| Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||||
| Datum: | 04. 02. 2005 | ||||||||||||||||
| Zeit: | 20.30 bis 23.55 MEZ | ||||||||||||||||
| Ort: | Wien 12 | ||||||||||||||||
| Instrument: | 12" Meade LX200, Philips ToUCam Pro | ||||||||||||||||
| Bedingungen: |
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| Bericht: |
Endlich wieder eine stabile Hochdruckwetterlage. Die grossen Schneemengen sorgen zwar für merklichen Dunst, doch die Durchsicht wird im Lauf der Nacht besser. Die Sterne funkeln nicht besonders, das kann nur heißen: Gutes Seeing! Zunächst ist Saturn das erste Ziel. Die ersten Aufnahmen zeigen eine höchst eigenartige Ringstruktur, die Ringe scheinen in einander verschlungen zu sein. Was ist das? Ein Video von einem hellen Stern zeigt deutlich: Tubusseeing. Also warten; eine Stunde hat heute nicht ausgericht, um das Teleskop von Zimmertemperatur auf die doch recht frische Aussentemperatur abzukühlen. Nach einer weiteren Stunde - das "echte" Seeing ist leider etwas schlechter geworden, aber immer noch brauchbar - klappt es dann.
Ich experimentiere mit unterschiedlichen Bildraten von 20 Bilder/Sekunde bis 5 Bilder/Sekunde und stelle fest, dass das heute keinen Unterschied macht. Doch generell gilt: Je schlechter das Seeing, desto mehr Bilder pro Sekunde sollte man machen. Jedenfalls ist der Farbkontrast zwischen dem Planeten und seinen Ringen immer noch sehr beeindruckend. Auch die unterschiedliche Färbung von A- und B-Ring ist bemerkenswert. Die (helleren) Monde stehen heute so weit vom Planeten entfernt, dass sich kein vernünftiges Foto machen lässt - die Szene passt nicht auf den Kamerachip. Ein Versuch, mit 2x-Barlowlinse aufzunehmen (6m Brennweite), erweist sich als nicht zielführend, so gut ist das Seeing auch nicht und vor allem die nicht berauschende Durchsicht macht das Bild zu schwach. Zu viel Nachverstärkung ist erforderlich, zu viel Rauschen das Ergebnis. Doch jetzt zu Sirius. Ich möchte doch zu gerne wissen, ob mein Bild vom 30. Jänner den Begleiter Sirius B zeigt oder ein Artefakt. Der helle Stern steht tief, daher macht sich in jedem Fall das Seeing und auch das sekundäre Spektrum unangenehm bemerkbar. Ich versuche einige Webcam-Sequenzen. Es erweist sich heute von Vorteil, von zu Hause aus zu beobachten. Jede Menge Zeit, und jede Aufnahme wird sofort mit Registax gestackt, um zu sehen, was daraus wird. Und da zeigen sich ein paar bemerkenswerte Effekte und dass man zu ganz anderen Tricks greifen muss, um Sirius B sichtbar zu machen:
Das am 30. Jänner kann nicht Sirius B gewesen sein, denn:
Ich probiere es auch visuell, doch weder im 14mm Pentax- noch im 7mm Pentax-Okular kann ich den Begleiter visuell erkennen. Er dürfte im Seeing-Scheibchen untergehen. Ist das vermeintliche Objekt also Sirius B? Die Auswertung der Aufnahme zeigt deutlich: Nein! Es kann nicht sein. Denn der Abstand der beiden Objekte von einander beträgt mindestens 16" das ist das doppelte des Abstandes zwischen Sirius A und B. Somit ist auch dieses Objekt auf der Aufnahme ein Artefakt, wahrscheinlich doch ein Reflex. Weitere Tests werden folgen müssen. Letztlich scheiterten beide Aufnahmen, jene vom 30. Jänner und auch diese, an einem der wichtigsten Prinzipien der Naturwissenschaft: Der Reproduzierbarkeit. Der jeweilige Effekt war nur auf einer einzigen Aufnahmeserie aufgetreten und auf keiner anderen. Schon eine leichte Abweichung von den eingestellten Parametern bei der Ausarbeitung liess ihn verschwinden. Das spricht im Regelfall gegen ein natürliches Phänomen und für einen durch die Beobachtungstechnik selbst hervorgerufenen Effekt. Der Selbstzweifel und das kritische Durchleuchten der Ergebnisse unterscheidet wissenschaftliche Arbeit von der Pseudowissenschaft. Auch wenn's im Nachhinein ein bisserl weh tut, was soll's, der nächste Versuch wird weitere Erkenntnisse bringen. Es ist jetzt schon nach 23.30 Uhr und im Osten steht ein heller Lichtpunkt am Himmel: Jupiter. Das Seeing lässt noch keine Aufnahme zu, doch visuell ist schon viel da. Die vier hellen Monde alle gut in Elongation, beide EB sehr dunkel und deutlich, auffällig ist eine sehr dunkle NPR. Da kommt Vorfreude auf die Jupiter-Saison auf! Das Bild ist eigenartig kontrastarm. Ein Blick auf meine Schmidtplatte zeigt: Eis! Mist, ich sollte auch auf der Terrasse eine Taukappe verwenden. Jetzt heisst es, das Instrument abtauen zu lassen. Eine gute Gelegenheit zum Schlafengehen. Es war ein interessanter Abend. Ach ja! Das Eis auf der Schmidtplatte! Das hat wohl meinen "Sirius B" erzeugt ... |