Saturn und Jupiter

Wien 12, 09. 02. 2005

20050209neb21.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Daniela Pikhard, Natalie Ebner
Datum:09. 02. 2005
Zeit:21.30 bis 00.30 MEZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX200, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:gut (2)
Freis. vis. Grenzgroesse:4.5
Temperatur:-5 °C
Wind:kein
Bemerkungen:Etwas dunstig.

Bericht:

Noch immer hält das klare, aber kalte Winterwetter an. Beobachten außerhalb Wiens steht nicht auf dem Programm, doch ruhiges Sternenlicht deutet schon wieder auf gutes Seeing hin. Also stelle ich mein LX200 auf die Terrasse und lasse es erst einmal gute eineinhalb Stunden auskühlen. Dann werden wir ja sehen.

Die Frage ist, ob man gutes Seeing von einem Wohnhaus aus überhaupt nützen kann, immerhin steigt, trotz noch so guter Isolation, immer etwas Restwärme auf. So gesehen entbehrt das Aufbauen des Instruments nicht einer gewissen Spannung. Doch dann der Blick durch das 14mm Pentax-Okular: Spitze! Saturn ist gestochen scharf und ruhig, die Cassini-Teilung "steht", die Encke-Teilung kommt blickweise heraus, viele Details zieren den Planeten selbst. Etliche Monde stehen ruhig um den Planeten herum. Nur dann und wann "huscht" eine Warmluftblase über den Planeten, verzerrt ihn für Sekundenbruchteile, dann tritt wieder Ruhe ein.

Ich montiere die Webcam und nehme zunächst lange Serien auf; 2000 bis 3000 Bilder mit 5 bzw. 20 Bildern pro Sekunde. Da ich neugierig bin, stacke ich sie gleich. Zum Glück! Denn zwei Effekte verhindern ein brauchbares Ergebnis: Erstens kapitulieren sowohl Registax 2 als auch Registax 3 vor so vielen Frames; zweitens zeigt die Serie mit 5 Bildern pro Sekunde (sie ist "nur" rund 1900 Frames lang) den Effekt der Bilddrehung (azimulate Montierung!) während der paar Minuten Belichtung. Mist!

Also zurück ans Teleskop. Hoffentlich ist das Seeing noch so gut. Es ist! Jetzt zu kürzeren Serien von maximal 900 - 1000 Frames. Wie macht das Michael Karrer eigentlich? Gut, er hat eine parallaktische Montierung, das eliminiert die Bilddrehung. Aber Registax? Da muss ich mir ein paar Tipps holen ...

Die kurzen Aufnahmeserien werden sehr gut. Die kurzen "Huscher" der Warmluftblasen führen zwar, da sie offenbar nicht zu völlig unbrauchbaren Bildern führen, zu einer Art Weichzeichner-Effekt, doch der ist durchaus reizvoll. Und der leichte Dunst verleiht dem Saturn eine eigenartige, pastellfarbene Tönung. Saturn à la Hamilton? Die wichtigsten Details sind auf der Aufnahme zu erkennen, eigentlich noch besser als zuletzt auf der Sofienalpe.


Saturn mit 6m Brennweite, ca. 1000 Frames à 1/25s

Ich gönne mit einen kurzen Blick zu Sirius und heute, bei dem doch recht guten Seeing, bilde ich mir ein, den Begleiter, Sirius B, blickweise visuell sehen zu können. Da der schwache Begleiter zwischen den durch das Seeing hervorgerufenen "Spitzen" und "Funken" blickweise durchschimmert, versuche ich erst gar nicht, das ganze fotografisch festzuhalten. Das kann nichts werden!

Es ist schon spät und Jupiter steht schon recht hoch. Ein Blick durch das Teleskop sagt mit, dass sich die erste Aufnahme in dieser Saison lohnen könnte. Obwohl noch recht tief, erscheint der Planet recht ruhig. Also nehme ich auch hier eine kurze (900 Frames) Serie auf, allerdings ohne Barlowlinse.


Jupiter mit 3m Brennweite, ca. 900 Frames à 1/25s

Die Ausarbeitung zeigt, dass ich schon bei meiner ersten Jupiteraufnahme in dieser Saison 2005 eine Jupitermonderscheinung erwische: Den Schatten von Io knapp vor dem Ende des Schattendurchgangs (10. 2., 00.24 Uhr MEZ). Und wenn man ganz genau schaut, erkennt man sogar Io selbst im NEB als keines Pünktchen, kaum dunkler als das Band. Spektakulär! Interessant auch die markante Struktur am Übergang von STrZ zu SPR.

Der heutige Abend hat gezeigt, dass man auch aus der Stadt durchaus gute Bedingungen für Planetenfotografie haben kann. Aber zeigt das nicht Antonio Cidadao in noch viel beeindruckenderer Weise?