Beobachtungsnacht

Ebenwaldhöhe, 28. 10. 2005

20051028api20.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:28. 10. 2005
Zeit:20.30 bis 23.45 MESZ
Ort:Ebenwaldhöhe
Instrument:12" Meade LX200
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:sehr schlecht (5)
Freis. vis. Grenzgroesse:6.0
Temperatur:6 °C
Luftfeuchtigkeit:hoch
Wind:stark aus SE
Bemerkungen:Anfangs grauslich, dann zumindest erträglich
Bericht:

Beobachten ist dieser Tage ein Glücksspiel. Grund dafür ist der Umstand, dass im Flachland jederzeit Hochnebel einfallen kann. Heute herrscht den ganzen Tag über sonniges, freundliches Wetter, so fällt die Entscheidung, am Abend zu beobachten, nicht schwer. Bloss wo, ist die Frage.

Zunächst dürfte die Sofienalpe eine gangbare Alternative sein. Doch kaum dort oben angekommen, breitet sich von Süden der Hochnebel aus. Wolfgang Valentin, Roland, zwei weitere erwartungsvolel Beobachter und ich beraten auf der Sofienalpe kurz, was tun, und wir beschliessen, auf die Ebenwaldhöhe zu fahren. So findet Otto wenig später den Platz verwaist vor.

Auf der Fahrt dorthin strahlt Mars vom Himmel. Es scheint eine gute Entscheidung zu sein, von Hochnebel ist schon bei Altlengbach nichts zu sehen. Nach der Klammhöhe, in Hainfeld, liegt wieder Nebel über dem Tal. Die Straße auf die Ebenwaldhöhe ist frei, doch auf der letzten Lichtung vor dem letzten Waldstück liegen Nebelschwaden. Eine seltsame Situation. Auf dem Parkplatz empfangen uns grausliche Bedingungen: Heftiger Wind aus Südost reisst immer wieder kalt-feuchte Nebelschwaden über das Plateau, über dem Hochstaff eine mächtige Stauwolke, ebenso am Hügelkamm hinter uns. Nach einigen Minuten bauen wir doch auf. Die Durchsicht dürfte gut sein, und vielleicht legt sich der Wind.

Ein Blick durchs Fernrohr ist ernüchternd. Der heftige Wind sorgt für miserables Seeing, Mars wird abgehakt, ist kein Thema mehr. Schade, eigentlich wollten wir vor allem ihn beobachten. Deep Sky geht nur mit schwacher Vergrößerung, Weitwinkelokularen, die wir auch bereitwillig testen. Heute testen wir ein 27mm Panoptic, kein schlechtes Okular, vergleichbar mit dem 30mm Pentax XW und etwas kleiner als dieses, aber das Pentax zeigt doch leichte Vorteile bei Randschärfe und Kontrast.

Etwas später dreht der Wind auf Osten, wird trockener, wenigstens weicht der Nebel und der Himmel wird recht gut. 6mag sind allemal drin, leider begleitet von heftigem Wind. Wir machen uns auf eine visuelle Deep Sky Tour.

Da sind zunächst die Klassiker des Sommerhimmels, die sich im Westen verabschieden. Bei den Kugelsternhaufen M13 und M92 ist leider keine starke Vergrößerung möglich, Wind und vor allem Seeing verhindern das. Aber sie sind auch im 40mm Pentax und vor allem im 30mm Pentax XW (Roland hat nach den hervorragenden Tests eines erstanden) sehr schön. Auch M27 und M57 sind allemal einen Blick wert.

Die feinen Nebel im Schwan sind auch sehr schön. Der Cirrus-Nebel wirkt heute schon ohne Filter enorm kontrastreich, toll wird der Anblick im 40mm Pentax mit O-III-Filter, vor allem bei NGC 6992, dem reicher strukturierten Teil. Und auch der Crescent-Nebel NGC 6888 ist heute sehr, sehr deutlich. Eine Wucht ist der Nordamerikanebel NGC 7000 in Wolfgangs 6" f/8 Zeiss-Refraktor, der auf f/6 verkürzt wird, mit dem 31mm Nagler Typ V und O-III-Filter. In einem Gesichtsfeld stehen Nordamerika- und Pelikannebel und heben sich ganz klar vom Hintergrund ab.

Ähnich spektakulär geht es dann, allerdings ohne O-III-Filter, bei M31 weiter. In Wolfgangs Refraktor steht der große Nebel bildfüllend im Gesichtsfeld, mit beiden Begleitern und jeder Menge an Details. In meinem 12" bekomme ich nur die Kernregion und M32 auf einmal ins Feld, doch auch dieser Anblick besticht.

Noch so ein "Großfeldklassiker" ist natürlich h+chi Persei, in Worten kaum zu beschreiben. Beim nahe gelegenen Californianebel muss ich am 12" allerdings passen, der ist zu groß und zu kontrastarm. Ein absoluter Hit in Wolfgangs Refraktor sind die Pleiaden. Sie passen in der f/6 Konfiguration leicht ins Gesichtsfeld.

Ich wage mich noch an ein paar andere Objekte; obwohl sehr tief stehend, ist der Hellix-Nebel NGC 7293 sehr deutlich (40mm Pentax + O-III-Filter). Die Galaxie M74 zeigt visuell die Andeutung einer Spiralstruktur. M37 ist einmal mehr ein sehr schöner offener Sternhaufen.

Doch irgendwie fehlt das letzte Quäntchen an Motivation, so bauen Roland und ich schon vor Mitternacht ab. Wolfgang harrt noch etwas aus - länger, als geplant. Auf dem Weg nach Wien kommen mir nach Kleinzell drei Autos entgegen. Discobesucher, denke ich. Was ich nicht ahnen kann: Sie hatten vor mehr als zwei Stunden unsere Hotline angerufen und sich nach der Ebenwaldhöhe erkundigt, sind jetzt auf dem Weg dorthin. Gegen 0.30 Uhr treffen sie ein, Wolfgang erklärt ihnen 2.30 Uhr den Himmel und zeigt ihnen bereitwillig die schönsten Objekte. Danke! Die Wetterbedingungen auf der Ebenwaldhöhe bessern sich jetzt auch; der Wind läßt nach und es bleibt trocken.

Kein Marsfoto heute, überhaupt kein Foto (für "Stimmungsbilder" war es schon zu dunkel), aber viele schöne visuelle Eindrücke.