Beobachter: | Thomas Schröfl | ||||||||||||
Datum: | 16. 08. 2004 | ||||||||||||
Zeit: | 22.30 MESZ | ||||||||||||
Ort: | Edlach/Rax
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Instrument: | NexStar 11 GPS, Pentax 75 SDHF | ||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Eine lange Zeit des Bastelns und der Neuanschaffungen geht zu Ende und führt heute nach langem Warten zum Third Light auf dem ANO-VST (für alle, denen diese Abkürzung noch nicht geläufig ist Austrian North Observatory Very Small Telescope). Ein Jahr lang hatte ich beständig Probleme mit einem immer wieder ausfallenden Azimutmotor am C11. Weder ein mehrfacher Tausch des Motorboards noch eine 1. Reparatur bei Baader konnten den Fehler beheben, bis sich herausstellte, daß der Fehler nicht in der Elektronik sondern im Motor selbst liegt. Nun mit einem neuen Motor versehen läuft alles endlich wieder wie am Schnürchen. Seit letztem Herbst habe ich ein +Feintuning+ auf meinem Astrodach in Edlach vorgenommen. Die GFK-Kuppel wurde innen mit dunkelgrauem Industriefilz ausgekleidet, womit zwei positive Effekte verbunden sind, Zum einen reduziert es deutlich das Streulicht und zum anderen nimmt es die sich sonst innen bildende Taufeuchtigkeit auf. Auch auf der technischen Seite gibt es einige Neuerungen. Ein schon etwas in die Tage gekommener PC ist in die Kuppel übersiedelt, versehen mit eine 15 Zoll Flachbildschirm. Auf ihm läuft Starry Night, die Steuerungssoftware und die notwendigen Hilfsprogramme. Das C11 wird nicht mehr über den Handcontroller (HC) gesteuert, sondern mit der Software NexRemote, die ursprünglich von zwei Kanadiern unter dem Namen HcAnywhere entwickelt und dann von Celestron zugekauft wurde. NexRemote bildet am Bildschirm einen virtuellen HC ab, wobei mit der Maus die Tasten gedrückt werden können, was aufs erste nicht sehr beeindruckend ist. Die Feinheit liegt im Detail. Integriert ist über eine drahtlose Schnittstelle der Logitech Wingman und ein Sprachmodul, das die Displayanzeigen mit sanfter Frauenstimme wiedergibt. Das Ergebnis: das Teleskop läßt sich via Wingman drahtlos steuern ohne mit den Augen zwischen Bildschirm und Okular hin und her springen zu müssen. Eingedenk meines nun schon drei Jahre zurückliegenden Anfängererlebnisses oder besser +enttäuschung + die Pleiaden wollten nicht und nicht in das maximal 52 Bogenminuten-Gesichtsfeld des C11 + überlegte ich schon seit längerem auf das C11 einen kompakten Richfield-Refraktor zu packen. Nach längeren Vergleichen im Internet entschied ich mich schließlich für den Pentax 75 SDHF. Zu einem noch vertretbaren Preis erhält man einen kompakten kleinen APO (statt mit Fluoritlinse mit dem nur bei Pentax erhältlichen SD-Glas, einer Weiterentwicklung der bekannten ED-Gläser), der fotooptimiert ist d.h. ohne zusätzlichen Fieldflattener über ein völlig ebenes Bildfeld für Mittelformat verfügt. Über die exzellente mechanische Ausführung braucht man sowieso kein Wort verlieren. Eingespannt in ein Leitrohrschellensystem von Beck/St. Pölten sitzt er nun huckepack am C11 in einer Baader Giro-Klemme, was natürlich zusätzliche Gegengewichte zum Austarieren erforderlich machte. Den Celestron-Sucher habe ich gegen den Baader 9x60 Superfinder mit beleuchtetem Fadenkreuzokular und 90 Grad-Einblick getauscht und noch den LED-Visiersucher Skysurfer V von Baader hinzugefügt. Da die vor einigen Monaten angeschaffte SBIG STV auch ein PAL-Signal ausgibt, wanderte noch ein vorhandener kleiner Videomonitor in die Kuppel. Die Außensäule nimmt die Vixen GP-DX auf, auf der der Optolyth-Refraktor montiert ist und vom Skysensor 2000 gesteuert wird. Der mit einem Handgriff vom C11 abnehmbare Pentax läßt sich ebenfalls mit einem Handgriff zusätzlich auf den Optolyth montieren. Dahinter steckt der Gedanke beide Refraktoren gleichzeitig für die Fotografie verwenden zu können, wobei dann die Montierung über die STV mit dem e-Finder nachgeführt wird. Hier steht aber noch das zeitraubende perfekte Einscheinern und Abstimmen mit der STV aus, denn Zeit und gutes Wetter war bisher Mangelware. Wenn die astronomische Kriegskasse wieder einmal gut gefüllt sein sollte, ermöglicht diese Kombination auch die gleichzeitige Sonnenbeobachtung im Weißlicht und mit H-alpha. In der Kuppel ist noch ein 10A 12V Netzgerät untergebracht. Über eine in der Dachschüttung verlegte Rohrleitung wird die Außensäule sowohl mit 220V Wechselstrom als auch mit 12V Gleichstrom versorgt. Grundlegende Verbesserungen meiner Privatsternwarte scheinen mir jetzt nur mehr möglich, wenn ich einen potenten Sponsor auftreiben und, was sicher noch viel schwieriger ist, Günther Eder dazu überreden kann mir die Mariazeller Sternwarte zu verkaufen. Nun zu den eigentlichen Eindrücken des Third Light mit dem Pentax. Als ich abends von Wien nach Edlach fahre, steigt zunächst leichter Frust auf, denn je näher ich der Rax komme, umso dichter wird die Bewölkung. Doch in der Abendkühle löst sich die Quellbewölkung völlig auf und gegen 22 Uhr stehe ich unter einem prachtvollen Sommerhimmel. Die Milchstraße zieht sich von SW gut sichtbar bis in die Cassiopeia. Und während ich so einige Minuten auf dem Dach sitze ziehen zwei späte Perseiden ihre Spur. Nach der Alignment-Prozedur sehe ich mir zunächst, weil ich gerade in der Gegend bin Albireo an. Das C11 ist mit dem 35mm Panoptic bestückt (=80x u. 0,85 Grad FOV), der Pentax mit dem 21mm Pentax XL (=24x u. 4,7 Grad FOV). Es ist immer wieder beeindruckend mit welcher Leichtigkeit sogar ein recht kleiner Refraktor bei der punktförmigen Abbildung von Sternen auch ein gut kollimiertes Spiegelteleskop aussticht. Der Coathanger Cluster zeigt dann Sinn und Zweck dieser Fernrohrkombination. Während das C11 nur einzelne helle Sterne ohne näheren Zusammenhang zeigen kann, zeigt der Pentax die aus einer Gruppe heller Sterne bestehende Kleiderbügelform vor genügend Umfeld, um diese Sternenkonstellation so richtig zur Geltung kommen zu lassen. Nächstes Ziel ist eines meiner Lieblingsobjekte am Sommerhimmel nämlich M 11. Hier hat selbstverständlich das C11 wieder die Nase weit vorne und wie. Zeigt es doch einen wunderschönen Sternhaufen von atemberaubender Zartheit, wo der Pentax nur mehr ein nebeliges Fleckchen zeit, das bei höherer Vergrößerung schlichtweg absäuft. NGC 7009 der Saturnnebel läßt sich im Pentax eher erahnen als sehen, während das C11 schon bei 80x das Nebelscheibchen zeigt und bei 200x auch die +Saturnringe+. M 13 löst in mir sehnsüchtige Erinnerungen an Namibia aus. Warum nur kann Omega Centauri nicht am Nordhimmel stehen? Interessant ist es dann zum Abschluß M 31 in den beiden Geräten zu vergleichen. Das C11, ein Lichteimer im Vergleich zum Pentax, bringt wesentlich mehr Flächenhelligkeit, zeigt aber letztlich nur den Kern der Galaxie. Die Scheibenform kommt im Pentax deutlich besser zur Geltung, wenn auch die Gesamthelligkeit geringer ist. Fazit des Third Lights: Die Kombination der beiden Geräte scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Großflächige sowie Detailbeobachtungen sind nun aus der Kuppel heraus und auf einer Montierung möglich. Die Zeiten wo ich entweder gewisse Objekte aus dem Beobachtungsplan streichen oder die Unannehmlichkeit des ständigen Wechselns zwischen Kuppel und Außensäule auf mich nehmen mußte sind nun endgültig vorbei, ein Effekt der gerade bei der beschränkten Zeit eines Amateurs und bei unseren Wetterbedingungen nicht zu unterschätzen ist, läßt sich doch die spärliche Beobachtungszeit optimal nutzen. |