Angekündigte Katastrophen finden selten statt; doch auch wenn der Wintereinbruch an diesem Wochenende nicht so stark war, extrem war das Wetter trotzdem; vor allem der mit bis zu 130 km/h dahinbrausende Sturm stellt das Konzept unserer Sternabende auf dem Kahlenberg auf die Probe. Schon bald hatten unsere Wettermodelle verraten, dass an diesem Abend durchaus mit einem Blick zum Himmel zu rechnen wäre, und so machten wir uns nach einer Totalabsage im Vormonat wieder einmal ans Werk.
Wien im Wintersturm
Die Ankunft auf dem Kahlenberg kann unfreundlicher nicht sein. Ein heftiger Schneesturm fegt über den Berg, die Sicht beträgt gerade einmal 100 Meter, es ist unangenehm kalt und die Terrasse ist spiegelglatt wie ein Eislaufplatz. Ich denke daran, die Aktion abzusagen, als innerhalb von nur fünf Minuten der Himmel aufklart und sogar der Mond auftaucht. Unglaublich, wie wechselhaft das Wetter heute ist.
Unsere Besatzung ist erfreulich zahlreich und auch an Fernrohren mangelt es nicht; dem Wind trotzend bauen wir zumindest die Instrumente auf: Das 10" LX-200GPS der WAA, mein 12" LX-200 und sogar den 18" Dobson! Das Informationszelt bleibt im Auto verstaut, es hätte gegen die 100km/h Böen keine Chance.
Es ist nicht hoffnungslos: Der Mond zwischen den Wolken
Gerade, als sich unser Sternabend anschickt, zu beginnen - und tatsächlich erste Familien zum Sterngucken eintreffen - zieht wieder eine dunkle Wolke über den Kahlenberg und beschert uns mit einem leichten Schneeschauer. In einer klaren Herbstnacht, im nächtlichen Tau, werden die Instrumente feuchter als bei den paar Schneeflocken, und so lassen wir sie einfach stehen.
![]() Doch gerade als der Sternabend beginnt ... |
![]() ... wird auch der Schneesturm heftiger |
Unsere Besucher harren aus, warten auf das Ende der Wolke. Teilweise im nahe gelegenen Restaurant, teilweise aber mit uns auf der Terrasse. Überhaupt vezeichnen wir heute einen Rekord: Es kommen weit mehr Leute zu unserem Sternabend als zufällig zum Betrachten der Aussicht. Letztlich zählen wir rund 25 Personen als Gäste unseres Sternabends, gegen nur 4 oder 5 Spaziergänger ...
![]() Es dauert aber nicht lange, ... |
![]() ... sogar der Dobson kann verwendet werden |
Das Warten lohnt sich. Nach einiger Zeit klart der Himmel wieder auf und gibt den Blick zum Mond frei. Ein wunderschöner Anblick, mit dem Bogen der Apenninen am Terminator. Und etwas später klart der Himmel sogar noch weiter auf und wir können sogar auch ein paar Objekte des Sternenhimmels beobachten.
Belohnung für's Warten: Ein wunderschöner Blick zum Mond
Wir hatten, trotz der zeitweise lausigen Bedingungen, eine tolle Stimmung. Und kamen zu dem Schluss, dass man schon leicht verrückt sein muss, um sich das anzutun. Gut, wären wir die Amateurastronomen von Reykjavik oder von Spitzbergen, wir hätten uns über einen schönen und milden Beobachtungsabend gefreut. Aber in Wien?
Wir sind eine tolle Truppe, die ihre volksbildnerische Aufgabe so ernst nimmt, dass sie auch unbequeme Situationen in Kauf nimmt, und dennoch ihren Spass an der Sache hat. Ein guter Mix - bei dem der Winter keine Chance hat, uns den Spass zu verderben!
Text und Fotos: Alexander Pikhard