Sommernacht

Sofienalpe, 30. 07. 2004

20040730api20.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:30. 07. 2004
Zeit:20.30 bis 23.45 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:10" Meade LX200GPS, Olympus C3000 Digitalkamera
Bedingungen:
Aufhellung:fast Vollmond (4)
Durchsicht:sehr gut (1)
Seeing:ausreichend (3)
Temperatur:24 °C
Bemerkungen:Zeitweise Durchzug hoher Wolkenfelder
Bericht:

Normalerweise kommt kaum jamend auf die Idee, so nahe beim Vollmond auf die Sofienalpe zu fahren, aber in diesem Sommer ist alles anders. Zu lange mussten wir auf klare Abende warten, und was soll's, Mond hin oder her, der eine oder andere Blick zum Himmel wird schon vielversprechend sein. Ausserdem biete so eine Nacht eine gute Gelegenheit für allerlei Tests. Ich habe mir heute vorgenommen, unser WAA-Teleskop, ein 10" Meade LX200GPS, durchzutesten, nachdem immer wieder über Schwierigkeiten in der Bedienung berichtet wird.


Noch einsam steht das Teleskop in der Dämmerung

Ich beginne mit einem vollen GPS-Alignment, und der erste Stern, den das Teleskop vorschlägt, ist Arcturus. Das LX200 zielt gut 10° daneben, ich ahne Schlimmes. Beim zweiten Stern, Altair, passt die anfängliche Position schon besser. Nachdem ich mit den beiden Sternen eingestellt habe, zeigt sich das Teleskop allerdings von seiner allerbesten Seite. Hohe Positioniergenauigkeit erfordert nach dem GoTo fast nie eine Korrektur.

Ermutigt lasse ich das Teleskop Jupiter ansteuern, und ja, der Riesenplanet ist trotz Dämmerung gut zu sehen. Lange wird er nicht mehr am Abendhimmel zu bewundern sein, er steht schon sehr tief. An eine Webcam-Aufnahme ist nicht mehr zu denken, aber ein Digicam-Schnappschuss durch das 50mm Plössl Okular ist allemal drin.

Ich schliesse den Laptop an und teste das LX200GPS mit TheSky. Problemlos. Mein Kabel für das "alte" LX200 passt auch für die GPS-Serie. Auf dem Bildschirm sehe ich Merkur in der Nähe von Jupiter. Laut Himmelskalender gab es in diesem Juli gar keine Abendsichtbarkeit, dafür haben wir den sonnennächsten Planeten verdächtig oft beobachtet, allerdings mit dem Fernrohr. Sollte es gehen? Ich positioniere das Fernrohr, und zu meiner allergrößten Überraschung kann ich den Planeten tief im rötlichen Dunst des Horizonts ganz schwach und blass ausmachen, gerade als Hauch.


Jupiter-Schnappschuss ...

... und ein Hauch von Merkur

Andreas, Astrid und Roland treffen ein und stellen ein paar Dobsons auf. Der grosse 18" fehlt heute, würde bei dem Mond aber wirklich keinen Sinn machen. Hans Peter Müllner und Bernhard Dewath kommen auch zu dieser ungewöhnlichen Sommernachts-Starparty. Ein paar hohe Wolkenfelder ziehen durch, was der fast-Vollmondnacht einen ganz unheimlichen Eindruck verleiht.


Jetzt kommt der Mond heraus


Beeindruckend, wie die Wolken den Blick auf den Mond freigeben


Jetzt ist der fast volle Mond da

Das Mondlicht hellt den Himmel zwar enorm auf, aber Doppelsterne und Kugelsternhaufen sind dennoch sehr lohnende Objekte. Vor allem M3, M13 und M92 beeindrucken in allen Instrumenten. Sogar der Ringnebel in der Leier ist ein durchaus passabler Anblick. Und als noch einmal Wolken den Mond verdecken, der Rest vom Himmel aber frei ist, sieht man, wie gut die Durchsicht heute wäre.


Noch einmal ziehen Wolken über den Mond - gruselig schön!

Ach ja, und bis auf die Probleme beim Auffinden des ersten Sterns funktioniert unser LX200GPS einwandfrei!