Ballonexplosion und Planetarische Nebel

Sofienalpe, 05. 08. 2004

20040805api20.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:05. 08. 2004
Zeit:20.30 bis 22.15 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX-200
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:sehr schlecht (5)
Seeing:gut (2)
Bemerkungen:Zeitweise wolkig, gegen Ende bedeckt

Bericht:

Wieder ein sehr schöner Abend. Andreas kündigt eine Dobsonparty auf der Sofienalpe an, der ich mich gerne anschliesse. Beim Aufbau, vor Sonnenuntergang und während der Dämmerung, ziehen die Reste von Gewittern durch, doch dann klart es auf.


Dobson-Aufbau bei Sonnenuntergang

Dobson-Romantik in der Dämmerung

Auf der Jagd nach Doppelsternen ...

... und Deep Sky (Langzeitbelichtung!)

Bald nach dem Aufbau erblicken wir einen Wetterballon. Die Dobsons haben ihn bald erfasst, und da mein LX-200 noch nicht eingeschaltet ist, betreibe ich es einfach manuell, quasi auch als Dobson. Wir verfolgen den Wetterballon lange - wenn ich gewusst hätte, wie lange, hätte ich die Webcam montiert. Gut zehn Minuten folgen wir dem hellen Lichtpunkt, der im Okular bei 150- bis 300-facher Vergrößerung deutlich die transparente Hülle mit der wild schaukelnden Instrumentengondel zeigt. Die Hülle ist sehr dünn und man erkennt den Reflex der Sonne an der Aussen-, aber auch an der gegenüberliegenden Innenseite. Die in Metallfolie gehüllte Gondel erzeugt sehr helle Flares und auch ihr Reflex an der Ballonhülle ist deutlich zu erkennen. Minutenlang folgen wir dem Ballon und sehen, wie er durch die leichten Wolken höher und höher steigt. Immer wieder wechselt er die Richtung - es muss sehr turbulent in der Atmosphäre zugehen.

Lautlos und blitzschnell explodiert der Ballon - ein kollektiver Aufschrei der drei Beobachter (Andreas, Roland und ich) ist die Folge - und löst sich in Tausende Fetzen auf. Der Fallschirm der Gondel wird bei der Explosion zerstört, zerreist in zwei Hälften. Minutenlang verfolgen wir die fallende Gondel, die einen glitzernden Fetzen ihres Fallschirms hinter sich her zieht. Als die Gondel - zum Glück weit genug von uns entfernt - im Dunst und vor allem im Schatten der Erde verschwindet, beenden wir die gut 20 Minuten lange Sequenz der Ballonbeobachtung. Aua, hätte nie gedacht, dass man beim Beobachten einen Krampf in den Armen bekommen kann. Hätte ich bloss geahnt, wie lange das ganze dauert, ich hätte es auf Video festgehalten!

Es ist dunkel genug geworden. Ich norde mein LX-200 ein. Die Dobsons brauchen das nicht. Einige Doppelsterne als Überbrückung der Dämmerung; das Seeing ist sehr gut. Epsilon Lyrae deutlich vierfach schon im 21mm Pentax, Alpha Herculis und Pi Bootis auch sehr schön.

Die Dämmerung schreitet voran. M13 ist das nächste Ziel. Toll! Im 12" LX-200 erst das 21mm-, 14mm- und dann sogar im 7mm Pentax ist der Haufen prachtvoll, weit aufgelöst, plastisch. Aber dann, im 18" Dobson bei 300x, fehlen mir die Worte!

Ein kurzer Schwenk über Norden. NGC 2403 mit der neuen Supernova steht zu tief, ist nicht zu sehen. M51 ist aber wunderschön.

Wir wenden uns den Planetarischen Nebeln zu ...

  • M57 ist natürlich der Klassiker, und da stellenweise sehr gute Durchsicht herrscht, ist der Anblick beeindruckend. Im 7mm Pentax zeigt der Nebel deutlich seine ovale Struktur mit den "ausgefransten" Enden, das Innere ist leicht aufgehellt. Im 18" Dobson ist das Innere schon deutlich aufgehellt und ich habe den Eindruck einer leichten Färbung des Nebels. Der äußere Rand ist deutlich "wärmer" als der diffusere, innere Rand. Interessant, dass wir den Zentralstern in beiden Rohren (12" und 18") nicht sehen können.
  • NGC 6210 im Herkules ist extrem flächenhell und im 7mm Pentax zeigt sich eine helle, bläuliche Scheibe mit einem leichten, diffusen Hof.
  • NGC 6826 im Schwan, der "Blinking Planetary", ist im 12" mit 7mm Pentax (immerhin 420x, das Seeing lässt das zu) sehr deutlich, und bei dieser Vergrößerung blinkt er auch nicht mehr. Der Zentralstern steht deutlich in einer diffusen, konzentrierten, runden Hülle. Beeindruckend ist das Objekt auch im 18".
  • NGC 7027 im Schwan zerfällt bei der hohen Vergrößerung im 7mm Pentax in zwei deutlich trennbare Zentren und wirkt eher wie eine Mini-Hantel als rechteckig.

Von Osten her ziehen immer mehr Wolken auf, wir sind gezwungen, in die Westhälfte des Himmels auszuweichen. Was uns ein paar neue, schöne Anblicke gewährt.

  • NGC 6781 im Adler ist schwierig und erfordert einen O III-Filter. Mit dem ist er aber sehr deutlich, allerdings eher im 21mm Pentax, da das Objekt sehr groß ist.
  • NGC 6804 im Adler ist rund, diffus und eine Herausforderung, mit O III-Filter aber deutlich.
  • NGC 6572 im Schlangenträger ist sehr hell und auffällig türkis. Im 7mm Pentax kommt eine leicht ovale, helle Scheibe mit leicht diffuser Hülle. Im 18" Dobson ist dieser Eindruck noch viel stärker. Das Einstellen dieses "im Nirgendwo" stehenden Objekts ist eine Herausforderung und wird so gemeistert, dass ich am LX-200, das das Objekt mittels Goto aufgefunden hat, den Laser parallel halte und Andreas und Roland dem Strahl des Lasers in den Himmel folgen ...
  • NGC 6309 im Schlangenträger, der "Box Nebula", ist trotz geringer Höhe im 7mm Pentax deutlich in zwei unterschiedlich große und unterschiedlich helle Teile aufgelöst. Ein nahe stehender Stern verleiht ihm das Aussehen eines kleinen "i".

Die Wolken von Osten werden mehr, eine Änderung ist nicht abzusehen. Nach drei Blicken zu den Kugelsternhaufen im Schlangenträger (M10, M12 und M14) erfolgt ein früher Abbau. Die Beobachtung war kurz, aber extrem erfolgreich.