In den Osterferien machte ich nach vielen Jahren wiedereinmal einen Kurzurlaub in London. Nachdem ich das letzte Mal vor meiner "astronomischen Zeit" dort war, hatte ich diesmal eine für mich neue Sehenswürdigkeit auf dem Programm: Greenwich Observatory, der Ort des Nullmeridians. Die Dockland Light Railway führt vom Stadtzentrum nach Greenwich hinaus, vorbei an den beeindruckenden Neubauten der Docklands. Hier ist in den letzten Jahren ein völlig neues Stadtviertel entstanden. In Greenwich angekommen führte mich der Weg vorbei an der Cutty Sark zum Park des Royal Greenwich Observatory.
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Auf dem Hügel angekommen, genießt man eine herrliche Aussicht. Am Fuß den Hügels liegt das National Maritime Museum.
Blick auf das National Maritime Museum
Bevor man das Observatorium betreten darf, muss man sich zuerst eine Eintrittskarte holen. Ja, holen, nicht kaufen, denn er Eintritt ist gratis. Da die Betreiber des Observatoriums aber vom Staat unterstützt werden, müssen sie die Zahl der Besucher nachweisen. Daher gratis aber mit Eintrittskarte. Neben dem Tor ist die Sheperd gate clock angebracht, eine 24-Stunden Uhr aus dem Jahr 1852. Es war die erste Uhr, welche Greenwich Meridian Time für die Öffentlichkeit anzeigte.
Gratis aber mit Eintrittskarte
24 Stunden Uhr und englische Maße aus dem Jahr 1852
Im sogenannten Flamsteed House, das 1675 für den Astronom John Flamsteed gebaut wurde, kann man die Wohnräume und den Prunkraum für vornehme Besucher besichtigen. Dieser achteckige Raum im ersten Stock wurde von dem berühmten Architekten Sir Christopher Wren (dem Erbauer der St. Paul's Cathedral) entworfen und diente hauptsächlich dazu, hochgestellten Personen ein bisschen Astronomie vorzuführen. Für wissenschaftliche Beobachtung war er nicht geeignet.
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Auf dem Turm des Gebäudes befindet sich eine rote Kugel, die von weitem zu sehen ist. Sie wird täglich um 12.55 auf halbe Höhe aufgezogen. Um 12.58 wird sie ganz hinaufgezogen und um punkt 13.00 Uhr fällt sie wieder herunter. Dieses Signal zeigte den Schiffen auf der Themse die genaue Zeit an.
Der Time Ball als Zeitsignal
Im eigentlichen Observatorium, das immer wieder angebaut und ausgebaut wurde, sind die verschiedenen Transitinstrumente aus dem 18. und 19. Jhd. zu sehen. Erst das letzte von vier Transitinstrumenten, das 1850 von Sir George Biddell Airy gebaut wurde, definiert den heute gültigen Nullmeridian. Leider ist nicht nur das Fotografieren im Gebäude verboten, es ist auch ziemlich unmöglich, die in kleinen Räumen eingebauten Instrumente gut abzubilden. In der großen Kuppel dann das Prunkstück - der 28 inch Refraktor, gebaut 1893 von Sir Howard Grubb in Dublin. Gewissermaßen ein Bruder des großen Refraktors der Universitätssternwarte in Wien. Die äquatoriale Montierung von Ransomes und Sims aus Ipswich stammt von einem früheren Instrument.
Der 28 inch Grubb Refraktor (Bild: National Maritime Museum)
Der Ort, an dem sich die Touristen drängen, ist natürlich der am Gebäude und im Boden deutlich sichtbar angebrachte Nullmeridian.
Länge: 0° 0' 0"
Der Nullmeridian - dort wo die Menschenschlange steht!
Nach einer ausgiebigen Runde durch den gut bestückten Souvenierladen gönnte ich mir noch eine kleine Stärkung. Man bekommt ja nicht überall ein ehrliches Würstchen!.
Stärkung beim "Ehrlichen Würstchen".
Weitere Informationen über Greenwich Observatory findet man auf der Internetseite des National Maritime Museum
Text und Fotos (außer Refraktor): Anneliese Haika