Starker Wind und 1,7 Tage bis Vollmond

Sofienalpe, 26. 09. 2004

20040926fwo21.html

Beobachter:Florian Woborny
Datum:26. 09. 2004
Zeit:21.30 bis 23.30 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:Nexstar 8i
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Temperatur:< 8 °C
Wind:stark aus NW
Bemerkungen:Durchsicht: gerade noch 'gut' Seeing: gerade noch 'ausreichend'

Bericht:

Im Moment sind wir ja nicht gerade mit gutem Wetter gesegnet. Leider typisch für unsere Breiten und den Herbstanfang. Es kam aber gerade mein neues Gerät an und da konnte ich nicht anders. Ich musste die Wolkenlücken ausnutzen und eine erste Beobachtung versuchen. Also, alles rein ins Auto und rauf auf die Sofienalpe.

Auf dem Weg dorthin, während der Fahrt durch den 17. Bezirk, riskierte ich einen Kontrollblick zum Himmel. Wieder decken eng bei einander liegende Wolkenfetzen den halben Himmel ab! Meine ganze Vorfreude mutierte schlagartig in eine einzige große Frage: "Ob das heute was wird? Bei starkem Wind und weniger als 2 Tagen bis Vollmond. Na ja, ein paar Photonen werd' ich schon ins Rohr bekommen." Es sollte nur ein erstes 'Beschnuppern' werden oder wie der Amerikaner sagen würde "become family with the scope". Im Dunkeln und unter freiem Himmel aufbauen, richtig Ausrichten und die Align-Prozedur durchführen, um das C8 anschließend mit ein paar Lichtteilchen einzuweihen und somit seiner Bestimmung zuzuführen. :-)

Oben angekommen, erwarteten mich drei Dinge. Kräftiger, kalter Wind aus N-NW, ein hell erstrahlender Mond im Süden und rundherum ein wolkenloser Himmel. Das ich an einem derart ungeeigneten Abend alleine auf der Sofienalpe sein werde, war mir klar. Aber mein Bruder wollte dem First Light bewohnen und kam daher (ein bißchen dünn gekleidet) mit.

Die Bedienungsanleitung hatte ich zu Hause bereits eingehend studiert. Daher kam ich echt gut mit dem Nexstar zurecht. Nur blieb ein Problem übrig, dass sich hinterher als nicht so tragisch herausstellt. Ich hatte sowohl die Wasserwaage, als auch den Kompass nicht dabei. Die Ausrichtung nach Norden ist ja eh kein Thema. Die waagerechte Aufstellung machte ich nach Augenmaß. Daumen mal Pi sozusagen. Ich verwendete das Auto-Align, mit Vega als 1. und Capella als 2. Stern. Beide musste ich mit den Pfeiltasten vom Gesichtsfeldrand (!!!) ins Zentrum rücken. So schnell war ich noch nie bereit um mit der Beobachtung zu beginnen. Selbst bei ungenauer Aufstellung sind die Sterne noch im Gesichtsfeld.

Da ich Testweise nur einen schnellen Besuch bei ein paar Standardobjekten machen wollte, habe ich eigentlich nur mit 32mm Okularbrennweite bei Deep Sky und bei den Binaries auch mit 15mm gearbeitet. Es ging mir heute nicht um die Beobachtung selbst, sondern eher ums Technische und die Handhabung. An Vega testete ich die Beugungsscheibchen. Sowohl intra- als auch extrafokal absolut kreisrund und fehlerfrei. (Ich werde mal mit der Webcam Fotos von den Scheibchen machen.) Offensichtlich habe ich eine der wirklich guten Optiken erwischt. Bei besserem Wetter könnte ich das ja mal genauer austesten.


Beobachtete Objekte:

Deep Sky:

M13: 32mm Plössl - als nebliger Fleck. Zum Zentrum heller
M27: 32mm Plössl - schwach als einheitlicher Nebelfleck. Hantelform sichtbar.
M57: 32mm Plössl - klar als Ringnebel erkennbar. Sogar bei diesen Bedingungen ist der Ringnebel klar und deutlich zu sehen.

Doppelsterne: Beta Cygni (Albireo), Zeta Ursae Majoris (Mizar), Alpha Ursae Minoris (Polaris)

Durch die relativ schlampige, waagerechte Aufstellung war Mizar bereits ganz am Gesichtsfeldrand und Polaris, das vorletzte Objekt des Abends, musste ich schon außerhalb des Gesichtsfeldes suchen. Allerdings muss man dazu sagen, dass zu diesem Zeitpunkt das Aufstellen und Alignment schon rund eineinhalb Stunden her war. Als letztes stellte ich noch den Mond ein. Der ist aber bei dieser Phase mit dem 8" SC selbst mit Mondfilter zu hell. Und Schwups - war sie weg, die Dunkeladaption. So machte ich mich gegen 23:30 Uhr, leicht geblendet, ans Abbauen.

Fazit: Der Abend war zwar völlig ungeeignet zum Beobachtungen - Vollmond, keine Planeten, starker Wind und schlechtes Seeing, Kompass und Wasserwaage lagen daheim - trotzdem stimmt mich dieser kurze Ausflug auf den Hausberg der WAA sehr zufrieden. Ein wirklich tolles Gerät das Nexstar 8i. Entgegen vieler Behauptungen ist es trotz Einarm-Montierung stabil. Visuell war trotz starkem und teilweise böigem Wind kein Verwackeln zu erkennen, ganz im Gegensatz zu meinem 6" Newton. Da musste der Wind bei weitem nicht so stark sein, um es in ein kontinuierliches Zittern zu versetzen. Auch beim Fokussieren wackelt das Rohr nur ganz leicht. Der Fokussierknopf ist schön groß und lässt sich sehr leicht und feinfühlig drehen. Selbst bei ungenauer Aufstellung arbeitet das GoTo (ohne GPS) genau genug um visuell beobachten zu können. Allerdings muss man dann, nach rund einer Stunde, das Alignment korrigieren.