Deep Sky Nacht

Hohe Wand, Parkplatz Tiergehege, 08. 02. 2005

20050208api18.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:08. 02. 2005
Zeit:18.30 bis 22.30 MEZ
Ort:Hohe Wand, Parkplatz Tiergehege
Instrument:12" Meade LX200, StarlightXpress MX916 + 135mm Fotoobjektiv
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:6.0
Temperatur:-6 °C
Wind:kein
Bemerkungen:In Norden leichte Aufhellung, ansonsten sehr dunkel. Horizontsicht eingeschränkt durch Wald.
Bericht:

Das sehr klare Hochdruckwetter läßt uns trotz klirrender Kälte einen dunklen, hoch gelegenen Beobachtungsplatz aufsuchen. Nachdem die Verwendbarkeit der Ebenwaldhöhe noch immer nicht restlos geklärt ist, entscheiden wir uns für die Hohe Wand; die Straße ist gut geräumt und der Parkplatz beim Wildgehege ist von einigen Beobachtern (z.B. Wolfgang Vollmann und Wolfgang Weiser) als durchaus gut beschrieben worden.

Auf der Südautobahn verfolge ich, wie das Thermometer fällt, um in den Ortschaften der "Neuen Welt" am Fuß der Hohen Wand einen beängstigenden Tiefstand von -10°C zu erreichen. Erfreulicher Weise steigt die Temperatur auf 1000m Höhe wieder auf -6°C an und da es windstill ist, sind die Bedingungen durchaus erträglich.

Zunächst ist die Einfahrt zum Parkplatz nicht leicht zu finden. Meterhohe Schneehaufen verdecken die Sicht, und nur wer wagt, findet in das verworrene Labyrinth. Dort aber wartet ein unglaublich dunkler Himmel mit 6mag freisichtiger visueller Grenzgröße.

Andreas Berthold und Roland Grafen treffen etwas nach mir ein, mit Lichtsignalen mache ich mich bemerkbar. So finden wir einander. Etwas später hören wir vertraute Geräusche und entdecken hinter einem großen Schneehaufen Wolfgang Weiser, der hier seine mächtige CCD-Station aufgebaut hat. Das Gelände ist in der Tat so weitläufig und dunkel, dass man sich glatt übersehen kann. Das dürfte auch Thomas Strehl zum Verhängnis geworden sein, der einige Male an uns vorbei gefahren ist, uns aber nicht gefunden hat. Und ja, Handyempfang gibt es hier keinen ...

Ich habe vor, meine neue Filterlade mit Huckepack-CCD-Aufnahmen zu testen, doch es fehlen einige Millimeter, um einen Fokus zu erreichen. So improvisiere ich Schwarzweißaufnahmen mit einem huckepack montierten 135mm Teleobjektiv. Auf dem dunklen Himmel kommen auch großflächige Deep Sky Objekte gut zur Geltung.


Komet Machholz, 90 Sekunden belichtet (Ausschnitt)

Komet C/2004 Q2 (Machholz) ist das erste Objekt, und der Komet ist wirklich noch sehr hell; leicht mit freiem Auge zu sehen, erscheint er im Fernrohr sehr groß, diffus und vor allem hell. Auf der Aufnahme erkennt man leicht den breiten Staubschweif und den in eine ganz andere Richtung weisenden dünnen Gasschweif.

Alle Aufnahmen wurden mit 2x2 Binning aufgenommen, zur Nachbearbeitung vergrößert und in der Endausarbeitung wieder etwas verkleinert, sind aber im gleichen Maßstab.

Nachdem er in der Nähe steht und mit freiem Auge so deutlich ist, nehme ich den Andromedanebel auf. Mit dieser Brennweite ist M31 für meinen MX916-Chip gerade richtig.


M31, 60 Sekunden belichtet

Durch den Wegfall von Filtern bemerkt man leider, dass die Sterne aufgrund der Infrarotempfindlichkeit der Kamera nicht ganz scharf sind. Den IR-Anteil hätte ich mit den RGB-Filtern gleich mit gefiltert. Auch das nicht so optimale Seeing hat allerdings seinen Anteil an der fehlenden Schärfe.

Ich hatte mir für die Farbtests drei Objekte vorgenommen, den Orionnebel, den Rosettanebel und die Pleiaden. Von letzteren gibt es genug Schwarzweißbilder in diesem Maßstab, so dass ich sie aus dem Programm streiche (Batteriestrom ist kostbar). Also ist der Orionnebel und seine Nachbarschaft das nächste Ziel.


M42 und Umgebung, 10 x 60 Sekunden (Ausschnitt)

Ich nehme hier eine Serie auf, um auch die feinen Ausläufer des Nebels weit verfolgen und mit logarithmischer Skalierung auch noch innere Strukturen sichtbar machen zu können. Nur der innerste Bereich des Nebels ist jetzt wirklich ausgebrannt, also überbelichtet. Dafür reichen die Ausläufer weit in die Umgebung.

Gleich in der Gegend, gilt der Umgebung von ζ Orionis meine nächste Aufnahme.


ζ Ori und Umgebung: Flammennebel NGC 2024 und Pferdekopfnebel B33 vor IC434.
Belichtungszeit 60 Sekunden.

Nun zum Rosettanebel. Er ist sehr lichtschwach. Auf einer Einzelaufnahme ist noch nicht allzu viel zu erkennen, also mache ich auch hier eine Serie, die ich mit AstroArt addiere.


Rosettanebel um NGC 2244, 10 x 60 Sekunden (Ausschnitt)

Der schwache Nebel ist gut zu erkennen, doch hier wird später eine längere Belichtungszeit notwendig sein. Schwache Nebel gibt es auch im Fuhrmann, also nehme ich einmal M38 und seine Umgebung auf.


M38 (oben) und Umgebung (Ausschnitt), 60 Sekunden

Die Gegend begeistert mich nicht sehr, also steuere ich ein anderes Objekt an, den California-Nebel NGC 1499. Doch die erste Aufnahme zeigt die untrüglichen Bildfehler, mit der die StarlightXpress Kamera abfallende Batteriespannung anzeigt. Obwohl noch alle Batterieanzeigen im grünen Bereich sind und auch mein Laptop noch einwandfrei funktioniert, die Kamera will nicht mehr. Ende der CCD-Serie.

Ich blicke zum Saturn, ein kurzer Versuch mit der Webcam sagt "schade um den Speicherplatz" und so baue ich die Aufnahmeelektronik ab. Es folgt eine kurze visuelle Tour.

Der verschneite Wald mit den hohen, schlanken Nadelbäumen, der dunkle Himmel darüber, der aufgrund des gehobenen Horizonts recht knapp über den Bäumen stehende Orion, das verleiht dem Platz hier einen Hauch von Hohem Norden; sind wir hier in den kanadischen Rocky Mountains?

Der Orionnebel ist auch visuell ein Traum, die Ausläufer reichen aus dem Gesichtsfeld meines 40mm Pentax-Okulars heraus. Mit UHC-Filter erreicht das ganze unheimliche Dimensionen. Ein Schwenk, ja, auch der Pferdekopfnebel ist visuell zu erkennen (von gut kann keine Rede sein, aber er ist zu erkennen).

Der Rosetta-Nebel ist zu groß, aber Teile sind sehr deutlich im Gesichtsfeld. Jetzt zum Konusnebel. Im 40mm Pentax und UHC-Filter ist der dunkle Keil mit Phantasie zu sehen. Aber ohne UHC-Filter ist er sehr deutlich. Howdii's Beobachtung von der Ebenwaldhöhe bestätigt sich in eindrucksvoller Weise.

Noch zwei schwächere Nebel, IC 443 und NGC 2174, dann nimmt das Eis auf meinem Fernrohr auch schon Ausmaße an, die ein weiteres Beobachten nicht mehr sinnvoll erlauben. So baue auch ich ab. Es war eine sehr schöne Deep Sky Nacht.

Ein paar Bemerkungen zum Beobachtungsplatz, den wir in die Liste der "offiziellen" Beobachtungsplätze aufnehmen werden. Er ist sehr gut erreichbar (Südaustobahn bis Wr. Neustadt West, dann immer den grünen Wegweisern zum Naturpark Hohe Wand folgen). Ab 18 Uhr entfällt die Mautpflicht. Die Mautstraße ist gut geräumt, die Straßen in der "Neuen Welt" waren aber eisglatte Schneefahrbahnen. Der Platz ist wie gesagt sehr dunkel; von Frühjahr bis Herbst sorgt allerdings ein Coca-Cola-Automat (!) in der kleinen Unterstandshütte des Tierparks für eine ziemliche Ausleuchtung des Platzes, Beobachter pflegen ihn mit einer schwarzen Plane abzudecken (wir werden uns an die Betreiber des Naturparks wenden und ihnen gleich eine "Helle Not" - Broschüre mitschicken). Die Horizontsicht ist durch den Wald eingeschränkt, allerdings schirmt der Wald auch das Licht der großen Siedlungen in der Gegend perfekt ab. Es gibt in der Nähe noch zwei weitere Plätze, auf der Kleinen Kanzel und beim Waldeggerhaus, doch dort verdeckt jeweils die Schutzhütte einen nicht unerheblichen Teil des Himmels und es ist auch mit mehr Lichtbelästigung zu rechnen. Fazit: Der Parkplatz Wildgehege ist wirklich gut. Aber auf eine Sache müssen wir hinweisen: Der Platz ist einsam und es gibt wie gesagt keinen Handyempfang. Beobachten in Gruppe ist ratsam, denn eine Panne in der Nacht (leere Autobatterie) kann unangenehm werden. Es gibt zwar etliche bewirtschaftete Schutzhütten auf der Hohen Wand, doch die muss man im Dunklen einmal finden und ein Fussmarsch von einer Stunde ist schon drin. Also unbedingt auf die Ausrüstung achten, es ist Gebirge! Anders als auf der Ebenwaldhöhe kommt hier in der Nacht ausser Beobachtern niemand mehr vorbei.

Auch bei der Heimfahrt ist die gut geräumte und gestreute Straße erfreulich. Langsam taste ich mich über die eisigen Straßen in der "Neuen Welt", das Thermometer, das auf der Hohen Wand noch immer -6°C angezeigt hatte, zeigt jetzt -16°C an. Brrrr, nur nicht aussteigen! In Wien angekommen, hat es dann "nur" mehr -8°C, das geht ja sogar.