Deep Sky und Mond

Wien 12, 02. 09. 2004

20040902api22.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:02. 09. 2004
Zeit:22.20 bis 00.40 MESZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX200, Minolta Dimage Z1, Philips ToUCam Pro, StarlightXpress MX916
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:schlecht (4)
Seeing:gut (2)
Bericht:

Deep Sky und Mond? Klingt das nicht etwas nach Widerspruch? Eigentlich schon. Und ich lege noch etwas nach und mache Deep Sky bei Mond aus der Stadt. Eine sinnlose Angelegenheit? Nicht ganz ...

Es ist ein sehr klarer Abend, das heißt, die Durchsicht ist recht gut. Visuell geben die Kugelsternhaufen (M15, M2) sehr viel her, weil auch das Seeing (noch) gut ist. Sogar planetarische Nebel sind durchaus passabel, vor allem mit O III-Filter. Jetzt will ich es wissen und setze meine gestern begonnene Serie urbaner CCD-Beobachtung fort und wage mich, wenige Tage nach Vollmond und mit dem Mond schon in gut 20° Höhe, an Deep Sky Fotografie aus der Stadt.

Gleich vorweg: Mein Hindernis ist nicht die Himmelsaufhellung, sondern die etwas unexakte Nachfürhung meines azimutal aufgestellten LX-200 und noch irgendwas, das die Bilder verzerrt. Zunächst kann ich es nicht eingrenzen, doch spätestens, als ich gegen Ende mit der WebCam auf den Mond losgehe, weiss ich: Bahn wirkt! Jedesmal, wenn ein Güterzug auf der ca. 200m entfernten Verbindungsbahn vorbeirattert, sind die Schwinungen deutlich merkbar. Ein künstliches Erdbeben sozusagen. Und das soll umweltfreundlich sein (vor allem angesichts der Uhrzeit)?

Jetzt aber zum Himmel ... Zunächst din Versuch mit M11, der schon recht tief steht (alle CCD-Aufnahmen mit 3m Brennweite):


M11

Jetzt zu den beiden hellen Kugelsternhaufen:


M15

M2

Der Unterschied zwischen den beiden Haufen - dem konzentrierten M15 und dem weniger konzentrierten M2 - kommt sehr schön heraus. Gut, das geht also! Die Schwarzweißaufnahme von M15 wird ein gutes L-Bild zu der Farbaufnahme, die ich vor einigen Wochen am gleichen Ort gemacht habe, abgeben, das wird eine Arbeit für weniger schöne Abende.

Jetzt wage ich mich an Planetarische Nebel und mache gleich ein neues Experiment: CCD-Aufnahmen durch den O III-Filter. Hier die Ergebnisse:


M57

NGC 7009

Die Aufnahme vom Ringnebel ist nicht schlecht bei dem schon sehr aufgehellten Himmel. Klar, dass der Zentralstern bei Verwendung des schmalbandigen O III-Filters nicht mehr herauskommt. Die Aufnahme vom Saturnnebel ist enorm; es kommt zwar der Hintergrund schon durch - das Objekt steht ja auch recht tief -, aber es sind alle Details da.

Jetzt steht der Mond schon eindeutig zu hoch und ich wende mich daher ihm zu. Das Seeing ist noch gut, zeigt aber zeitweise schon Einbrüche. Ein erster Schnappschuß durch das 50mm Plössl-Okular:

Eine sehr interessante Mondphase; das Rheita-Tal, eine ganz flache, wannenartige Kraterkette, erscheint am Terminator wie ein breiter Riß (rechts unten Mitte). Ich montiere die WebCam (uff, die dritte Kamera in dieser Nacht) und hole mir einige schöne Details heraus:


Altas und Hercules


Macrobius und das Taurus-Gebirge (Apollo 17-Region)


Ein seltener Anblick: Janssen und die Janssen-Rillen

Huch, es ist schon fast ein Uhr nachts und morgen ist ein Arbeitstag. Schlechtes Seeing und eine ungünstige Stellung vereiteln einen weiteren Versuch, möglichst viele Uranusmonde einzufangen, und so beende ich die Beobachtung. Eigentlich toll, was man so mitten aus der Stadt alles machen kann ...