Beobachtung

Edlach/Rax, 01. 09. 2005

20050901sfl21.html

Beobachter:Dr. Thomas Schröfl
Datum:01. 09. 2005
Zeit:21.00 bis 02.45 MESZ
Ort:Edlach/Rax
Geogr. Länge:15°48+11++ E
Geogr. Breite:47°41+21++ N
Seehöhe:600
System:
Instrument:NexStar 11GPS, Optolyth-Refraktor 100/700mm, Pentax 75/500 SDHF, Nikon D70s
Bedingungen:
Durchsicht:ausreichend (3)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.5
Temperatur:19 °C
Luftfeuchtigkeit:75 Prozent
Wind:kein
Bemerkungen:gegen Mitternacht Temperaturabnahme und Anstieg der Luftfeuchtigkeit auf 80 Prozent (Sättigung, Taukappenheizung für Optik und Fotoobjektiv erforderlich); durch die hohe Feuchtigkeit viel Streulicht über Edlach.
Bericht:

Lange genug mußte ich mich in Geduld üben, ob der ungewöhnlichen Wetterkapriolen. Schon gestern sah es zunächst nach einer astronomischen Nacht aus, doch dann kam die Ernüchterung als sich die nachmittäglichen Quellwolken nicht und nicht auflösen wollten. Erst um zwei in der Nacht als ich zufällig aufwachte war es klar, aber ich nicht mehr gewillt aufzustehen und mich anzuziehen. Doch heute paßt endlich alles. Auch wenn Durchsicht und Seeing nicht optimal sind, so habe ich doch eine lange Nacht der Sterne geplant. Zum einen will ich die ersten astrofotografischen Gehversuche mit meiner neuen Nikon D70s unternehmen und zum anderen ist in der Septemberausgabe des englischen Astronomy Now eine herbstliche Objektliste zusammengestellt, die ich abarbeiten möchte.

Fotografisch kommen das 180mm Tele und das 24mm Weitwinkel zum Einsatz (Äquivalentbrennweiten 270mm und 36mm) mit der Kamera Huckepack am Optolyth auf der GP-DX, den ich zwischendurch auch visuell verwende. Neben einem ersten Versuch an M31 probiere ich mich an h+chi Persei, dem großen Wagen und Sternfeldaufnahmen der Sommermilchstraße im Bereich des Schwans. Eine erste Erkenntnis ist schnell gewonnen. Bei Belichtungen im Bereich von 1-3min leuchtet die Ausleseecke des Chips bereits wunderschön lila, wie von Koprolin am letzten NTT so schön demonstriert. Zu jeder Belichtungsreihe mache ich daher gleich die dazugehörigen Darkframes. Ab 23:00 ist die Luft so gesättigt, daß ohne Taukappenheizung nichts mehr geht. Von allem und jedem tropft Wasser. Auch wenn sich die Belichtungszeiten nur im Minutenbereich bewegen vergeht die Zeit wie im Nu und es ist fast 01:00, als ich für diese Nacht das Fotografieren beende, denn die Augen sollen ja schließlich auch noch auf ihre Rechnung kommen. Für freie Abende in Wien und Schlechtwetter stehen jedenfalls einige Stunden Bildbearbeitung am Programm. Wenn+s herzeigbar wird, kommt es beizeiten auf die WAA-Homepage.

Für den visuellen Teil des Abends habe ich in der Kuppel das C11 vorbereitet mit dem Baader-Bino und den 35mm eudiaskopischen Okularen bzw. den Televue-Zooms 8-24mm und Huckepack den Pentax daraufgesetzt mit den Pentax Okularen 21mm bzw. 14mm, eine Kombination, die ich immer mehr liebe, denn was gibt es schöneres als einen kurzbrennweitigen Richfield-APO und ein langbrennweitiges SCT praktisch in einem. Neben mir liegt das Astronomy Now und am PC läuft Starry Night, aus dem ich die Objektliste noch bereichere.

Den Anfang macht der Kugelsternhaufen M15. Bei 117x im C11 steht er M13 kaum nach und läßt sich im Randbereich recht gut auflösen. Könnte ich bis 200x gehen oder darüber ließe er sich sicherlich fast bis ins Zentrum auflösen, doch dem steht heute das mäßige Seeing entgegen.

Den Helix-Nebel muß ich leider auslassen, denn er steht so tief im Süden, daß er von Bäumen verdeckt ist.

Nun gibt es eine Herausforderung, nämlich die zur lokalen Gruppe gehörenden beiden Galaxien NGC 147 und 185. Es bleibt bei der Herausforderung, denn die Durchsicht spielt einfach nicht mit; zu diesig und zu heller Hintergrund.

Jedesmal ein optischer Hochgenuß sind h+chi Persei. Unterschiedlicher kann die Wirkung nicht sein, im Pentax mit 2,5 Grad Gesichtsfeld und im C11 mit einem halben Grad.

Weiter geht es zum offenen Sternhaufen M103, der etwas mehr Vergrößerung braucht um voll zur Geltung zu kommen. 100-170x ergeben ein eindrucksvolles Bild.

NGC 457 der Owl-Cluster ist ebenfalls ein sehr schöner offener Haufen, der mit bloß 13 Bogenminuten Durchmesser aber nur im C11 so richtig zur Geltung kommt.

IC 1396 ist mit einer Ausdehnung von 1,5 Grad wieder ein Objekt für den Pentax, mit dessen großem Gesichtsfeld und etwas Phantasie die namensgebende Form erkennbar ist.

M 34 bietet in beiden Teleskopen einen herrlichen Anblick. Im Pentax steht ein zarter Sternhaufen nadelpunktscharf vor dunklem Hintergrund, im C11 ist das gesamte Bildfeld mit leuchtend hellen Sternen gefüllt.

Bei der Galaxie M33 halte ich mich nur kurz auf, denn bei der heutigen Durchsicht ist außer einem zarten nebeligen Schleier nichts zu sehen.

Kurz bleibt mir die Luft weg als ich mich γ Andromedae (Almach) zuwende, eine ganz schwere Konkurrenz für Albireo. Ein gelblich leuchtender roter Riese mit 2mag, begleitet von einem stahlblau leuchtenden Stern mit 5mag im Abstand von rund 10 Bogensekunden. Eigentlich handelt es sich um ein Dreifachsystem, denn der blaue Begleiter hat seinerseits wieder einen Begleiter mit 6mag aber nur im Abstand von 0,5 Bogensekunden. Natürlich juckt es mich auch den Begleiter des Begleiters zu sehen, aber bei 350x gibt es im Okular nur mehr ein undefinierbares Gewabbere.

Inzwischen ist es fast 02:30 und die Müdigkeit wird deutlich spürbar. Doch ich möchte die Nacht nicht beenden ohne seit 2003 wieder einen Blick auf Mars zu werfen, der im SO bereits 45 Grad hoch steht. Aber es bestätigt sich zum x-ten mal. Edlach ist mit seinem schlechten Seeing keine Planetengegend. Mit viel Probieren läßt sich blickweise die südliche Polkappe erkennen und die quer darunterliegende dunkle Region. Neidvoll denke ich an Michael Karrer, der wohl mit deutlich besseren Bedingungen gesegnet ist. Für die bevorstehende Opposition werde ich wohl noch rechtzeitig einen Beobachtungsplatz mit besseren Seeingbedingungen ausfindig machen müssen.

Einigermaßen müde falle ich dann knapp vor 04:00 ins Bett.