Astropraxis Venus-Jupiter

Sofienalpe, 02. 09. 2005

20050902api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:02. 09. 2005
Zeit:19.00 bis 23.45 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200, Minolta Dimage Z3, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:4.5
Temperatur:22 °C
Wind:leicht aus E
Bemerkungen:Im Westen Restwolken von Gewittern; zeitweise Durchzug von Restwolken. Wind von E nach NW drehend. Temperatur schwankend, zwischenzeitlich kühler.
Bericht:

Heute heisst die Devise am Nachmittag: Abwarten. Der Wetterbericht verheißt oberflächlich Wetterverschlechterung, doch die genauen Wettermodelle lassen für den Raum Wien eigentlich eine gute Nacht erwarten. So empfängt mich die Sofienalpe heute eigentlich fast perfekt.


Schöner Sonnenuntergang mit Gewitterrest

Lediglich die gewaltige Schirmwolke eines Gewitters im Westen dämpft die Freude. Sie wird zwar im Lauf des Abends zusammenfallen, doch sie vereitelt die freisichtige Beobachtung von Venus und Jupiter.


Die Sonne verschwindet gedämpft

Rasches Handeln ist die Devise. So lange sie noch oberhalb der Wolke stehen, fange ich Venus und Jupiter mit dem Fernrohr ein, sehr zum Erstaunen einiger Spaziergänger. Jupiter gibt klarer Weise nichts mehr her, aber Venus ist sehr schön, so dass ich sie mit der Webcam im Bild festhalte.


Venus mit 3m Brennweite

Bald verschlucken die Wolken Venus und Jupiter, bedingt durch die Erddrehung. Die Wolken bleiben stationär im Westen und beginnen, sich aufzulösen. Ein paar kleine, thermische Restwolken ziehen kurzzeitig durch, stören aber kaum.


Dunst im Westen, sonst aber klar.

Die Dämmerung verbringt unser heute sehr kleines Beobachtergrüppchen mit Doppelsternen: ε Bootis; α und ρ Herculis (erster mit herrlichen Farben, Hauptstern orange, Begleiter blau); 70 Ophiuchi (mit toll tiefrotem Begleiter); γ Delphini (Hauptstern gelb, Begleiter blau); β Cygni (ein Klassiker), 61 Cygni (gewissermassen auch ein Klassiker), ε Lyrae, auch ein Klassiker; dann ζ Aquarii, ein sehr enger Doppelstern (1,9").

Dann Deep Sky. Zunächst ein paar Exoten, kleine Galaxien und Sternhaufen: NGC 6207, die kleine Galaxie bei M13. Na ja. NGC 6239, eine noch kleinere Galaxie im Herkules. Noch mehr na ja. NGC 6229, ein kleiner Kugelsternhaufen im Herkules. Ganz lieb. Dicht, rund, diffus, mit einer Andeutung von Sternen. M56 in der Leier ist natürlich hübscher. Der klassische Sky Atlas 2000.0 verzeichnet südlich von θ Lyrae den offenen Sternhaufen NGC 6791, doch hier ist -- nichts. In der neuen Ausgabe dieses Atlas ist er auch nicht mehr eingzeichnet. So was, ein Fehler! Den offenen Sternhaufen NGC 6811 im Schwan muss man sich merken: Ein sehr schöner, dichter Haufen. So viele davon gibt es ja auch nicht am Sommerhimmel.

Doch dann die Klassiker. Einfach so, weil sie schön sind. M13, M92, M15, M2; M57, M27. Die Klassiker eben. Jetzt ziehen mehr Wolken auf, und wir bekommen auch noch Besuch. Also verlegen wir uns mehr aufs Herzeigen als aufs Beobachten. Und dann kommt Mars.

Das Seeing ist zwar nicht besonders in der geringen Höhe, aber für die Webcam ausreichend. Das Ergebnis hier:


Mars mit 6m Brennweite

Mit 2x-Barlowlinse erkennt man schon während der Aufnahme die südliche Polkappe und so manches Dunkelgebiet (Details siehe Bericht von vorgestern). Auch der Dunst über der Nordhalbkugel (unten) kommt gut heraus. Nicht so gut wie Michael Karrers zur Morgenstunde bei größerer Höhe gewonnene Bilder, aber auch nicht totaler Mist.

Es ist jetzt schon fast bedeckt. BOLAM hat es wieder einmal minutengenau vorhergesagt. Zufriedener Abbau folgt. Es war eine tolle Astronomiewoche: Der warme, spektakuläre Abend in Hermanns Strandbar und die drei schönen Astropraxisabene auf der Sofienalpe, was will man mehr?