| Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||||
| Datum: | 07. 12. 2004 | ||||||||||||||||
| Zeit: | 19.30 bis 23.30 MEZ | ||||||||||||||||
| Ort: | Ebenwaldhöhe | ||||||||||||||||
| Instrument: | 12" Meade LX200 | ||||||||||||||||
| Bedingungen: |
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| Bericht: | Endlich! Nach Wochen des Wartens auf schönes Beobachtungswetter passen heute alle Parameter: Ein stabiles Hoch über Mitteleuropa ohne Wolkenfronten, keine allzu winterlichen Bedingungen in den Voralpen und ein Feiertag am nächsten Tag stellen alle Signale für eine Beobachtungsnacht auf der Ebenwaldhöhe auf grün. Wie lange ist es her, dass ich hier zum letzten Mal beobachtet habe? Es war am 17. September, ich muss selbst in den WAA Berichten stöbern. Klarerweise ist es schon dunkel, als ich ankomme. Bei der Abfahrt in Wien herrschte auch hier noch schönes Wetter, doch schon auf der Westautobahn, dann auf der Klammhöhe, zuletzt von Hainfeld bis Kleinzell, bildete sich schon Nebel. Doch hier, auf der Ebenwaldhöhe, ist die Welt in Ordnung. Und wie! Kein Wind, sehr gutes Seeing, und eine durchaus noch akzeptable Temperatur lassen ein Fest erwarten. Michael Jäger und Gerald Rhemann sind schon da, haben sogar schon ein paar Aufnahmen gemacht.
Bald erkennt man: Freisichtige visuelle Grenzgröße 6,5 mag. Das ist toll! Der Hochnebel über dem Flachland und den Tälern hält das Licht der Städte zurück, es ist sehr dunkel. Die Milchstraße ist die hellste natürliche Lichtquelle - fast wie in Namibia! Fast wie in Namibia ist auch das Treiben hier. Viele, viele kommen heute hier auf die Ebenwaldhöhe, bald werden Stellplätze rar. Neben mir bauen Christine und Kurt das 10" LX200 der WAA auf, Andreas und Roland sind mit Dobsons bis 18" da (was für ein Genuß unter diesem Himmel), Hans Peter und Pia sind auch da, und viele andere. Oft erkennen wir uns im Dunkeln gar nicht, doch das hindert nicht am Fachsimplen oder Austauschen von Eindrücken.
Ich bin heute primär visuell unterwegs. Schon der erste Eindruck ist umwerfend, h+χ im Perseus im 40mm Pentax-Okular. So viele Sterne! Das Seeing ist gut, also auf zu M15. Umwerfend! Im 14mm Pentax kann man tief in den dichten Kugelsternhaufen vordringen. Irgendwo da drinnen ist ein planetarischer Nebel, doch die Nacht ist uns zu kostbar für eine langwierige Suche. Angeregt durch ein tolles Foto eines kleinen Kometen nahe NGC 253 von Gerald beschließe ich, auch die Gegend Sculptor zu durchforsten. NGC 246 im Cetus ist ein trotz der guten Bedingungen recht schwieriger planetarischer Nebel, der im 40mm Pentax mit O-III Filter aber zu einem prachtvollen Ring wird. Die nahe gelegene Galaxie NGC 247 ist diffus und recht groß, aber deutlich. Doch jetzt wirklich in den Sculptor. NGC 253 ist ein Traum! Sie füllt der Länge nach fast das ganze Gesichtsfeld und bei indirektem Sehen kann man zahlreiche Filamente in der länglichen Galaxie erkennen. Toll! Der Kugelsternhaufen NGC 288 in der Nähe ist am Rand leicht in Sterne auflösbar. Ein schönes Objekt, schade, dass es bei uns so tief steht. Ein kleiner Abstecher zu M77: Die Seyfert-Galaxie ist wirklich sehr hell. Angespornt durch die diversen Dobsons beschließe ich ein Experiment, dass sich als sehr erfolgreich herausstellen wird: Ich verkürze die Brennweite meines 12" auf f/6,3 zu verkürzen. Das gibt enorme Lichtstärke und es tritt auch noch keine Vignettierung oder Verzeichnung auf, selbst im 40mm Pentax. Ich erreiche ein Gesichtsfeld von 1,4° bei 47-facher Vergrößerung, die Austrittspupille beträgt 6,3mm, das sollte bei völliger Dunkelanpassung noch ohne Verlust an Lichtstärke funktionieren. Ich steuere zu M33. Wow! So habe ich die Dreiecksgalaxie noch nie gesehen. Deutlich abgehoben liegt sie mitten im Gesichtsfeld, mit mehr als deutlichen Spiralarmen, in denen man schon Strukturen erkennt. Besonders deutlich ist das H-II Gebiet NGC 604, das sich als deutlicher diffuser Fleck am Ende eines der Spiralarme darstellt. Weiter zu M31. Noch einmal wow! Ins Gesichtsfeld passt jetzt rund ein Fünftel der Galaxie, M32 geht sich am Rand gerade noch aus. Doch schon erkennt man eine schlanke, längliche Form um den diffusen Kern und mindestens zwei Spiralarme sind ohne indirektem Sehen gut zu erkennen. Wieder: So gut habe ich M31 noch nie gesehen. Das ist ja vielversprechend. Weiter zu den Pleiaden. Jetzt passen sie schon fast ganz in mein Feld. Und obwohl die hellen Sterne alle einen leichten Hof zeigen (das tun sie eigentlich immer, so klar kann die Luft und so sauber die Optik gar nicht sein), erkenne ich den Nebel um Merope als deutliche Nebelfahne, die vom Stern wegweist. Es muss einfach sein: M42. Wow, wow, wow! Ich habe ihn ja oft gesehen, aber heute ... heute erkennt man nicht nur leicht die blaugrüne Färbung der Kernregion, nein, die feinen Filamente erscheinen in ganz zartem Rosa. Das ist ein Anblick! M42 wird übrigens auch im 18" Dobson beobachtet, oder sollte man besser sagen, auseinander genommen. So viele dunkle Filamente im Zentrum! Nachdem auch der Flammennebel NGC 2024 kein echtes Problem ist, vor allem, wenn man ζ Orionis aus dem Feld rückt, wage ich mich noch weiter; unter Zuhilfenahme eines UHC-Filters (mangels Hβ-Filters) kann ich auch den Pferdekopfnebel recht deutlich ausmachen. Begeisterungsschreie von nebenan lassen mich meine Deep Sky Reise fürs erste einmal vergessen: Saturn steht hoch genug und ist bei dem guten Seeing ein Traum. So viele Monde! So plastisch schwebt Saturn mit seinem Ring im Gesichtsfeld, dass man meint, aus einem Fenster der Raumsonde Cassini zu blicken. Nach dem Wechsel diverser Okulare ist jetzt die WebCam dran. Ob es mir gelingt, die Schärfe ins Bild zu retten?
Es gelingt, und keine Minute zu früh, denn schon bemerken wir, dass das Seeing nicht unbedingt besser wird. Veränderung kündigt sich an. Orion steht jetzt schon recht hoch, und bald gibt es für alle nur mehr ein Ziel: Den Kometen C/2004 Q2 (Machholz). Die Suche beginnt, und - wow! Da ist er ja! Unschwer im Feldstecher zu erkennen, ja sogar mit freiem Auge, und das jetzt schon. Eigentlich sollte er rund 6mag hell sein nach Vorhersage, wir schätzen seine Helligkeit aber auf 4mag, und das bedeutet, dass der Komet im Jänner eine Helligkeit von 3mag erreichen könnte - und damit heller wird, als unsere beiden Kometen, die wir in Namibia beobachtet haben. Ein schönes Weihnachtsgeschenk der Natur. Ich montiere meine StarlightXpress MX916 zunächst huckepack mit einem 135mm Tele, um den Kometen aufzunehmen, dann nehme ich durch das auf f/6.3 verkürzte Rohr mit F=1890mm auf. Der Komet ist wirklich sehr hell. Auf der Aufnahme im LX200 erkennt man einen Hauch von einem Gasschweif.
Man erkennt also einen kurzen, breit gefächerten Staubschweif und einen ganz dünnen Gasschweif. Beide Bilder wurden gleich orientiert, um sie besser vergleichen zu können. Doch was ist das? Deutlich erkenne ich auf den Aufnahmen, dass eine Dunstschicht den Kometen verschluckt. Bald beträgt die freisichtige visuelle Grenzgröße nur mehr 5 mag, und so bauen wir ab. Es waren immerhin vier schöne Stunden unter einem perfekten Himmel, was will man mehr? |