Sonnenfleck als 1st Light für die ToUCam

Perchtoldsdorf, 17. 07. 2004

20040717lwo15.html

Beobachter:Florian & Leonhard Woborny
e-Mail:taurus@r3d3y3.org
Datum:17. 07. 2004
Zeit:15.30 bis 16.00 MESZ
Ort:Perchtoldsdorf
Instrument:4" Mak f/14 + ToUCam II Pro
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Seeing:gut (2)
Temperatur:rund 32 °C
Bemerkungen:Gelegentlicher Durchzug von Quellwolken

Bericht:

Wettertechnisch gesehen verschaffte uns Petrus ja einen traumhaften Venustransit. Besser hätte es nicht laufen können. Die letzten Wochen aber, hielt er sich zurück und den Himmel über uns bedeckt.

Ich habe die Schlechtwetterzeit gleich dazu genutzt, mein Rohr mit selbstklebender Velourfolie aus dem Baumarkt auszukleiden. Die Streulicht ist gleich deutlich weniger geworden. Tolles Produkt. Kann ich jedem Newton-Besitzer nur wärmstens empfehlen. Nachdem ich den Tubus von allen Bauteilen befreien musste, dachte ich, dass es nicht schlecht wäre, die Justierung von einem Profi machen zu lassen. Zu diesem Zweck habe ich es Gerald Rhemann vorbeigebracht. An genau jenem Tag erreichte mich das Paket von Wolfi Ransburg mit Webcam-Adapter und IR-Sperrfilter.

Da mein Rohr aber gerade nicht verfügbar war, musste der Mak meines Bruders für das erste Testfoto herhalten. Der hat auch von Haus aus die doppelte Brennweite wie mein Newton und ich erspare mir den Transport des Zubehör wie Projektionsadapter + Okular und/oder meinen beiden (für mein Rohr unverzichtbaren) Barlows. Nur das Nötigste wurde also zusammen gepackt und Abfahrt.

Auf der Terrasse im Süden Wiens angekommen, war die erste und wichtigste Aufgabe einen Schattenspender aufzustellen, sonst wirds nix mit scharfstellen am Laptop-Monitor und ich will ja nicht schon wieder einen Sonnenbrand haben! :-) Einige wenige Minuten später, hing ich bereits hinter dem 15 mm Okular und betrachtete die "befleckte" Sonnenscheibe. Der größte der sichtbaren Flecken (Nr. 652), der sich gerade am Sonnenrand aufgetaucht ist, sollte mein erstes Fotomotiv werden. Also schnell das Okular raus, die WebCam dran und ein paar Bildserien geschossen.

Das Rohr musste ich während der Belichtung per Hand nachführen, da kein Motor angeschlossen war. Eine etwas fummelige Angelegenheit. Nachführen mit Blick auf den Laptopbildschirm, Scharfstellen mit Spiegelshifting, das ganze über den Laptop-Monitor und noch dazu bei strahlendstem Sonnenschein. Gar nicht so einfach. Da muß ich definitiv noch üben. Ich habe alle Programmeinstellungen beim Aufnehmen auf den Default-Werten gelassen und einfach nur schnell 300 Bilder aufgenommen. Das Programm, das ich verwende(te), heißt AstroCap (etwas unübersichtlich). Alle Bilder lagen aber bereits als Einzelbilder vor.

Giotto tat sein Bestes und summierte die Bilder auf, die mehr als 70 Prozent Qualität aufwiesen. Das Summenbild wurde in Giotto, mit der Funktion 'Schärfen & Filtern', bearbeitet und als TIF abgespeichert. In Photoshop erfolgte das 'Finish'. Ich verwendete Filter, wie die unscharfe Maske und den Gauss'schen Weichzeichner. Im Anschluss daran entfernte ich die Vignettierung, die man nach der Schärfung deutlich sieht.

Durch das Nachführen per Hand, sieht man auf dem Original in beiden Bildachsen, ein Streifenmuster. Nur der zentrale Bereich mit dem Sonnenfleck ist streifenfrei. Diese Bereich wurde aus dem 640x480 Pixel großen Bild ausgeschnitten und zum Endergebnis. Die gesamte Sache hat von der Idee bis zu diesem veröffentlichbaren Bild alles in Allem (mit Aufbau, Beobachtung, Aufnahme, Abbau, Summierung, Bildbearbeitung), nur anderthalb bis zwei Stunden gedauert. Wovon allein 45 Minuten die Aufsummierung in Anspruch nahm. Für mein erstes Foto, kann sich das Ergebnis echt sehen lassen, finde ich. Nicht einmal im Traum hätte ich daran gedacht, dass Astrofotografie so einfach sein kann.

Mein erstes WebCam-Foto. Der Sonnenfleck 652