Die Sternenschaumaschine

Wiener Ferienspiel, 27. Dezember 2006, Cobenzl

Sterne über Wien ...

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Orion geht über dem nächtlichen Wien auf

Zum ersten Mal seit dem 6. Jänner 2004 (!) kann ein Sternabend beim Winterferienspiel programmgemäß stattfinden. Es hat unsere Partner bei der Aktion "Astronomie in Wien" vom Planetarium und der Kuffner-Sternwarte einiges an Überredung gekostet, uns, die WAA, wieder zu einer Teilnahme am Winterferienspiel zu bewegen. Dabei liegt der Vorteil ja auf der Hand: Wann, wenn nicht in den Weihnachtsferien mit der früh einsetzenden Dunkelheit, gibt es eine bessere Gelegenheit, Kindern den Sternenhimmel zu zeigen? Doch die Unsicherheit liegt im Wetter, das um diese Jahreszeit meist nur zwei Alternativen kennt: Wolken (und Niederschlag) bei Schlechtwetter oder Hochnebel bei an sich schönem Wetter. Und so sahen auch die Prognosen aus, doch es sollte anders kommen, und uns seit langem wieder einmal ein schöner Wintersternabend beschert sein.

Unser erster Termin in diesem Winterferienspiel findet auf dem Cobenzl statt, eine Art Heimspiel, wir kennen denPlatz mit seinen Vor- und Nachteilen gut. Gegenüber früheren Ferienspielen haben wir eines geändert: Die Teilnahme ist nur mit Anmeldung möglich. Das ermöglicht uns eine viel bessere Planung. Wir wissen in etwa, wie viele Fernrohre wir brauchen werden, und ein unerwarteter Ansturm mit langen Wartezeiten in der Kälte wird vermieden.


Informationen zum Sternenhimmel ...


... und zur "Sternenschaumaschine"

Der Titel unserer Station heuer lautet "Die Sternenschaumaschine", in Ergänzung zum Planetarium, das als "die Sternenmachmaschine" vorgestellt wird. Es geht heuer ums Fernrohr selbst. Wir erklären den Kindern, was ein Fernrohr kann (und was es nicht kann), wie es funktioniert und was man damit sehen kann. Dass man Mond und Planeten vergrößern kann, Sterne aber nicht; dass die Sterne aber im Fernrohr heller erscheinen und wir mehr Sterne sehen können, als ohne Fernrohr. Dass man umso mehr Sterne sieht, je größer das Fernrohr ist.

Dazu haben wir eine Flotte von Teleskopen unterschiedlicher Größe mitgebracht. Alle nach Dobson-Bauart, denn die Kinder sollen die Instrumente ruhig angreifen können, auch die ganz großen. Wenn der Mond oder ein Stern nicht mehr zu sehen ist, dürfen die Kinder selbst versuchen, ihn wieder "einzufangen". Natürlich helfen wir dabei, denn so einfach ist das am Anfang auch nicht.


Klein anfangen mit einem 7,6cm Dobson, ...


Auch hier sind "huckepack" zwei kleinere Fernrohre montiert


Dann schon zu einem größeren Instrument


Zum Schluß dann zur ganz großen "Sternenschaumaschine"

Wir beginnen mit einem Blick zum Mond, der heute ganz prächtig am Himmel steht. Das ruhige Winterwetter lässt uns die Mondlandschaft besonders klar erkennen.

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Wer zum ersten Mal durch ein Fernrohr schaut, sollte unbedingt mit dem Mond beginnen. Begeisterung ist garantiert!

Die Kinder beginnen mit dem kleinsten Fernrohr. Es ist ein ganz normales Kaufhausteleskop, allerdings mit einer von uns gebastelten, stabileren Montierung. Ein Fernrohr unter 100 Euro, ideal für Kinderhände. Unfassbar, dass im Handel auch mit schwer verständlicher Elektronik vollgestopfte Instrumente für Kinder empfohlen werden; das nimmt die Freude an der Astronomie schon im Anfangsstadium. Junge Menschen sind Forscher von Natur aus und wollen - und sollen! - alles selbst erleben und sich nicht ihren Weg zu den Sternen von einem Computer vorgeben lassen. Solche Instrumente sind ausschließlich für Fortgeschrittene.

Dann geht es, der Größe nach, weiter, bis zum großen 45cm-Spiegelteleskop. Die interessante Erkenntnis beim Betrachten des Mondes ist: So gross ist der Unterschied vom kleinsten zum größten Fernrohr gar nicht. Das gilt aber nur für die Betrachtung des Mondes. Bei schwächeren Objekten wird das schon etwas anders. So schwenken wir auf einen hellen Stern, Capella im Sternbild Fuhrmann. Und hier sehen wir zum ersten Mal deutlich, dass der Stern immer heller wird, je größer das Fernrohr ist. Und wir erkennen immer mehr Sterne, die wir mit freiem Auge, ohne Fernrohr, gar nicht sehen würden.

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Hoch über Wien blicken wir zu den Sternen

Der Himmel ist, trotz leichtem Dunstes, sehr klar. Aber es ist auch kalt. Bitte, unbedingt auf geeignete Kleidung achten! Wir sind bei dieser Station zwei Stunden lang im Freien und machen nicht allzu viel Bewegung. Einmummen wie zum Schifahren oder Rodeln ist die Devise! Der Frost beschert uns auch unsere eigenen Sterne!


Echte Sterne: Der Stier mit Pleiaden und Hyaden


Fantasiesterne in unserem Infozelt: Eiskristalle!

Während am Himmel echte Sterne leuchten und wir die schönsten Wintersternbilder erkennen können, funkeln vom Himmel unseres blauen Infozeltes ganz andere Sterne: Eiskristalle haben einen künstlichen Sternenhimmel gebildet, und jeder kann seine eigenen Sternbilder benennen. Bis wir das Zelt abbauen, dann verschwinden diese Sterne für immer.

Wer will, kann auch ein eigenes Fernrohr mitbrigen, wir erklären die ersten Schritte (ausgenommen Computersteuerung, denn dafür würden wir eine Person den ganzen Abend und länger abstellen müssen, dafür gibt es bei uns Spezialseminare). Schon am ersten Abend sieht eine junge Sternfreundin zum ersten Mal den Mond durchs eigene Fernrohr.


Junge Sternfreundin mit eigenem Teleskop


Ein Astronomiespielplatz!

Eine Station mit Dobsons, ein Astronomiespielplatz. So entsteht Freude am Sternenhimmel und am Beobachten. Mit einer gehörigen Portion Wetterglück konnte das heurige Winterferienspiel "Die Sternenschaumaschine" sehr erfolgreich starten. Hoffen wir, dass es so weitergeht.

Text und Fotos: Alexander Pikhard