Beobachtungsabend

Sofienalpe, 11. 10. 2005

20051011api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:11. 10. 2005
Zeit:19.30 bis 23.30 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200, Minolta Dimage Z3, Philips ToUCam pro
Bedingungen:
Durchsicht:schlecht (4)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:ausreichend (3)
Temperatur:9 °C
Luftfeuchtigkeit:>60%
Wind:maessig aus SE
Bemerkungen:Anfangs recht stark bewölkt, später klar, aber dunstig.
Bericht:

Ein wunderschöner Herbsttag macht erstmals nach der Sonnenfinsternis Lust aufs Beobachten. Leider erweist sich der Wetterbericht einmal mehr als unbrauchbar, denn ein hohes Wolkenfeld läßt für längere Zeit nur den Mond vom Himmel scheinen; gut, das doch schon helle Mondlicht lässt zunächst ohnedies keine andere Beobachtung zu und Mars kommt erst spät.

So vertreibe ich mir die Zeit mit Mondfotos, denn der Mond steht heute in einer sehr schönen Phase.


Mond. Digicamschnappschuß durch 75mm Projektionsokular

Ich kann heute erstmals mein 75mm Projektionsokular austesten und es erweist sich beim Mond als die optimale Lösung für Mondfotos mit meiner kleinen Z3 Digitalkamera.

Testen ist heute überhaupt das Motto. Roland Graf bringt ein Set zu testender Okulare von AstroExperts mit. Das schwergewichtige Sackerl erweckt gleich mein Interesse und rasch liegen die fünf zum Teil recht gewaltigen Schachteln auf meinem kleinen Tisch. Mangels anderer Himmelsobjekte teste ich am Mond:

  • Meade 30mm UWA, 2", Listenpreis €579. Das ist zweifellos das größte und schwerste Okular, das ich je in der Hand hatte. Ehrlich gesagt, eine Hand ist dafür fast zu wenig! Das riesige Okular lässt mein 12" LX-200 aus der Ferne wie ein ETX aussehen. Der erste Blick, mit Brille und dennoch möglich, ist umwerfend. Bei 100-facher Vergrößerung paßt der ganze Mond leicht in das 82° große Gesichtsfeld - eine Wucht. Leider fällt mir am Mondrand ein leichter rötlicher Farbsaum auf. Ganz optimal ist die Farbkorrektur nicht, aber bei diesem Gesichtsfeld tolerierbar. Die Randschärfe ist beeindruckend. Schon unangenehmer fällt mir auf, dass mein Antrieb stat 0,4 mindestens 0,8A zieht und ich für dieses Okular eigentlich ein Gegengewicht brauchen würde. Kein Okular für kleine Fernrohre also.


Das riesige Okular läßt mein Fernrohr klein erscheinen

  • Meade 18mm UWA, 1,25", Listenpreis €368. Ein bemerkenswertes Okular, denn mit seinen ebenfalls 82° Feld passt bei 167x noch mehr als die Hälfte vom Mond ins Gesichtsfeld. Leider kann ich das Feld mit Brille nicht mehr überblicken. Ohne Brille aber kann man den Kopf schwenken und den Blick über die Mondoberfläche schweifen lassen. Geringer, vernachlässigbarer Farbfehler am Rand, Randschärfe einwandfrei. Ein interessantes Okular.
  • Meade 4,7mm UWA, 1,24", Listenpreis €263. Bei meinem 12" LX200 mit 3m Brennweite eine leere Vergrößerung, am 18" Dobson mit f/4,5 eine Wucht. Ein kräftiges Okular für kürzerbrennweitige Instrumente, randscharf und ohne Farbsaum. Ohne Brille kann man das 82° Feld wirklich auf sich einwirken lassen.
  • TeleVue 31mm Nagler Type 5, 2", Listenpreis €890. Lange Zeit der Klassiker und immer noch das teuerste Okular am Markt. Nicht so schwer wie das Meade 30mm UWA. Der Mond passt bei 97x natürlich auch in das 85° große Feld, doch der Anblick ist bei weitem nicht so beeindruckend wie im UWA. Vor allem am unteren Rand fällt eine Unschärfe, fast ein Doppelbild, auf. Es hängt bei diesem Okular extrem davon ab, wie man hineinblickt. Sieht ganz so aus, als hätte das 31mm Nagler seinen Meister gefunden.
  • TeleVue 20mm Nagler Type 5, 2", Listenpreis €635. Ein sehr gutes Okular. Bei 150x ist ein großer Teil des Mondes zu überblicken, eine ganz leichte Randunschärfe und ein ganz leichter Farbsaum am Rand würden aber auch hier die Wahl eher auf das 18mm UWA von Meade fallen lassen.
  • Zu guter Letzt muss ich noch anmerken, dass Schärfe und Farbfreiheit bei meinen altbewährten Pentax-Okularen noch wesentlich besser sind als bei Meade und TeleVue Nagler, allerdings haben die Pentax auch "nur" 65° Gesichtsfeld. Auch der Einblickkomfort für Brillenträger ist bei Pentax unschlagbar.

Nach dem Okulartest vergeht noch viel Zeit, bis Mars gut beobachtbar wird. Die Wolken ziehen sich jetzt auch am ganzen Himmel zurück, es gibt mehr zu beobachten als nur den Mond. Das anfänglich gute Seeing am Mond wird, bedingt durch die sinkende Höhe, schlechter. Fachsimpeln und Erfahrungsaustausch bestimmen unser kleines Treffen, bis endlich Mars ein Ziel für die Webcam wird.

Das Seeing ist leider nicht so gut wie am Vortag, doch immerhin macht es noch Sinn, den Planeten am 12" LX200 mit 3x TeleVue Barlow aufzunehmen; wie gestern ohne Filter, also mit gewissem IR-Anteil.

Heute stehen Sinus Meridiani und Sinus Sabaeus im Meridian, Syrtis Maior ist schon am Rand zu erkennen. Deutlich wieder, wie homogen dunstig die Südhalbkugel mit der winzigen Polkappe ist, im Vergleich zur doch reich strukturierten Nordhalbkugel. Die helle Polwolke ist heute weniger deutlich als gestern. Seeingbedingt kommen nicht so viele Details durch.

Roland hat den DobDrive an seinem 18" gut im Griff und mit dem letzten Strom, den ich meinem Laptop entlocken kann, gelingt noch eine Aufnahme am 18" Dobson, ebenfalls mit TeleVue 3x Barlow. In beiden Fällen die besten 900 von 1200 Frames.

Heller, mehr Kontrast. Auch wenn einzelne Bilder mehr Details zeigen als am LX200, durch das häufige Springen des Bildes - so glatt führt der DobDrive auch nicht nach - leidet die Gesamtqualität schon.

Fazit: Kein optimaler, aber auch kein verlorener Abend und vor allem sehr lehrreich.