| Beobachter: | Alexander Pikhard (ed.) | ||||||||||||||||
| Datum: | 13. 03. 2005 | ||||||||||||||||
| Zeit: | 18.00 bis 21.30 MEZ | ||||||||||||||||
| Ort: | Sofienalpe | ||||||||||||||||
| Instrument: | 12" Meade LX-200, diverse Kameras | ||||||||||||||||
| Bedingungen: |
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| Bericht: | Merkur ist das Ziel der heutigen Astropraxis und nach vielen Tagen schlechten Wetters schaffen wir es doch wirklich: Ein strahlender Spätwintertag neigt sich mit einem kitschig-schönen Sonnenuntergang seinem Ende entgegen. Einige sind, trotz meterhoher Schneewächten, auf die Sofienalpe gekommen, um endlich wieder einmal gemeinsam zu beobachten.
Es gilt, die Instrumente aufzubauen. Trotz einer gut einen Meter hohen Schneedecke scheuen sich manche nicht, auf dem Hügel aufzubauen. Der Schnee ist fest, trägt gut, auch wenn das Gelände im Dunkeln schon eine Herausforderung ist. Nur ja den ausgetretenen Spuren folgen, wie bei einer Gletscherquerung.
Während die Fernrohre langsam aufgebaut werden, lösen sich die Wolkenreste nach und nach auf. Ein klarer Abend wird das, nur etwas getrübt durch den kalten, zeitweise heftigen Wind aus Westen. Viele Spaziergänger verfolgen interessiert unseren Aufbau, einige warten trotz der langsam unangenehm werdenen Kälte auf einen Blick zu Merkur. Und werden mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt.
Nicht die Sonne und auch nicht Merkur, sondern der Mond ist unser erstes Ziel. Wie es sich für einen Abend im Spätwinter gehört, ist die dünne, zunehmende Mondsichel jetzt besonders gut zu beobachten und dank der klaren Luft ist das aschgraue Mondlicht sehr deutlich.
Beobachten im tiefen Schnee, das ist schon eine Herausforderung. Leichtere Instrumente können ja durchaus auf der festen Schneedecke aufgestellt werden, aber schwerere Geräte brauchen schon einen festeren Untergrund. Woher nehmen? Da muss man schon einmal mit der Schaufel ans Werk - eine Tätigkeit, bei der einem wenigstens warm wird.
Für mein nicht allzu leichtes 12" LX-200 habe ich wieder den üblichen Platz gefunden. Dort, wo der Schneepflug angesichts meterhoher Wächten kapitulierte und eine kurze Sackgasse hinterlassen hat, ist hervorragend Platz für ein Auto plus ein Fernrohr. Allerdings musste ich neben dem Auto einen Durchgang in der Breite eines Menschen freischaufeln und den Platz auch etwas einebnen. Ein netter Abendsport. Zwei Passagen der Internationalen Raumstation ISS und ein wunderschöner -8mag Iridium-Flare verleihen dem Abend noch eine besondere Note. Der helle Flare fand unweit vom Polarstern statt, eine reizvolle Angelegenheit, die ich mit der huckepack montierten Digitalkamera im Bild festhalte.
Doch jetzt geht es zu Merkur. Schon bald habe ich ihn, dank Goto-Steuerung, im Fernrohr, mittlerweile ist er leicht mit freiem Auge zu sehen. Im Fernrohr gibt er allerdings nichts her. Ein zitterndes Etwas, vom sekundären Spektrum zum Regenbogen verzerrt, zeigt nicht einmal die Phase. Aber immerhin. Viele sind glücklich, den Planeten überhaupt einmal sehen zu können.
An diesem sehr klaren Abend können wir Merkur bis zum Untergang verfolgen. Ich mache eine Webcam-Aufnahme des Planeten, doch das ist bestenfalls ein Scherz. Auch diese Technik kann keine Details zeigen. Anders beim Saturn. In der größeren Höhe ist das Seeing zeitweise gut und so genießen wir nach Mond und Merkur jetzt einmal mehr den Ringplaneten.
Die Saturn-Sequenz wurde recht gut. Mittlerweile ist es Zeit für Deep Sky. Obwohl sich um mein Teleskop ein herrlicher Eislaufplatz geblidet hat, der jeden Schritt zum Abenteuer werden lässt, beschliesse ich, noch einen CCD-Test zu machen. Gestern habe ich das 50mm Objektiv mit der Filterlade ausprobiert, heute ist das 135mm Tele dran. Zwischen Teleskop und Auto (wo sich der Laptop befindet) hin und her rutschend, mache ich eine Farbaufnahme der Pleiaden. Wieder das gleiche Theater mit dem Objektiv (ich muss es herausschrauben, um die Filter welchseln zu können), doch mit 3 x 2 Minuten kommt ein recht buntes Bild heraus. Die Sterne sind vielleicht zu blau, einfach, weil die Optik von dem auf einem Flohmarkt erstandenen 135er Tele wirklich mies ist, aber der Test gelingt.
Ein Blick zum Jupiter verrät grausam schlechtes Seeing über Wien. Es ist einerseits sehr klar; andererseits: Glatteis rund ums Rohr, kalt ist's auch, und morgen ist Arbeitstag. Also baue ich ab. Nach langer Zeit endlich wieder einmal ein sehr schöner, gemeinsamer Beobachtungsabend auf der Sofienalpe! |