Mond-, Saturn- und Jupiter-Fotos

Wien / Aspern, 20. 03. 2005

20050320mma20.html

Beobachter:"Nick" Michael Martinides
Datum:20. 03. 2005
Zeit:20.00 bis 23.00 MESZ
Ort:Wien / Aspern
Instrument:Dobson Orion SkyQuest XT10 (d=250mm, f=1250mm)
Bedingungen:

Seeing:sehr gut (1)
Temperatur:5 °C
Wind:kein

Bericht:

Vorbereitung:

Zum Wegfahren hatte ich keine Lust, also kam wieder einmal der Dobson auf der Terrasse zum Einsatz. Da es ziemlich kalt war, benötigte des Teleskop relativ lange um auszukühlen. Der erste rasche Blick auf den Mond gleich nach dem Aufstellen war wie erwartet schrecklich (unscharf, unruhig). Die Beobachtung auf der Terrasse hat aber den Vorteil, dass man nicht im Kalten warten muss und so hab' ich dem Teleskop eine Stunde Zeit gegeben, um auszukühlen. Diese Stunde hat sich gelohnt, denn das Seeing war wie erwartet für Wiener Verhältnisse ausgezeichnet.

Selten zuvor konnte ich von der Terrasse aus Vergrößerungen von 300x bis 500x sinnvoll einsetzen. An diesem Abend war es aber möglich. Die Kombination Meade SP 20mm + TeleVue Powermate 5x (Vergrößerung 313x) brachte bei Saturn und Jupiter die meisten Details bei gutem Kontrast. Das TeleVue Radian 12mm reagierte auf beide Barlows mit deutlich störenderen Blackouts und der Einblick war damit insgesamt schlechter als mit dem "billigen" Meade SP. Die Kombination TeleVue Radian 12mm + TeleVue Powermate 5x (Vergrößerung 521x) zeigte beim Mond - wenn die Luft für einen Augenblick ganz ruihig war - einen geringen Detailgewinn im Vergleich zu 313x. Saturn war aber bei 521x für mein Empfinden bereits zu dunkel bzw. zu kontrastarm.

Da das Projekt "WebCam" aus Zeitmangel noch immer "nicht aus den Startlöchern gekommen ist", ich aber dieses eindrucksvolle Erlebnis auch in Bildern festhalten wollte, habe ich - wie schon beim Venusdurchgang - einfach die Digicam ans Okular gehalten und ein paar Schnappschüsse probiert. Die ersten Ergebnisse waren erstaunlich gut und so begann ich mit verschiedenen Einstellungen zu experimentieren. Auch hier zeigte sich, dass das TeleVue Radian viel stärker zu Blackouts neigte und somit wurden die Aufnahmen in weiterer Folge mit der Kombination Meade SP 20mm + TeleVue Powermate 5x durchgeführt. Bei der Digicam waren Belichtungszeiten zwischen 1/20 Sekunde (Saturn, Jupiter) bzw. 1/40 Sekunde (Mond) optimal. Brennweite auf "Maximum", Fokus auf "manuell bzw. unendlich", Auflösung reduziert auf "1024x768", Empfindlichkeit auf "400ASA".

Eine besondere Herausforderung bestand aber darin, die Aufnahmen nicht zu verwackeln, was nicht besonders leicht war, da einerseits der Dobson keine Nachführung hat und somit die Objekte bei 313-facher Vergrößerung bereits sehr schnell durch das Okularfeld wanderten und ich andererseits die Kamere ja "nur" in der Hand hielt, ohne Möglichkeit sie irgendwo abzustützen. Ich kombinierte aber beide Nachteile zu einem Vorteil: ich schwenkte die Digicam vor bzw. während der Belichtung so, dass das zu fotografierende Objekte im LCD-Sucher zentriert blieb. Nach einiger Übungszeit (bzw. unter Gebrauch unzähliger "Zaubersprüche" die zum Glück ungehört blieben, da ich mich einigermaßen beherrschen konnte - obwohl das ständige Nachpositionieren den Dobsons in Verbindung mit immer schwächer werdenden Akkus und einer nicht für Astro-Aufnahmen optimierten Benutzerführung der Digicam auch ruhige Gemüter zum Ausrasten bringen kann) entstanden erstaunlich scharfe und detailreiche Bilder. Kein Vergleich zum Hubble, aber trotzdem viel, viel besser als vor ein paar Jahren meine besten Aufnahmen mit dem ETX-90.

Mond:

Kopernikus

Tycho

Clavius

Moretus und der Südpol bei äußerst günstiger Libration.

Dazu der passende Screenshot aus "Virtual Atlas of the Moon" download

Saturn:

Die Cassini-Teilung war an diesem Abend besonders deutlich zu sehen, auch an den "schmalen" Stellen vor der Saturnkugel konnte man die Trennung zwischen A- und B-Ring durchgehend verfolgen. Unglaublich, aber wahr: das nachfolgende Bild ist eine einzelne Aufnahme von meiner DigiKamera, direkt ans Okular gehalten, ohne Halterung, ohne Nachführung, ohne Giotto, ... !

Visuell waren fünf Saturnmonde deutlich erkennbar: vier in unmittelbarer Nähe (ca. Ringdurchmesser) des Planeten: sowie Titan weiter außerhalb des Gesichtsfeldes (auch schon im Sucher auffällig). GUIDE 6 zeigt zusätzlich zu Titan und den vier Monden Dione, Thetis, Rhea und Enceladus auch noch Mimas (+12,9mag) und Hyperion (+14,2mag). Mimas währe vermutlich bei genauerer Suche auch zu sehen gewesen, Hyperion unter den gegebenen Bedingungen eher nicht. Dazu der passende Screenshot aus GUIDE 6:

Jupiter:

Jupiter stand zu Beobachtungsbeginn noch ungünstig, nahe am Horizont und tw. durch das Terrassengeländer verdeckt. Bis auf zwei Wolkenbänder und (nur) drei Monden waren keine Details erkennbar. Erst ab 21h wurden mehr Details erkennbar und plötzlich sah ich auch einen Jupitermond-Schatten. So deutlich hatte ich noch nie zuvor einen Jupitermond-Schatten gesehen. Rieeeeeesengroß, kreisrund, schwarz und sehr deutlich abgegrenzt zum Rest der Jupiteratmosphäre. Früher hatte ich die Jupitermonde immer nur als unscharfe Punkte gesehen, nun waren die Monde bzw. der Schatten erstmals als Scheiben erkennbar. Begeisterung pur. Der Jupitermond-Schatten wanderte deutlich erkennbar zum Rand des Jupiter und ich konnte diesen Eindruck sogar mit der Digicam festhalten:

Als der Schatten verschwunden war (ca. 21h45), offenbarten sich weitere Details, die bisher unbeachtet geblieben waren: mehrere zarte Wolkenbänder, zwei dunkle Flecken, ein heller Punkt und - natürlich - der "Große Rote Fleck". Deutlich erkennbar bzw. farblich (gelb-orange) von dem umgebenden Wolkenband (braun-orange) abgegrenzt. Jubel.

Aber was war das für ein heller Punkt ? Natürlich - der fehlende vierte Jupitermond ! Nun konnte ich beobachten, wie der "helle Punkt" an den Rand der Jupiterscheibe wanderte und immer heller zu strahlen begann (er wurde natürlich nicht heller, aber da der Austrittspunkt auf der "Schattenseite" Jupiters lag, wurde der Kontrast Mond/Atmosphäre immer stärker und der Mond immer deutlicher erkennbar) und sich schließlich ab ca. 22h von der Jupiterscheibe löste.

Mittels GUIDE 6 lässt sich das Ereignis recht gut nachverfolgen, allerdings stimmt die Position des GRF nicht mit der tatsächlichen Lage überein:

Fazit:

Astro-Fotos mit der DigiKnipse sind zwar auch eine Herausforderung, aber jetzt da ich das komplette Equipment (Webcam, Filter und Notebook) für "ordentliche" Astro-Fotos endlich beisammen habe, sollte ich es auch nutzen und mir die Zeit nehmen, um den Umgang damit zu üben. Dann werden die nächsten Astro-Fotos noch einmal eine Stufe besser.


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