Astropraxis Planetentanz - da capo

Sofienalpe, 28. 06. 2005

20050628api20.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:28. 06. 2005
Zeit:20.00 bis 23.15 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200, Minolta Dimage Z3, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:schlecht (4)
Temperatur:21 °C
Luftfeuchtigkeit:trocken
Wind:kein
Bemerkungen:Unterschiedlich stark bewölkt, siehe Bericht, später fast wolkenlos
Bericht:

Und noch einmal Planetentanz; wunderschönes Wetter am Morgen dieses Tags und die herrliche Stimmung am Vorabend machen die Entscheidung nicht schwer; außerdem nützt Gerhard Eber die Gelegenheit, an dem schönen Abend die lange ersehnte Praxis seines Astrofotokurses durchzuführen.

Der Wetterbericht ist gut. Doch am frühen Nachmittag ziehen dichte, dunkle Gewitterwolken auf. Ein Blick aufs Satellitenbild zeigt aber keine Wolken. Grübel ... Oh Schreck, diese Technik! Die ZAMG hat offenbar Probleme mit ihrer Webseite, zeigt den Wetterbericht vom Vortag und das Satellitenbild von gestern 10 Uhr Vormittag! Rasch andere Seiten kontaktieren, die Ergebnisse können nicht widersprüchlicher sein. Von Wolkenbruch bis 22 Uhr bis zu wolkenlosem Himmel reicht das Spektrum der Prognosen. Da gibt's nur eins: Auf den eigenen Instinkt vertrauen. Und der sagt, dass sich die Gewitter heute noch einmal verziehen werden.

Gegen 17 Uhr wird es wieder strahlend klar und somit steht der vierte Planetenabend ausser Frage. Bei strahlendem Wetter baue ich mein Instrument auf; zunächst alleine, doch das wird sich später ändern. Die ganze Dramatik des weiteren Verlaufs bekommen aber nur ein paar Spaziergänger und ich mit.


Malerisch - bedrohliche Stimmung auf der Sofienalpe. Wetter kann dramatisch sein!

Ich richte mein Teleskop bei noch recht hoch stehender Sonne nach Arcturus aus, am vierten Abend in Serie schon Routine. Dann Jupiter, dann finde ich auch schon die Venus und noch immer im gleichen Gesichtsfeld den schwächeren Merkur. Ein paar Wolken ziehen von Nordwesten herein, harmlose Gewitterreste.

Oder doch nicht? Vor der tiefer stehenden Sonne verwandelt sich das Wolkengebilde in eine langsam aber sicher bedrohlich wirkenden Gewitterzelle. Aber sie zieht langsam nach Südosten, sollte die Sofienalpe also verfehlen. Venus und Merkur sind zu sehen, sehr zur Freunde weiterer Spaziergänger.

Irgendwie gibt es keine Windrichtung, nur Thermik, und die ist labil. Jedenfalls beschließt "meine" Gewitterzelle, nach Südwesten zu wandern und sich dabei natürlich auch zu nähern. Die ersten "Praktikanten" des Astrofotokurses treffen ein, nicht ohne die eine oder andere Sorgenfalte. Unter der Gewitterzelle geht die Sonne blutrot im Nordwesten unter.

Die Gewitterwolke steht jetzt im Nordwesten, ah ja, es ist die berühmte Hale-Bopp-Wolke - soll heißen, dass es auf der Sofienalpe oft im Nordwesten eine hartnäckige Wolke gibt. Venus und Merkur sind jetzt klarerweise hinter dieser Wolke. In der Mitte der Zelle bildet sich eine nette, kleine, sehr dunkle Mammatuswolke, Bewohner des nordamerikanischen Mittelwestens würden jetzt flüchten - so kündigt sich dort ein Tornado an. Doch die Energie reicht nicht. Die kleine Gewitterzelle zieht jetzt rund zwei Kilometer westlich von unserem Standort nach Südwesten ab und - löst sich innerhalb weniger Minuten auf. Hohe, dünne Wolken in zartem Abendrosa sind alles, was bleibt, und das ganze innerhalb einer Viertelstunde.


Ein Sonnenuntergang wie vor dem Ende der Welt, ...


... eine halbe Stunde später eine Abendstimmung wie vom Zuckerbäcker

So dramatisch kann Wetter sein und Wolken sind allemal begeisternswerte Fotoobjekte - und noch dazu häufiger zu sehen als Sterne in unseren Breiten.

Es entsteht wieder ein kleines Teleskoptreffen, zukünftige Astrofotografen und interessierte Planetenspechtler geben sich ein Stelldichein unter einem mittlerweile klaren Himmel.


Gerhard Eber erklärt alle Handgriffe am Fernrohr und das Einscheinern ganz genau


Einmal mehr ein schönes Teleskoptreffen auf der Sofienalpe

Noch einmal stehen Merkur und Venus auf einmal im Gesichtsfeld, zumindest im 50mm Plössl an meinem 12" LX200. Ein sehr schöner Anblick und nach Abzug der Wolken auch sehr klar. Ein kurzer Schwenk, und noch, aber gerade noch, erkennt man den blassen Saturn in der hellen Dämmerung knapp über den Bäumen. Das ist wohl der Abschied für diese Saison.


Merkur und Venus auf einmal im Gesichtsfeld des Fernrohrs

Nach dem Untergang von Merkur und Venus beobachten wir Jupiter, doch schlechtes Seeing läßt keine Aufnahmen zu. Wir verlegen uns auf visuelle Deep Sky Beobachtung und bei recht klarem und auch recht dunklen Himmel bewundern wir einmal mehr die schönsten Kugelsternhaufen, Planetarischen Nebel und sogar Galaxien. Das ist jetzt das Entspannungsprogramm.

Vier Nächte hinter einander auf der Sofienalpe, genau zum richtigen Zeitpunkt, um etwas Besonderes zu sehen. Für dieses Glück danken wir der Natur.