Beobachter: | Alexander Pikhard, Renate Weiland | ||||||
Datum: | 30. 08. 2004 | ||||||
Ort: | Wiener Urania | ||||||
Bericht: |
Es ist leider viel zu wenig bekannt, aber man kann die Mobile Sternwarte auch mieten (" WAA individuell") und so jedem Event einen astronomischen Touch verleihen. Heute ist es wieder einmal so weit und wir präsentieren Mond und andere Gestirne im Rahmen einer Veranstaltung eines großen Verlags. Originell ist allerdings der Veranstaltungsort: Die Wiener Urania. Da die Adaptierung der Sternwarte noch nicht abgeschlossen sind, wurden wir eingeladen, mit einem mobilen Teleskop auszuhelfen. So kommt mein 30cm Teleskop zum Einsatz, um zumindest vom Durchmesser her dem Hauptinstrument der Urania zu entsprechen. Was würde es für ein Gefühl sein, nach so vielen Jahren wieder einmal an dieser astronomischen Adresse den Himmel zu präsentieren? Auf der Fahrt zur Sternwarte Erinnerungen: Das düstere Stiegenhaus, die kleine Portierloge mit dem grimmigen Portier, der klapprige Lift, die Eisentür mit Nummer "96" zur Dachterrasse, die eher an die Tür zu einer Gefängniszelle erinnerte, als an die Tür zu freiem Blick zu den Sternen, den wackeligen Holzlattenrost; würde alles noch so sein? Nachdem ich einen Parkplatz zum Ausladen des Instruments gegen die Fahrzeuge des Catering-Service erkämpft hatte, schreite ich auf die Tür zur Turmstiege zu, und dahin sind alle nostalgischen Erinnerungen; ich betrete ein topmodernes, architektonisch beeindruckendes Gebäude, in dem, abgesehen von der Außenfassade, keine Stein auf dem anderen geblieben ist. Die Portierloge ist in dieser Form verschwunden, der Lift - ohne eine einzige Stufe erreichbar - verglast, und die Dachterrasse sieht aus wie das Deck eines Luxusschiffes. Architektur vom Feinsten, hell, lichtdurchflutet freundlich, modern, kurz: "Trendy". Es ist eine neue Welt und wir bauen aufgeregt das Teleskop in dieser neuen Trend-Location auf.
Es dauert noch etwas, bis der Mond aufgeht, und auch die Wolken machen uns kurz Sorgen, immerhin hat es heute Nachmittag schon einmal geregnet und eine Kaltfront zieht wenige Kilometer an Wien vorbei von Südwesten nach Nordosten. Immer wieder Wolken. Wir erklären nicht nur unser Teleskop, sondern geben auch Auskunft über die Urania-Sternwarte, so gut wir es können. Bald wird hier wieder zu den Sternen geblickt werden, ebenfalls mit modernster Technik. Und dann geht der Mond auf ...
.. grotesk verzerrt zu einem American Football und tiefrot; kurz sehen wir ihn, bevor er hinter einem nahe gelegenen Ministeriumsgebäude verschwindet. Die knappe halbe Stunde, bis er auftaucht, vertreiben wir uns mit dem Präsentieren von Doppelsternen und vor allem dem Beantworten von Fragen der sehr interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung. Themen wie die Entstehung und das Ende von Sternen oder Größe und Entfernunge der Sterne faszinieren dabei genau so wie der Ursprung unserer Sternnamen. Astronomie ist spannend und lustig obendrein, denn wir präsentieren sie mit jeder Menge Wortwitz. Dann taucht der Mond wieder auf ...
Die Wolken zwingen uns immer wieder zu längeren Beobachtungspausen, die für viele Einzelgespräche genützt werden. Schade, daß die Mondphase heute so ungünstig ist - für viele überraschend, ist der Mond nahe beim Vollmond halt nicht attraktiv. Ein aus unserer Sicht und hoffentlich auch aus Sicht unseres Kunden netter Abend. Astronomen mieten - doch einmal eine Alternative zu Clowns und Zauberern, oder? |