Komet, Saturn und ... wow!

Sofienalpe, 10. 01. 2005

20050110api21.html

Beobachter:Andreas Berthold, Roland Graf, Alexander Pikhard
Datum:10. 01. 2005
Zeit:21.00 bis 23.20 MEZ
Ort:Sofienalpe
Bedingungen:
Durchsicht:extrem gut (1++)
Aufhellung:gut (1)
Seeing:gut (2)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.5
Temperatur:+6 °C
Wind:kein
Bemerkungen:Feucht, aber unglaublich transparent
Bericht:

Extrem klarer Himmel lässt mich zu fortgeschrittener Stunde noch auf die Sofienalpe fahren, wo Andreas Berthold schon beobachtet und Roland Graf auch etwa zur gleichen Zeit eintrifft. Der Himmel hier ist heute bemerkenswert; ohne indirektem Sehen sind Sterne 5,5mag zu erkennen, die Milchstraße reicht vom Nordhorizont bis in den Süden, wo sie dann doch dem Stadtlicht unterliegt. Auch Charlotte Rettenbacher-Ludwig ist hier mit ihrem C8.


Sterngucker in Aktion: Andreas bei Webcam-Aufnahmen


Extrem klar: Orion und Grosser Hund

Natürlich gilt dem Kometen C/2004 Q2 (Machholz) unser erster Blick. Er ist ohne Probleme mit freiem Auge zu sehen, anhand von ο Persei (3,8mag) schätze ich ihn heute etwas heller, also rund 3,5mag.


Komet Machholz im Stier

Recht gutes Seeing lässt uns in weiterer Folge den Planeten Saturn beobachten; mit der Webcam mache ich mich an einen Vergleich, der sehr interessant ausgeht. Ich nehme den Planeten an allen Rohren auf: Charlottes C8, Andreas 6" Newton, Rolands 18" Starsplitter Dobson (ohne Nachführung - rund 240 Bilder gehen sich trotzdem aus!) und - später, zu Hause - an meinem 12" LX200, das aber leider nicht gut temperiert ist.


C8 (F=2000mm), ca. 400 Frames à 1/25s verstärkt

18" Dobson (F=2000mm), ca. 200 Frames 1/50s unverstärkt

6" Newton + 2xBarlow (F ca. 2500mm), ca. 400 Frames à 1/25s verstärkt

12" LX200 (F=3000mm), ca. 500 Frames 1/25s verstärkt

Das wirklich interessante Ergebnis ist, dass viele Kriterien zusammen spielen; je größer der Durchmesser, desto anfälliger für Seeing. Allerdings ist mit geringem Durchmesser meist auch eine geringe Brennweite verbunden, und damit wird das Bild des Saturn sehr klein. Mit einer Barlowlinse wird das Bild aber schnell zu dunkel. Also liegt ein Optimum irgendwo in der Mitte. Bei Charlottes C8 war die Schmidtplatte schon beschlagen, schade, denn mit einer 2x Barlowlinse hätte dieses Instrument vermutlich das beste Bild gegeben. Wäre mein 12" gut ausgekühlt gewesen, es hätte auch ein deutlich besseres Bild erzeugt. Und hätten wir bei Rolands 18" eine 3x-Barlowlinse verwendet - das Bild war hell genug dafür - wäre das wohl der Hammer gewesen, aber niemand hätte das Rohr nachführen können. Alles in allem ein hochinteressanter Test.

Doch dann konzentrieren wir uns ganz auf visuelle Beobachtungen, und das ist gut so, denn diese Nacht ist wirklich bemerkenswert. Wir schwenken den 18" zum Grossen Orionnebel. Ein Blick durchs 30mm Okular - ich habe dieses Objekt schon oft gesehen, aber noch nie zuvor konnte ich visuell diesen Nebel eindeutig in Farben erkennen! Das Zentrum ist blaugrün, aber viel intensiver als sonst. Die feinen Ausläufer, der breite Saum in Richtung M43 und der Saum um M43 selbst leuchten eindeutig in einem zarten Rosa. Rund um das fast grünliche, helle Zentrum liegt ein Saum von zartem Blau. Bei gutem Seeing ist der Nebel so kontrastreich, dass es schwerfällt, alle Strukturen zu erfassen. Alle 6 Trapezsterne sind deutlich zu sehen; einige Sterne im Nebel haben einen diffusen Hof. Minutenlanges Staunen! Dann zum 7mm Pentax. Das Zentrum des Nebels ist jetzt so reich strukturiert, wie man es nur von Fotos her kennt. Ist so ein visueller Anblick überhaupt möglich? Offenbar. Und warum sind wir nicht auf der Ebenwaldhöhe? Mist, der Job ...

Jetzt wollen wir es wissen. Ein kleiner Ruck nach Norden. Der Flammennebel ist ohne Filter und ohne indirektem Sehen zu erkennen. Wie zuletzt auf der Ebenwaldhöhe. Bitte, wir sind hier nahe bei Wien! Und jetzt ... noch ein Ruck ... 30mm Okular mit UHC-Filter ... da ist er! In der Tat ist der Pferdekopfnebel visuell von der Sofienalpe aus zu sehen. Das glaubt einem doch keiner, und doch ist es so. Was für eine Nacht!

Auf zu M33. Klar, die Spiralstruktur, kein Problem. Reich strukturiert die Kernregion, die hellen H-II-Gebiete, allen voran NGC 604, sind deutlich. Ähnlich spektakulär ist M31, der auch zwei dunkle Bänder ganz deutlich zeigt. Schliesslich noch M1. Ah ja, darum heisst das Gebilde Crab-Nebel: Die Filamente sind visuell zu erkennen!

Was für eine Nacht. Schade, dass man nicht durchmachen kann. Glauben wir dem Wetterbericht und planen wir für den nächsten Abend eine Wiederholung ein ...