Astronomische HAKOS-Nachlese

HAKOS, 25. 05. 2004

20040525tsa00.html

Beobachter:Tahir Saban
Datum:25. 05. 2004
Ort:HAKOS
Instrument:12" Dobson mit Equatorial Platform
Bedingungen:

Bericht:

Für mich war die WAA Namibiareise ein großer Beobachtungserfolg, obwohl das Wetter diesmal nicht so gut war wie vor zwei Jahren. Daran war wohl die Nähe des Monats Mai zur vorübergegangenen Regenzeit schuld, auf jeden Fall waren einige Nächte nicht wolkenlos. Davon wurden hauptsächlich unsere Fotografen beeinträchtigt, da ich aber nur visuell unterwegs war, konnte ich meistens zwischen den Wolken herum spächteln. Die Nächte waren dafür von der Temperatur her angenehmer, durchwegs über 10 Grad warm. Der Wind war auf der Terrasse, wo ich stand, die meiste Zeit präsent und gab immer wieder mit kräftigen Böen ein Lebenszeichen. Die Durchsicht war nicht ganz so gut wie im Juli, ebenfalls war das Seeing aus meiner Sicht nur eine Nacht (in der ich beobachtet habe) ausgezeichnet (8-9/10) jedoch sonst immer als gut zu klassifizieren. Auch der Himmel war nicht so dunkel Blau wie im Juli, dafür war die weniger trockene Luft angenehmer beim Schlafen.

Ich war wieder mit meinem zusammenlegbaren 12" Dobson unterwegs. Allerdings ist er inzwischen kräftig umgebaut (dennoch gibt es Raum für weitere Verbesserungen). Da die Farm "überbucht" war blieb Wolfgang und mir nur ein Zimmer im privaten Bereich des Hauses übrig. Das hatte einen Vorteil, ich konnte nämlich das Teleskop gleich neben dem Zimmer auf der Terrasse aufstellen. Dort war zwar manchmal etwas Licht, jedoch war die Bequemlichkeit in wenigen Minuten ins Zimmer finden zu können und einen festen Beton Boden anstelle von Staub und Sand zu haben (mein Spiegel liegt tief und offen) sehr attraktiv. Leider war ich dadurch von unserer Gruppe abgeschnitten, ich habe bei dazwischen angesetzten Spaziergängen zum Hauptfeld vor der Türe nur selten jemanden am Teleskop angetroffen, vielleicht auch deswegen, weil viele Fotografiert haben und zwischen den Aufnahmen nicht anwesend waren. Dazu lud auch die Tradition des Hauses bei, Waltraud stellte uns jede Nacht einen vollen Tisch mit Cafe und Kuchen zur Verfügung und die Versuchung war groß es sich hier lange gemütlich zu machen (habe ich auch oft getan). Die beiden Kometen C/2001 Q4 und C/2002 T7 waren besonders schön in Ferngläsern zu sehen. Beim Q4 konnte ich den Schweif mit direkter Sicht auf 4,5 Grad verfolgen.

Neben kurzen Blicken zu Jupiter und Saturn konzentrierte ich mich auf Deep-Sky Objekte und zwar besonders auf die Magellanschen Wolken. Insgesamt konnte ich 337 Objekte beobachten, davon 60 in der kleinen und 178 in der großen Magellanschen Wolke. Ich hatte schon vor einiger Zeit mir die Atlanten von Mati Morel besorgt. Sie sind für ein Studium der Magellanschen Wolken unerlässlich, da man hier auf Tritt und Schritt über Objekte stolpert und doch einige Zeit mir der Identifikation verbringt. Die Magellansche Wolken sind nicht nur interessante Objekte des Südhimmels, sondern auch die für uns am besten beobachtbaren Galaxien jenseitz der Milchstraße. Was mir besonders auffiel war, dass die Distanz von ca. 150.000 Lichtjahren sich beim Beobachten bemerkbar machte. Selbst helle offene Sternhaufen zeigten nur sehr kleine nadelspitze Sterne viele waren nicht auflösbar. Es ist alles pro Bogenminute viel enger und konzentrierter als in der Milchstrasse. Man arbeitet also mit höheren Vergrößerungen. Meistens benutzte ich zwischen 90-150x beim Überblickmäßigen Betrachten und sofern es der Wind zuließ abhängig vom Objekt bis zu 500x um Details heraus zu arbeiten. Ich bin insbesondere mit der großen Magellanschen Wolke bei Weitem nicht fertig geworden (wahrscheinlich nur 60 Prozent), da sie recht bald auf sehr südliche Tiefen herunter schlupfte. Für die Kleine Magellansche Wolke musste ich wie das letzte Mal in der zweiten Nachthälfte ans Okular.

Weitere Schwerpunkte waren die Sternbilder Centaurus, Carina, Crux und Pavo sowie Sagittarius, Skorpion und Ophiucus. Ein weiterer Höhepunkt waren die Dunkelwolken der Milchstraße des Barnard Catalogs. Hier sah ich sehr deutlich, dass sich eine Dunkelwolke nicht durch fehlen von Sternen auszeichnet, sondern durch eine Staubwolke, die dunkler als der Himmelshintergrund ist. Bei uns konnte ich das bisher nicht wirklich beobachten, jedoch ist es sicher an dunklen Plätzen bei guter Transparenz auch möglich. Es war faszinierend nachzuvollziehen, dass Barnard nicht fantasierte sondern die Pech schwarzen Schweife wirklich sah. Aber es gibt von 24 Grad Süd für mich noch so viel unentdecktges zu sehen, dass ich mir sicher bin, noch einige Male auf die Südhalbkugel reisen zu wollen.