm bei den anderen Teleskopen spechteln und komme so heute zu erträglicher Zeit ins Bett.

Beobachtungsnacht 18/19.5.:

Schon tagsüber braut sich einiges an Gewölk zusammen und bietet einen farbenprächtigen Sonnenuntergang, den ich mit der Camedia festhalte. Nach Einbruch der Finsternis ist es fast völlig zu. Somit beginnt bei lauen Temperaturen ein unterhaltsamer Abend auf der Terrasse. Gegen 23 Uhr zieht es doch einige zu den Geräten, denn inzwischen hat die Bewölkung aufgelockert und gibt doch immer wieder phasenweise den Blick zu den Sternen frei. Ich ziehe es vor am Wolken-Roulett nicht teilzunehmen und auf den nächsten Abend zu hoffen, für den ich mir schon anhand Alex+s Berichten von 2002 eine Objektliste zusammengestellt habe.

Beobachtungsnacht 19./20.5.:

Schon wieder braut sich tagsüber einiges an Gewölk zusammen und am späteren Nachmittag können wir im Osten Regenfahnen sehen, alles in allem nicht sehr vielversprechend, denn zum Schluß kommen sogar noch ein paar Regentropfen. Trotzdem gelingt es uns zunächst in der Abenddämmerung von der Terrasse aus mit dem Fernglas erstmals den Komet LINEAR C/2002 T7 am Abendhimmel zu sehen. Wir wechseln auf die Sternwarte, wo es Alex gelingt zwischen den Wolken hindurch T7 auf die CCD-Camera zu bekommen, einmal ein besonders skurriles Bild, als zwischen zwei Wolkenstreifen nur der Kometenschweif, nicht aber der Kern sichtbar ist. Dichte Bewölkung gibt immer wieder nur kurze Blicke auf sehr begrenzte Regionen frei. Ich verzichte unter diesen Bedingungen auf einen Beobachtungsabend.

Beobachtungsnacht 20./21.5.:

Gegen 17 Uhr kommen wir von einem Ausflug zu den Köcherbäumen auf die Farm zurück. Knapp nach Sonnenuntergang ist der 1,3 Tage alte Mond für knapp eine + Stunde über den Hakosbergen zu sehen. Die tagsüber aufgetretenen Quellwolken lösen sich zusehends auf, sieht man von etwas hartnäckigeren Wolken im SW ab, die den Kometenjägern die Arbeit erschweren. Wie schon erwähnt habe ich mir aus Alex+s Beobachtungsberichten aus 2002 eine von W nach O geordnete, auf 4 Zoll Öffnung abgestimmte Beobachtungsliste zusammengestellt, die ich heute abarbeiten möchte.

Vela:

IC 2391 ο Velorum Cluster; ich zähle eine lockere Anhäufung von ca. 15 + 20 hellen Sternen, die 3,4 Grad Gesichtsfeld heben ihn nur ungenügend von der Umgebung ab.

LMC:

NGC 2070 der Tarantelnebel ist im 10,5mm Pentax ein verwaschener Nebelfleck ohne viel Struktur, doch steht der Bereich der LMC nur mehr 15 Grad hoch und ist durch Horizontdunst und Wolken stark beeinträchtigt. In klareren Momenten fahre ich die LMC mit schwacher Vergrößerung (20-fach) ab. Sie zeigt sich als schleieriges nebeliges Band. Unter besseren Bedingungen müßten sicher viele Einzelobjekte in ihr erkennbar sein.

Pupis:

NGC 2451 ist ein großflächiger offener Sternhaufen mit ca. 40 + 50 auffälligen hellen Sternen. Cr 135 in einem deutlich dichteren Sterngebiet sind vier markante helle Sterne zu erkennen.

M46 in einem mäßig dichten Sternfeld eine Anhäufung von Sternen annähernd gleicher Helligkeit.

M47 eine lockere Gruppierung von ca. 15 hellen Sternen.

M93 ist ebenfalls eine lockere Anhäufung ohne auffallend heller Sterne.

Canis Major:

M41 in einem deutlich sternschwachen Gebiet eine lockere Gruppierung von rund 15 hellen Sternen. Ich habe zwischendurch wieder auf das Bino mit den 35mm Okularen gewechselt (34-fach).

Crux:

Für NGC 4755 Das Schmuckkästchen nehme ich mir heute besonders viel Zeit. Es liegt wirklich wie eine kleine Schatztruhe inmitten eines reichen Sternfeldes. Bei 34x sind in Dreiecksform drei helle, bläulich-weiße Sterne zu sehen. Von der Dreierreihe in der Mitte fällt vor allem der deutlich gelbliche Stern auf. Ich steigere die Vergrößerung auf knapp 80-fach und schließlich auf 160-fach. Der Himmelshintergrund wird bei dieser Vergrößerung pechschwarz. NGC 4755 ist ein auf einer Längsseite liegendes gleichschenkeliges Dreieck mit deutlich weißen Sternen als Eckpunkte. Auf den beiden langen Seiten ist zwischendurch jeweils ein weiterer heller Stern und zwar auf der westlichen Seite weiß und der östlichen deutlich gelblich. Vom mittleren Stern der westlichen Dreiecksseite schließt eine dem Oriongürtel ähnliche Dreierreihe an mit einem schwachen Mittelstern; der Dritte ist auffallend gelb-rot.

Centaurus:

Wieder einmal folgt ω Centauri; bei 34x zeigt er sich in einem mäßig dichten Sternfeld mittlerer Helligkeit nur am Rande auflösbar. Bei indirektem Sehen zeigt sich, daß er bei weitem nicht kreisförmig ist, er gleicht eher einem Donut. Wieder steigere ich die Vergrößerung auf rd. 80x und 160x womit er sich fast bis ins Zentrum auflösen läßt.

Die Galaxie NGC 5128 Centaurus A stellt eine Herausforderung dar. Bei 34x ist sie als schwaches nebeliges Fleckchen ohne erkennbare Struktur zu sehen. Mit 80x ist dann bei indirektem Sehen ansatzweise eine Struktur erkennbar.

NGC 5460 ist von seiner Form her der skurrilste offene Sternhaufen, der mir bisher untergekommen ist. Auf den ersten schnellen Blick sieht er in seinen Umrissen aus wie eine geöffnete Tulpenblüte. Im N beginnt er mit einem markanten Trapez, Richtung O folgt ein markanter Einzelstern, weiter nach O schließt eine schwache gekrümmte Sternreihe an, am östlichsten Punkt zähle ich acht Sterne, deren Form mich an die Corona Borealis erinnert, in SW Richtung ansteigend folgt noch eine 3er-Sterngruppe nach, dann folgen in gleiche Richtung einige sehr schwache Sterne. Den Abschluß dieser Formation bildet schließlich eine dachförmige 3er-Sterngruppe.

Scorpius:

Zwischendurch mache ich zur Verbesserung der Positioniergenauigkeit ein Alignment mit Antares, wobei mir erstmals die ihn umgebende Nebelregion auffällt. Sie wirkt für mich völlig anders, als das was ich bisher von Nebelregionen gewohnt bin. Es sieht eher aus wie wenn der Stern einen Hof hätte.

NGC 6231 ist ein offener Sternhaufen in einem relativ sternarmen Gebiet, ca. 15 helle Sterne begleitet von recht vielen schwachen Sternen ergeben eine offene Sternassoziation. Der Skysensor gibt zu NGC 6231 an +OC + Neb.+. Von diesem Nebel ist allerdings nichts zu sehen. Unmittelbar angrenzend liegt ein großer sehr offener Sternhaufen mit der Bezeichnung TR 24 der u.a. auch den Variablen V 861 enthält.

Der GC M4 ist bei 34x als schwaches nebeliges Fleckchen zu erkennen, bei 70x läßt er sich am Rande auflösen, bei 160x säuft er ab.

M6 der Schmetterling zeigt bei 34x mit ausreichendem Umfeld deutlich die markante Schmetterlingsform. Bei höherer Vergrößerung geht etwas von dieser Wirkung verloren.

M7 ist ebenfalls ein sehr schöner offener Sternhaufen.

Sagittarius:

Der Kugelsternhaufen M22 ist bei 34x und indirektem Sehen als GC erkennbar und bei 70x ungefähr zur Hälfte aufzulösen.

Der Kugelsternhaufen NGC 6723 ist im Vierzöller ein sehr unscheinbarer kleiner GC.

M8 Lagunennebel zeigt insbesondere mit dem UHC-Filter und bei indirekten Sehen schon sehr viele Details, vor allem in den Randbereichen.

M20 Trifidnebel wird wieder einmal zur Herausforderung. Mit dem UHC und indirektem Sehen ist die Nebelregion selbst dann doch zu erkennen und ansatzweise die trennende Dunkelwolke.

M21 und M23 sind zwei eher unscheinbare offene Sternhaufen. Erst bei 70x ist dann eine intensivere Sternanhäufung erkennbar.

Die M24 Star Cloud ist ein extrem großflächiges dichtes Sternfeld, das bei 3,4 Grad Gesichtsfeld gar nicht voll zur Wirkung kommt, ein richtiges Feldstecherobjekt. Ich vermeine in der Sternwolke eine kleine Dunkelwolke ausmachen zu können.

M25 ist ein weiterer nicht allzu beeindruckender offener Sternhaufen.

M18 ist ein sehr unscheinbarer offener Sternhaufen, der anscheinend nur deshalb im Messier-Katalog ist, weil ihn Messier für verwechslungsfähig mit einem Kometen gehalten hat.

M17 Omeganebel und M16 Adlernebel (in Serpens Cauda); im UHC ist M17 vor allem bei indirektem Sehen sehr gut zu erkennen, M16 hingegen ist schon sehr grenzwertig.

Serpens Cauda:

M11 ist ein offener Sternhaufen, der bei geringer Vergrößerung nur ein verwaschener Nebelfleck ist; erst bei stärkerer Vergrößerung löst sich der Fleck in einen Sterhaufen auf.

Scutum:

Der Kugelsternhaufen NGC 6712 ist nur bei 34x schwach zu sehen, bei 70x säuft er bereits ab.

Carina:

NGC 3532 ist ein prachtvoller offener Sternhaufen, eigentlich nur mehr als eine Verdichtung in einem äußerst sternreichen Gebiet zu bezeichnen. Meiner Einschätzung nach ist östlich davon eine schmale Dunkelwolke zu erkennen.

NGC 3372 η Carinae ist wie jeden Abend der absolute Höhepunkt, sei es mit oder ohne UHC. Jedesmal sind neue Details zu entdecken, die weiten Ausläufer des Nebels sind eine wahre Fundgrube.

IC 2602 die südlichen Plejaden besuche ich wieder, wenn ich schon in Carina unterwegs bin. In der Sprache des Sports würde ich sagen nur Landesmeister im Vergleich zu den Weltmeistern M45.

Pavo:

NGC 6752 ein sehr kleiner Kugelsternhaufen, der bei 70x gerade als solcher zu erkennen ist.

Die Galaxie NGC 6744 ist bei 34x gerade noch als ein Hauch erkennbar.

Zuletzt nehme ich mir noch zwei Doppelsterne vor:

α Crucis (Acrux) ist ein Dreifachsystem. Die beiden Hauptkomponenten sind im Abstand von 4++ und lassen sich leicht trennen und sind mit 1,4 und 1,9 annähernd gleich hell. Der dritte Begleiter steht etwas abseits. Ich treibe dabei mit dem Nagler Zoom die Vergrößerung bis auf 233x, wobei ich erstmals die Beugungsringchen erkennen kann.

γ Velorum ein Vierfach-System, muß ich mir morgen noch unter besseren Bedingungen vornehmen, da ich wegen des tiefen Standes nur mehr zwei Sterne ausmachen kann.

Beobachtungsnacht 21./22.5.:

Nach einem Blick auf LINEAR C/2002 T7 widme ich die heutige Nacht der Astrofotografie. Mit dem 24mm Weitwinkel will ich im Westen beginnen, die gesamte Milchstraße zu fotografieren. Jetzt wird sich zeigen wie gut ich die Montierung eingescheinert habe. Mit dem Micro-Guide möchte ich manuell nachführen. Ich setzte mir einen Leitstern in den innersten Ring, stimme noch schnell die Richtungstasten mit dem Fadenkreuz ab und los kann es gehen. Ich bin angenehm überrascht, daß ich nur minimale Nachführkorrekturen im Abstand von 2-3 Minuten benötige. Lediglich bei einer Aufnahme, bei der offensichtlich die Balance nicht gut war, muß ich etwas mehr eingreifen. Trotzdem ein fader Job. 30 Minuten werden recht lang, wenn man sich nicht vom Gerät wegbewegen kann und regelmäßig die Nachführung kontrollieren muß. Hier wird mir die STV in Zukunft hoffentlich gute Dienste leisten. Ich bin schon recht gespannt, was auf den entwickelten Aufnahmen zu sehen sein wird.

Entschädigt werde ich für die langweilige Tätigkeit durch den Anblick eines richtigen Boliden, der über 3-4 Sekunden eine helle Spur zum südöstlichen Horizont zieht und in einem deutlich grünen Nachglühen verschwindet.

Beobachtungsnacht 22./23.5.:

Wieder fange ich mit LINEAR C/2002 T7 an. Heute kommt die Kamera mit 180mm Tele Huckepack auf den Refraktor. Den Versuch auf den Kometenkern nachzuführen gebe ich nach wenigen Minuten auf. Die Koma ohne definierbaren Kern gibt im Micro-Guide auch bei schwächster Beleuchtung keinen Bezugspunkt auf den sich nachführen ließe. Nach 15 Minuten ist eine deutliche Bewegung des Kometen zu sehen. Vermutlich wird es eine völlig unbrauchbare Aufnahme.

Für den Rest des Abends beschäftige ich mich nochmals mit den schönsten Objekten der Beobachtungsnacht 20./21., wobei ich mir viel Zeit nehme und viel mit Okularbrennweiten variiere.

Beobachtungsnacht 23./24.5.:

Der letzte Abend vergönnt uns wieder eine exzellente Durchsicht wie am ersten Tage. Einige haben in Hinblick auf die morgige Abreise bereits ihre Geräte abgebaut, sodaß jeder bei jedem mitbeobachtet.

Mein erster Blick gilt wieder dem Kometen LINEAR C/2002 T7, der heute schon etwas oberhalb des Sirius steht. Er zeigt eine sehr diffuse Koma ohne erkennbaren Kern und keinen ausgeprägten Schweif; lediglich bei indirektem Sehen kann ich einen dünnen Schweif erkennen.

Den Rest des Abends verwende ich dazu nun für längere Zeit von den Paradeobjekten des Südhimmels Abschied zu nehmen und besuche nochmals NGC 3372 η Carinae, NGC 4755 Das Schmuckkästchen, ω Centauri, die M24 Star Cloud und M6 den Schmetterling.

Mit Franz Zwanzger probiere ich dann noch etwas aus, was zwar zu keinem spektakulärem visuellen Erlebnis führt, aber doch sein mußte, nämlich einen Blick zum galaktischen Zentrum zwischen zwei Kugelsternhaufen im Schützen hindurch und durch Baades+s Fenster. Wie gesagt nicht beeindruckend, aber jedenfalls hingeschaut haben wir.

Einige Zeit verbringe ich dann noch mir freisichtig den Genuß der südlichen Milchstraße bei besten Bedingungen zu gönnen, mit dem etwas wehmütigen Gedanken doch für längere Zeit auf diesen Sternenhimmel verzichten zu müssen. Die Berichte aus der Heimat sind ja alles andere als erfreulich: beim NTT auf der Ebenwaldhöhe Schneefall!