Beobachter: | Alexander Pikhard | ||
Datum: | 14. 10. 2005 | ||
Zeit: | 19.00 bis 01.00 MESZ | ||
Ort: | Sofienalpe | ||
Instrument: | 12" Meade LX200, Minolta Dimage Z3, Philips ToUCam Pro | ||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Heute Nachmittag zögere ich mit der Entscheidung, auf die Sofienalpe zu fahren. Zu lange ziehen zu viele Wolken über den Himmel. Doch am späten Nachmittag wird es klarer und ich mache mich auf den Weg. Es ist schon dunkel, als ich aufbaue, eine Sache, an die man sich ab dem Herbst wieder gewöhnen muss. Der Mond steht strahlend hell am Himmel und da natürlich vom Mars noch keine Spur zu sehen ist - ich fange so früh an, um mein Fernrohr zu temperieren - beschäftige ich mit dem Mond. Ein paar Aufnahmen mit der Digitalkamera und auch die Webcam kommt wieder zum Einsatz.
Ich bin sauer. Trotz "manueller" Einstellung regelt die Digitalkamera etwas automatisch nach, was beim Zusammensetzen des Mosaiks zu kaum zu beseitigenden Effekten f&auuml;hrt. Ich habe auch ein grosses Mosaik aufgenommen, aus 20 Bildern, doch das Zusammensetzen wird noch warten müssen. Warum eigentlich Mosaik? Na ganz einfach, weil der Mond in dieser Phase nicht mehr auf den Chip passt! Mit etwas mehr Zoom wage ich mich an Details. Eine Aufnahme des Sinus Iridum wird überraschend gut.
Das Seeing ist zeitweise recht gut, wenngleich auch nur zeitweise. Dennoch montiere ich nach langer Zeit wieder einmal die Webcam, um Mondaufnahmen zu machen. Eigentlich, um mich auch davon zu überzeugen, dass die Webcam kein geeignetes Gerät für den Mond ist. Ich nehme ein paar schöne Stellen mit je 300 Frames auf, mehr ist beim Mond wirklich nicht notwendig. Die ausgearbeiteten Bilder werden recht nett, wenngleich die Artefakte, die beim Stacken entstehen - auch wenn man sie noch so unterdrückt - doch stören.
Mars geht auf, tiefrot und noch flimmernd. Erst in zwei bis drei Stunden wird er gut zu beobachten sein, das lange Warten beginnt. Bis 21 Uhr hat sich unsere kleine Beobachtergruppe auf drei ausgedehnt, doch gerade, als wir daran denken, den Mars zu beobachten, ziehen von Nordosten Wolken auf. Was tun? Pokern? Im Fernrohr erkennt man Mars in der Bilderbuchansicht schlechthin, mit Syrtis Maior im Zentralmeridian. Ein erster Blick "durch die Webcam" zeigt aber verheerendes Seeing. Eine Aufnahme macht keinen Sinn. Also warten. Die Wolken steigen höher und auch von Norden ziehen ein paar dünne Schleier über den Himmel, erreichen den Mond. War's das? Um 21.57 Uhr MESZ, bevor die Wolken den Mars erreichen, mache ich eine Aufnahme. Mehr als 2x Barlowlinse ist nicht drin. Ich verzichte zunächst einmal auf die Verwendung des IR-Sperrfilters, so hole ich mehr Details heraus.
Was tun? Ich beschliesse, bis 23 Uhr zu warten. Roland baut währenddessen noch -- auf! Die Wolken ziehen rasch. Immer wieder kommt Mars durch ein Wolkenloch. Visuell ist die Rotation des Planeten über die Stunden gut zu beobachten. Doch die Wolken ruinieren das Seeing total. Knapp vor 23 Uhr ist zu erkennen, dass das Wolkenfeld - das BOLAM übrigens genau vorhergesagt hat, nur wollte ich es nicht glauben - nach Süden abzieht. Großer Wagen, Fuhrmann und bald auch der Stier und der Mars, alle kommen sie wieder heraus. Auch der Mond, was bedeutet, dass es wieder sehr, sehr hell wird. Um 23.30 Uhr wage ich mich schon an die 3x-Barlowlinse, das Seeing beruhigt sich, es wird wirklich gut. Noch immer ohne IR-Sperrfilter.
Schon besser, aber noch lange nicht gut. Zeit ist genug, morgen ist Samstag. Also justiere ich einmal meine Optik. Der Startest zeigt, wann die Optik gut justiert ist, und er verrät auch, dass mein Tubus ausgekühlt und das Seeing sehr gut ist. Es wird in der Tat immer besser. Bei der nächsten Serie, um 23.54 Uhr, verwende ich jetzt den IR-Sperrfilter, um die helle Dunstschicht am Nordpol (unten) auch einzufangen. Das Bild wird schon beeindruckend.
Was will ich jetzt eigentlich noch? Ein scharfes Bild bei meiner größten Brennweite, und jetzt? Na, wer sagt, dass das meine größte Brennweite ist? Ich kann ja die Barlowlinsen kaskadieren und konstruiere eine 4,5x-Barlow. Das gibt eine Brennweite von sage und schreibe 13,5 Metern, das ist etwas mehr als der Grosse Refraktor auf der Universitätssternwarte. Mars ist so hell, dass das Licht kein Problem ist. Und so traue ich mich halt, einmal mit und einmal ohne IR-Sperrfilter. Ich bleibe bei den bewährten 120 Sekunden und 10 Bildern pro Sekunde, macht 1200 Frames bei geringer Komprimierung, mehr ist aufgrund der Rotation des Mars nicht möglich. Während bei Verwendung des IR-Sperrfilter keine Steigerung mehr möglich ist, kommen ohne diesen Filter in der Tat noch mehr Details heraus.
Wow! Ich messe nach: Die kleinsten Details entsprechen ungefähr 0,3", das ist in der Tat das theoretische Auflösungsvermögen meines 30cm-Spiegels. Mehr kann nicht drin sein, schon wegen der Physik nicht. Oder? Gehen Sie mit dem Gesicht so weit vom Bildschirm weg, dass Sie bei ausgestreckten Armen den Mars gerade mit zwei Daumen abdecken können. Der Anblick entspricht dann einer 900-fachen Vergrößerung. In der Nähe des Planetenrands sind einige Strukturen allerdings Artefakte, die durch das Stacken entstehen. Aber in der Mitte der Scheibe, in der Säbelbucht und der Grossen Syrte, da stimmen die Details mit dem NASA Atlas überein. Sorry, der Mars Previewer reicht jetzt nicht mehr. Um 00.23 Uhr, das Seeing ist jetzt perfekt, es bewegt sich rein gar nichts mehr, mache ich noch eine Serie mit 3x-Barlowlinse, also 9m Brennweite, ohne IR-Sperrfilter. Weniger ist mehr, denn die Vergrößerung bei 13,5m ist schon wirklich hart am Limit. Auch dieses Bild wird sehr gut.
Ob's noch besser geht? Bei Michael Karrer sicher, und er demonstriert damit auch immer wieder, wie sehr ein Refraktor einem SC überlegen ist. A propos, auch für ihn habe ich eine Antwort: Die südliche Polkappe liegt exzentrisch, also nicht genau am Südpol. Daher sieht man sie in diesem Zentralmeridian besser, auf der anderen Seite des Mars schlechter. Erzähle ich auch Sonntag in unserem Marsseminar. Jetzt sind so ziemlich alle Batterien leer, meine körpereigene eingeschlossen. Ich baue ab, recht zufrieden. Auch wenn ich erst am nächsten Tag wissen werde, ob die Aufnahmen gelungen sind, ein gutes Gefühl habe ich trotzdem. |