Beobachtungsnacht

Sofienalpe, 19. 08. 2004

20040819api20.html

Beobachter:Natalie Ebner, Hans Peter Müllner, Alexander Pikhard
Datum:19. 08. 2004
Zeit:20.00 bis 23.30 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200, Minolta Dimage Z1
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:gut (2)
Bemerkungen:anfangs teilweise bewölkt

Bericht:

Nach der beeindruckenden Beobachtungsnacht vom Vortag und einem makellosen Nachmittag hält mich auch heute nichts; heute fahre ich mit dem eigenen Teleskop auf die Sofienalpe. Da unter der Woche, scheidet ein ferneres Ziel leider aus.

Wieder empfängt uns die Sofienalpe mit einem malerischen Monduntergang, doch im Westen steigen die Reste eines fernen Gewitters auf, was uns weniger erfreut.


Monduntergangsstimmung


Der Mond hat schon deutlich zugenommen ...


... und zeigt im Fernrohr schon schöne Details (50mm Plössl)

Es geht kein Wind und mit fortschreitender Dämmerung steigen die Gewitterwolken immer höher. Besorgnis macht sich breit.


Angesichts der dunklen Wolken ...

... entwickeln sich Sorgenblicke

Ich erfinde einen neuen Sport: "Wolken wegschimpfen". Es funktioniert. Binnen Minuten löst sich das Wolkenpaket auf und macht einem schönen Sternenhimmel Platz; die Durchsicht ist nicht so brilliant wie am Vortag, die Milchstraße nur in der Nähe des Zenits zu sehen, aber es ist immer noch sehr, sehr gut. Einige wenige Spaziergänger verirren sich zu unserer Gruppe und genießen den einen oder anderen schönen Blick durchs Teleskop.

Ich bin heute wieder ganz auf visuelle Beobachtung eingestellt und beginne mit Doppelsternen.

  • Epsilon Bootis ist ganz deutlich getrennt und auch
  • Epsilon Lyrae zeigt sich von seiner besten Seite, das Seeing ist zur Zeit sehr gut.
  • Mizar ist sehr hell und sehr weit, ich stelle ihn eigentlich nur ein, um meine Aufstellung zu testen.

Es ist schon recht dunkel und daher sind jetzt die beiden Kometen an der Reihe:

  • C/2003 K4 (LINEAR) ist recht hell und zeigt sogar noch einen kurzen, breiten Schweifansatz.
  • C/2001 Q4 (NEAT) ist sehr schwach, aber immer noch recht deutlich.

Es folgt eine Tour durch die Kugelsternhaufen der Jahreszeit, die ich gegen Ende dann noch mit zwei Objekten ergänze. Des Überblicks wegen fasse ich hier alle Kugelsternhaufen zusammen:

  • M3 ist das erste Objekt, noch in der Dämmerung. Im 14mm Pentax sehr schön aufgelöst mit feinen Sternen.
  • M13 muss sein. Er ist ein echter Hammer. Im 14mm Pentax schwebt er förmlich frei und plastisch vor dem dunklen Sternenhintergrund. Deutlich erscheint er mir heute wieder wie ein "Kasperl" mit rundem Körper und dünnen Armen und Beinen - die Sternreihen, die diesen Haufen auszeichnen, verleihen ihm dieses Aussehen. Im Vorbeischauen noch die Galaxie NGC 6207, die aber sehr schwach ist.
  • M92 mit gleichem Okular ist ebenfalls wunderschön, zeigt helle Sterne und ist deutlich konzentriert. Ich bemerke, dass das Seeing eine Spur schlechter ist, als gestern.
  • Wenn ich schon im Herkules bin, darf er nicht fehlen: Der kleine Kugelsternhaufen NGC 6229. Er erscheint rund und diffus und recht deutlich, ist aber kaum in Sterne aufzulösen.

Es geht weiter in den Schlangenträger.

  • M10 ist sehr schön, locker und hell, weit aufgelöst und etwas konzentriert.
  • M12 ist sehr locker, mit schwachen Sternen, deutlich aufgelöst und wirkt fast wie ein "Flaum" aus Sternen. Ein interessanter Anblick.

Gegen Ende der Beobachtung dann noch zwei Kugelsternhaufen-Klassiker und ein weiteres Objekt:

  • M2 ist groß, hell und gut aufgelöst, mäßig konzentriert, alles in allem sehr schön.
  • M15 ist stark konzentriert, zeigt sehr feine, schwache Sterne und ist im 14mm Pentax wieder ein sehr schöner Anblick.
  • M72 ist sehr diffus und zeigt kaum Sterne am Rand, steht aber auch sehr tief. Der nahe stehende M73 ist eine Skurrilität: Es handelt sich um eine zwanglose Gruppe von vier Sternchen!

Nach den Kugelsternhaufen im Schlangenträger bleibe ich in diesem Sternbild, um ein paar andere Deep Sky Objekte zu studieren.

  • Der offene Sternhaufen IC 4665 ist ein typisches Feldstecherobjekt. Im Fernrohr, 50mm Plössl, ist er fast schon zu groß und zeigt nur einige wenige helle Sterne über das ganze Gesichtsfeld verstreut. Ich wage ein Experiment und montiere meine Digitalkamera huckepack mit 330mm Tele-Einstellung auf das Fernrohr und belichte 30 Sekunden lang bei ISO 400. Und schon ist der Haufen im Bild festgehalten.

    Der nicht konzentrierte Haufen hebt sich wirklich kaum vom Hintergrund ab, vor allem nicht bei kleinem Gesichtsfeld.

  • Zwei weitere offene Sternhaufen werden besucht: NGC 6633 und IC 4756 in der benachtbarten Schlange. Beide Haufen sind ebenfalls zu groß für mein Gesichtsfeld, trotz 50mm Plössl.
  • Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Im "Vorbeifahren" werfe ich einen Blick auf den Doppelstern Theta Serpentis. Der weite Doppelstern hat zwei weiße, ungefähr gleich helle Komponenten. Ein gutes Objekt für kleine Fernrohre.

Angeregt durch die Beobachtung am Vorabend mache ich mich jetzt auch auf eine Tour durch die zahlreichen Planetarischen Nebel des Sommerhimmels.

  • Sie beginnt naturgemäß beim Ringnebel M57; bei völliger Dunkelheit erscheint dieser Nebel wie eine runde Leuchtstoffröhre, ein O III-Filter verstärkt diesen Eindruck noch (14mm Pentax). Einfach ein Traum. Der Ringnebel ist mit M13 sowie h-Chi im Perseus auch eines jener Objekte, die Besucher zur Begeisterung bringen.
  • Auch der Hantelnebel M27 zeichnet sich heute durch enorme Brillanz aus (14mm Pentax, O III). Doch jetzt zu den weniger attraktiven Objekten.
  • NGC 6210 im Herkules ist extrem flächenhell, rund und diffus. Ein recht schönes Objekt.
  • Im Schlangenträger stehen zwei interessante Objekte: Der kleine Planetarische Nebel NGC 6572 ist sehr hell, rund und leicht diffus. Der "Box Nebula" NGC 6309 ist ein diffuser, länglicher Strich, der durch einen nahe stehenden Stern wie ein kleines "i" aussieht.
  • Im Adler warten gleich mehrere Objekte darauf, beobachtet zu werden. Der recht große und schwache Ring NGC 6781 macht den Anfang. Er ist im 21mm Pentax mit O III-Filter am besten zu sehen, hier kommt seine Ringstruktur sehr deutlich heraus.
  • Drei sehr kleine Nebel folgen: NGC 6803 ist sternförmig und fällt nur durch seine auffällige, bläuliche Färbung auf. Selbst im 14mm Pentax mit O III-Filter ist er nicht von den Sternen zu unterscheiden. Neptun wird ein interessantes Vergleichsobjekt. NGC 6804 ist schon größer, eine schwache, runde, aber deutliche Scheibe, auch leicht bläulich. NGC 6807 ist wiederum ein sternartiges Objekt wie NGC 6803.
  • Im benachtbaren Delphin stehen auch zwei nette Planetarische Nebel: NGC 6891 ist eine kleine, runde, leicht diffuse Scheibe mit angedeutetem Zentralstern, ein sehr nettes Objekt. NGC 6905 ist recht hell, rund, diffus, sehr bläulich und zeigt einen deutlichen Zentralstern.
  • Ein Abstecher in den Schwan muss sein. NGC 6826, der "Blinking Planetary", erscheint heute so hell, dass nichts blinkt. Dafür wird der Zentralstern fast überstrahlt.
  • NGC 7009, der Saturn-Nebel, ist deutlich, sehr bläulich und erscheint als flach liegender Ring. Die "Ohren" sind nicht zu sehen.
  • NGC 7662, der "Blue Snowball", ist sehr hell, wie der Name sagt, sehr blau und zeigt auch einige Strukturen. Alle Beobachtungen der kleinen Planetarischen Nebel mit 14mm Pentax, mit und ohne O III-Filter.

Jetzt muss ein Vergleich einfach sein: Uranus, sehr tief und nicht einmal 4" klein, erscheint heute deutlich grünlich. Neptun, noch kleiner, aber etwas höher, erscheint türkisfarben und sieht wirklich genau so aus wie NGC 6803 oder NGC 6807. Keine Frage, warum die Planetarischen Nebel so heißen!

Den Abschluss bilden ein paar Klassiker: h + Chi Persei und der Große Andromedanebel M31 samt Begleitern M32 und M110(jeweils 40mm Pentax). Hier probiere ich wieder Aufnahmen mit der huckepack montierten Digitalkamera.


h + Chi Per, 30 Sekunden, ISO 400, F=330mm, verkleinerter Bildausschnitt


M31, 2 x 30 Sekunden gestackt, ISO 400, F=330mm, verkleinerter Bildausschnitt

Ein allerletzter Blick geht zur Galaxie NGC 7331, die sehr deutlich und länglich im Gesichtsfeld steht (14mm Pentax).

Ein reicher Abend, 40 Objekte, ein paar Fotos, milde Temperaturen - Beobachten im T-Shirt bis Mitternacht -, was will das Herz eines Sternguckers mehr?