| Beobachter: | Alexander Pikhard (ed.) | ||||||||||||
| Datum: | 26. 06. 2004 | ||||||||||||
| Zeit: | 21.30 bis 01.20 MESZ | ||||||||||||
| Ort: | Kahlenberg, Aussichtsterrasse | ||||||||||||
| Instrument: | Diverse | ||||||||||||
| Bedingungen: |
| ||||||||||||
| Bericht: |
Der heutige Sternabend auf dem Kahlenberg verspricht, interessant zu werden. Denn erstens stellt sich die Frage, wie denn Astronomie gegen Donauinselfest und Fussball-EM abschneiden würde. Und zweitens haben sich ein paar interessante Instrumente angesagt.
Schon während der Aufbauphase wird uns klar: Das Donauinselfest ist keine übermächtige Konkurrenz, sondern wird mit seinem Feuerwerk für einen wahren Ansturm auf die Terrasse sorgen. Schon vor 20 Uhr reservieren sich Neugierige die besten Plätze an der Brüstung für das um 22 Uhr beginnende Feuerwerk. Der Mond steht in attraktiver Phase günstig am Himmel und sorgt schon während der Aufbauphase für viele neugierige Blicke.
Die Aufbauphase zeigt: Das schöne Wetter hat viele mit ihren Instrumenten auf den Kahlenberg gelockt. Allein drei große Schmidt-Cassegrains werden aufgebaut.
Doch dann beginnen Andreas und Roland mit dem Aufbau ihrer Dobsons ...
Ein 10" und ein 12" Dobson sind ja auch recht nett, doch der 18" (45cm-) Starsplitter stellt alle anderen Instrumente in den Schatten. Das ist ein Fernrohr! Durch so ein großes Fernrohr kann man nicht alle Tage durchschauen. Das Feuerwerk hat annähernd so viele Leute auf die Kahlenbergterrasse gelockt, wie letzten August die Marsopposition. Doch bald bemerken die meisten, dass man, ausser in der ersten Reihe, überhaupt nichts sehen kann. Kein Wunder, spielt sich das Feuerkwerk doch fast 400m tiefer ab. So ziehen einige enttäuscht ab, doch die meisten anderen Besucher finden bald bei einem Blick zum Mond oder zum Jupiter mehr als nur Ersatz. So entsteht ein Sternabend der Superlative, immerhin steht mehr als ein Dutzend, zum Teil sehr grosser Teleskope, zur Verfügung.
Bis es dunkel genug ist, um andere Himmelsobjekte zu beobachten, sind Mond und Jupiter die "Stars" des Abends. Und da viele Teleskope zum Durchschauen zur Verfügung stehen, kann an anderen Instrumenten experimentiert werden. Etwa mit einer WebCam, die den Betrachtern am Computerbildschirm das Gefühlt verleiht, aus einem Raumschiff auf die Mondoberfläche zu blicken.
Spät aber doch wird es dann so dunkel, dass neben Mond und Jupiter auch noch andere Himmelsobjekte gezeigt werden können. Dank der sehr klaren Nacht - und der Leistungsfähigkeit unserer Teleskope - können wir auch einen Streifzug durch die Welt der Deep Sky Objekte anbieten. Zunächst begeistert der Kugelsternhaufen M13; er ist schon in den mittleren Spiegelteleskopen eine Wucht, doch in dem gewaltigen 18" Starsplitter ist sein Anblick unbeschreiblich, wert, die Leiter zum hoch gelegenen Einblick zu erklimmen. Die beiden planetarischen Nebel M57 und M27 begeistern ebenso, vor allem, da sie Zeugen vom Vergehen der Sterne sind. Der Wunsch wird laut, auch bei der Entstehung von Sternen "zuschauen" zu können; nun, leider geht das nicht so schnell, aber ein Blick zu M17 zeigt zumindest, wo dies gerade passiert. Albireo wiederum zeigt in beeindruckender Weise die Farben der Sterne. Noch ein Wunsch wird geäußert: Eine Spiralgalaxie! Rasch findet das computergesteuerte 12" Teleskop die Galaxie M51, und mit etwas Phantasie kann man die Spirale trotz der Stadtnähe gut sehen. Wirklich eine sehr gute Nacht. Jupiter verschwindet allmählich, doch ganz müssen wir nicht auf Objekte aus unserem Sonnensystem verzichten. Uranus steht zwar noch sehr tief, ist aber schon gut als weißlich-bläuliche Scheibe zu erkennen; Neptun steht zwar höher, ist aber kleiner. Und da sind ja auch noch zwei Kometen. C/2001 Q4 (NEAT) ist hell, rund, diffus und sehr deutlich, C/2003 K4 (LINEAR) ist auch sehr hell, aber konzentrierter und wirkt aufgefächerter. Nach Mitternacht ist sogar die Milchstraße im Schwan ansatzweise zu erkennen. Toll!
Eigentlich durch Zufall erlebt die mobile Astronomie hier und heute eine Sternstunde. Doch genau das ist ja die Intention unserer Sternabende auf dem Kahlenberg: Publikum anzusprechen, das unter normalen Umständen nicht so schnell auf eine Volkssternwarte gekommen wäre. Und es gelingt uns. Von den rund 600 Schaulustigen bleiben gut zwei Drittel noch zum einen oder anderen Blick durchs Fernrohr, stellen Fragen und hören interessiert den Erklärungen zu. Erst nach ein Uhr Nachts beginnen wir mit dem Abbau der Station, und wieder einmal mehr wird unsere "Late Night Sky Show" gegen Mitternacht zum ganz besonderen Erlebnis, dann nämlich, wenn die interessiertesten der Intressierten ihre Fragen stellen und wir sie korrekt, aber sehr humorvoll beantworten.
Der beste Sternabend heuer, und wieder einmal mehr haben wir viele für Astronomie begeistern können, die ein paar Stunden zuvor noch gar nicht gewusst haben, was das eigentlich ist. Und ja: Ein paar Astrologiegäubige weniger gibt's jetzt auch ... |