AUSTRALISCHE IMPRESSIONEN

Unser diesjaehriger Urlaub fuehrte uns nach Australien, das neben einer grandiosen Landschaft auch einiges fuer den Amateurastronomen zu bieten hat, ist doch ein Grossteil des Kontinents nur sehr duenn besiedelt und besitzt einen dementsprechend dunklen Himmel.

Ich suchte also schon etliche Monate vor unserer Abreise im Internet nach Beobachtungsmoeglichkeiten vor Ort und stiess auf das Magellan Observatory von Zane Hammond im suedlichen Tafelland von New South Wales suedlich der Kleinstadt Goulburn. Sydney ist 200 km entfernt, Canberra etwa 70km.

Ich nahm also Kontakt auf und buchte vier Naechte in der zweiten Septemberwoche. Meine Frau verbrachte diese Zeit waehrendessen auf einer Gesundheitsfarm in der Naehe.


Landschaft in New South Wales

Das huegelige suedliche Tafelland von NSW. Links oben das Wohnhaus der Besitzer, rechts das "Farm Stay", das Platz fuer max. 8 Personen bietet und an die Benutzer des Observatoriums vermietet wird.


Das Magellan Observatory

Die rechte Kuppel beherbergt ein 18"/f4.5 NGT von JMI mit digitalen Teilkreisen fuer visuelle Beobachtung. Die mittlere, kleinere Kuppel verbirgt ein TeleVue Genesis(4"/f5) + Vixen VC200L(8"/f9), beide auf einer Losmandy G11 Montierung fuer astrophotographische Zwecke. Unter dem linken Rolldach befindet sich ein Meade 12" LX200 GPS.

Die Anfahrt gestaltete sich im letzten Abschnitt etwas abenteuerlich, da ein Hagelunwetter quer ueber die Autobahn zog, knapp bevor ich diese Stelle passierte. Ich sah auch die unmittelbaren Folgen: fuenf Zentimeter hoher Eismatsch auf der Fahrbahn und eine Massenkarambolage in der Gegenrichtung. Als ich dann endlich in den spaeten Nachmittagsstunden am Ziel eintraf regnete es konstant, an ein Beobachten war nicht zu denken. Zane sagte mir, dass das die ersten Niederschlaege seit sechs Monaten waren, die Landschaft praesentierte sich dementsprechend trocken und braun.

Der naechste Tag war deutlich besser mit aufgelockerter Bewoelkung. Zane brachte mir den Solarmax 40 vom Hauphaus herunter, sodass ich nach Lust und Laune die Sonne in H-Alpha beobachten konnte. Gegen Abend verschwanden die Wolken restlos, und ein wunderschoen dunkler, transparenter Himmel spannte sich ueber uns auf. Das leuchtende Band der Milchstrasse erstreckte sich von Horizont zu Horizont, Sydney und Canberra waren nur als leichte Aufhellungen am Horizont erkennbar. Deutlich war das Zodiakallicht in den ersten Nachtstunden im Westen sichtbar.

Wir begannen also die Photokombo fuer die Nacht in Betrieb zu nehmen, leider gab es aber unerwartete Probleme mit der G11, deren Beseitigung einige Zeit dauerte. Als dann alles klaglos funktionierte war es fuer Eta Carina schon zu spaet, sodass ich den Lagunen Nebel + Trifid Nebel als Zielobjekte waehlt, bleiben mir die beiden zuhause ja leider durch die umgebenden Huegeln verborgen.


Der Lagunennebel; Daten: Canon EOS 10D an TeleVue Genesis 4"/f5, 20x360sec/ISO800

Danach, als die Grosse Magellansche Wolke hoch genug gestiegen war, photographierte ich die Region um den Tarantel Nebel.


Der Tarantelnebel; Daten: Canon EOS 10D an TeleVue Genesis 4"/f5, 19x360sec/ISO800

Waehrend die Aufnahmen liefen beobachteten Zane und ich fleissig mit dem grossen Newton die Schaetze des Suedhimmels. Als routinierter Beobachter wusste Zane die meisten NGC Nummern der Objekte auswendig und fand diese - als menschliches "GoTo" mit Hilfe der digitalen Teilkreise auch schnellstens. Die Nacht war nicht nur sehr transparent, sondern auch das Seeing war gut, sodass bald der Binokularansatz am Auszug montiert war, in der Grunkonfiguration des Teleskops allerding nur mit einer Barlowlinse, wodurch die Vergroesserung und Abdunklung fuer einige Objekte zwar etwas zu gross war, aber nicht wirklich stoerte. Unvergesslich wird mir der Anblick von 47Tucanae bleiben, der riesig und voll aufgeloest vor einem im Raum schwebte - ein wahres "Space-walk" Gefuehl!

Ein anderes Beobachtungshighlight war die Grosse Magellansche Wolke, und dort besonders der Tarantelnebel, an dem man sich nicht satt sehen kann. Dieses Objekt sucht seinesgleichen in unserer Milchstrasse.

Als dann der Mond aufging wurde es merklich heller und wir beendeten diese grossartige Beobachtungs/Photo - Nacht. Es hatte stark abgekuehlt und im Mondlicht glitzerte der Rauhreif auf den Grashalmen als ich zum Quartier zurueckging.

Der naechste Tag zeigte sich wieder bewoelkt, und gegen Abend setzte dann stroemender Regen ein. Am naechsten Morgen mass Zane die gefallene Regenmenge - 22mm, der hoechste Einzelwert seit zwei Jahren - gut fuer die Vegetation, schlecht fuers Beobachten.

Der letzte Tag schien eine Wiederholung des zweiten Tages zu werden, durchziehende Wolkenfelder wechselten mit Sonnenschein ab, und gegen Abend wurde es komplett klar. Dieses Mal funktionierte die Montierung klaglos und es gelang mir noch eine kleine Aufnahmeserie vom schon recht tiefstehenden Eta Carina Nebel zu machen.


Eta Carina; Daten: Canon EOS 10D an TeleVue Genesis 4"/f5, 3x360sec/ISO800

Leider zogen dann Restbewoelkung durch, sodass mir Omega Centaurus entwischte. Als es wieder komplett aufklarte stand die Kleine Magellansche Wolke schon recht hoch, und 47Tucanae wurde das naechste Objekt.


47Tuc; Daten: Canon EOS 10D an Vixen VC200L 8"/f9, 12x120sec/ISO800

Das Seeing verschlechterte sich zusehends, eine hochaufloesende AUfnahmeserie des Tarantelnebels wurde zwar von mir gemacht, das Ergebniss wurde aber nicht dem Objekt gerecht, weil schlichtwegs unscharf.

Diesemal hatte Zane die Fokuslage des grossen Newtons geaendert, sodass man den Binokularansatz ohne Barlowlinse betreiben konnt. Wieder stoeberten wir genussvoll am Himmel herum, das Beobachten mit zwei Augen ist wirklich sehr entspannt und selbst bekannte Objekte bekommen einen neuen Reiz.

Der aufgehende Mond signalisierte das Ende dieser Beobachtungsnacht. Wenn auch von vier geplanten Naechten nur zwei brauchbar waren, betrachte ich den astronomischen Ausflug als erfolgreich. Zane ist ein sehr kompetenter, hilfsbereiter und netter Gastgeber, und ich kann einen "astronomischen" Aufenthalt in dieser Ecke Australiens sehr empfehlen, falls man einmal dort sein sollte.

Zum Abschluss noch ein Photo, dass vordergruendig nichts mit Astronomie zu tun hat - hat es aber doch!


Whitsunday Island

Das Hill Inlet auf Whitsunday Island vor der tropischen Kueste Queenslands ist das weltweit groesste Vorkommen an reinstem Quarzsand ( Reinheitsgrad 99.89%). Mit einer Sondererlaubnis ( die Insel ist Nationalpark) wurden 2000kg Sand entnommen, um daraus das optische Glas fuer das Hubble Weltraumteleskop zu schmelzen.

Gerhard Bachmayer

Die Astrobilder in groesserer Version gibt es auf a href="http://www.pbase.com/gbachmayer/astropix">http://www.pbase.com/gbachmayer/astropix