Beobachtung

Edlach/Rax, 31. 10. 2005

20051031sfl20.html

Beobachter:Thomas Schröfl
Datum:31. 10. 2005
Zeit:20.45 bis 22.00 MEZ
Ort:Edlach/Rax
Geogr. Länge:47 41 21
Geogr. Breite:15 48 11
Seehöhe:600
System:
Instrument:freisichtig, NexStar 11 GPS, Pentax 75 SDHF
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:sehr gut (1)
Seeing:schlecht (4)
Freis. vis. Grenzgroesse:6.0
Temperatur:13 °C
Luftfeuchtigkeit:60
Wind:maessig aus S
Bemerkungen:Föhnwind aus Süden, daher auch sehr recht schlechtes Seeing

Bericht:

Heute steht mir ein ganz ungewöhnlicher Sternabend bevor, denn wir haben einen sterneninteressierten Gast in Edlach, der berufsbedingt als pensionierter Priester eine besondere Affinität zum Himmel hat, und sich natürlich die Gelegenheit nicht entgehen lassen will auch einmal durch Fernrohre zu seinem beruflichen Betätigungsfeld aufzublicken. Und nicht zu vergessen meine Tochter Mariella, die ein solches Ereignis zur Befriedigung ihrer kindlichen Neugier nicht auslassen kann. Zunächst gibt es mit dem Laserpointer Orientierungshilfe am Himmel mit Mars als Anfang und der Erklärung, daß dieser helle "Stern" kein Stern ist und warum er nur rund alle zwei Jahre so hell ist. Weil in räumlicher Nähe gilt unser nächster Blick den Plejaden. Bei der heute extrem guten Durchsicht lassen sie sich freisichtig mit indirektem Sehen so gut auflösen wie nur sehr selten im Laufe eines Jahres; ich meine zehn Sterne zählen zu können. Mariella, geb. am 12.4., will unbedingt das Sternbild Widder sehen, aber die Enttäuschung ist vorprogrammiert, denn der Widder ist halt doch sehr unscheinbar. Über Andromeda, wo das freisichtige Erkennen von M31 mir vorbehalten bleibt, geht es weiter zur Cassiopeia und über Perseus zu Polaris und Ursa Minor, bei der heutigen Durchsicht auch für Ungeübte recht leicht erkennbar. Wie immer nutze ich die Sterne in Ursa Minor zur Bestimmung der freisichtigen Grenzgröße, die ich bei den heutigen Bedingungen mit mindestens 6.0mag schätzen würde (mit Astrobrille + siehe meinen Bericht vom 29.10. + wohl sicher 6,5mag). Heute führt uns Polaris zu Ursa Minor, denn der große Wagen steht nur knapp über dem Horizont, Alkaid und Phecda sind bereits vom Schneeberg bzw. dem davor stehenden Berg namens Feuchter verdeckt. Den Abschluß der freisichtigen Orientierungstour bildet da schon recht tief im Westen stehende Sommerdreieck. Vega und Altair stehen gerade noch über bzw. neben den Bäumen meines Nachbars.

Dann übersiedeln wir in die Kuppel, wo das C11 mit dem Pentax huckepack darauf wartet in Aktion zu treten. Übrigens hat mich vorgestern wieder einmal die Elektronik gequält. Der Horizontalschalter im rechten Gabelarm hat zwar beim Nivellieren wie er soll geklickt, aber ganz offensichtlich keinen Schaltimpuls gegeben, mit dem Effekt, daß der Tubus beim Initialisieren unaufhörlich durch die Gabel rotiert. Lustig zum Zusehen, vor allem wenn hinten zuviel Zubehör drauf ist und an der Basis zu streifen droht. Also tagsüber wieder einmal Bastelstunde: Verkleidungen runter, Schalter demontiert und wieder montiert, alle Kabelverbindungen geprüft und gereinigt usw. Hilfreich dabei die Yahoo-Group, denn bisher hatte ich immer das Glück, daß schon ein anderer vor mir eine der Fehlfunktionen hatte und Mike Swanson (Buchautor und Guru was NexStar-Teleskope betrifft) hat immer einen guten Rat bei der Hand, der auch noch jedesmal zum Erfolg geführt hat.

Unser erster Blick gilt Mars, aber wie schon zuletzt sind auf der Oberfläche nicht wirklich Details zu erkennen, das verhindert der starke Föhn. Die Polkappe ist mehr zu ahnen als zu sehen; mehr ist einfach nicht drin.

Entschädigt werden wir durch die Plejaden. Im weiten Gesichtsfeld ein herrlicher Eindruck, wie diese hell strahlende Sterngruppe aus dem tiefschwarzen Umfeld hervortritt. Das wesentlich kleinere Gesichtsfeld des C11 kann zwar diesen Eindruck nicht wiedergeben, aber dafür ist das leichte Glimmen der Reflexionsnebel zu sehen.

Von den Plejaden wandern wir weiter zum offenen Sternhaufen M38, der bei 80x + heute ist sowieso nicht mehr drin + prachtvoll zu Geltung kommt und auch bei unerfahrenen Beobachtern einen Eindruck hinterläßt.

Wir wandern weiter in den Perseus zum Doppelsternhaufen h+chi, natürlich auch ein Pflichtobjekt, wenn eine Himmelsführung am Programm steht.

Dann schwenken wir nach NW in das schon tief stehende Sommerdreieck, wo sich Epsilon Lyr hervorragend zur Demonstration eines Doppelsterns eignet, denn rd. 3,5 Bogenminuten Separation bereiten auch Anfängern keinerlei Schwierigkeit. An eine Trennung in die Komponenten 1a und 1b bzw 2a und 2b will ich beim heutigen Seeing nicht einmal denken.

M39 bietet nochmals den Anblick eines strahlenden offenen Sterhaufens, bevor wir uns zum Abschluß M31 zuwenden. Während das C11 bedingt durch sein begrenztes Gesichtsfeld nur die helle Kernregion zeigt, ist heute der Blick durch den Pentax mit nur 25x eine Wucht sondersgleichen. Da sieht man was eine gute Durchsicht und dunkler Himmel ausmachen. Öffnung ist da nur mehr sekundär. Die Galaxie füllt das gesamte Bildfeld von rd. 2,5 Grad aus. Nachdem meine Mitbeobachter ihre Neugier befriedigt haben, nehme ich mir genüßlich Zeit zum Schauen, denn wer weiß schon wann es wieder solche Bedingungen gibt. Nicht nur daß die markanten Staubbänder deutlich hervorspringen, was sich außerhalb der Kernregion an feiner Zeichnung und Strukturen bietet, könnte alleine eine ganze Beobachtungsnacht füllen. Bei nächster Gelegenheit werde ich nicht umhin können der Andromedagalaxie auch fotografisch zu Leibe zu rücken. Auch wenn schon zig-tausende sehr gute Bilder von diesem Objekt existieren, der Ehrgeiz es auch selbst halbwegs herzeigbar zu schaffen ist einfach nicht zu bändigen.

Einmal mehr habe ich aus diesem Abend gelernt Kindern und Gelegenheitsbeobachtern einfach zu beobachtende Objekte zu zeigen, die ohne Erfahrung und Praxis im astronomischen Sehen visuell sofort etwas hergeben und wo man nicht lange erklären muß, was da eigentlich zu sehen ist was der andere sowieso nicht sieht. Das spart Frust und bringt allen Beteiligten ein rasches Erfolgserlebnis und nachhaltige Eindrücke.