Tiefer Mond und Jupiter

Wien 12, 12. 02. 2007

20070212api06.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:12. 02. 2007
Zeit:06.15 bis 07.00 MEZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D mit 80-300mm Tele
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Seeing:schlecht (4)
Temperatur:5 °C
Wind:kein
Bemerkungen:Einige wenige tiefe Wolken
Bericht:

Ein verschlafener Blick aus dem Fenster läßt mich an diesem klaren Morgen sehr rasch sehr munter werden. Der abnehmende Mond und Jupiter stehen am Morgenhimmel, aber wie! Der Mond steht unglaublich tief unter dem Riesenplaneten, und eine Kontrolle mit Starry Night ergibt eine Deklination von -28° 33' - das ist 5° südlich der Ekliptik, also eigentlich das Maximum, wenn man bedenkt, dass die äquatoriale Horizontalparallaxe den tief stehenden Mond ja um fast ein Grad hebt. Sogar Antares steht deutlich nördlich des Mondes!


Jupiter (links oben), Mond und Antares (rechts) im Süden

Trotz noch recht dicker Sichel ist das aschgraue Mondlicht nicht zu übersehen - es ist beim abnehmenden Mond auch deutlicher, weil die Osthälfte des Mondes einfach von der Albedo her heller ist als die Westhälfte mit den größeren Meeren.


Tolles aschgraues Mondlicht - und knapp nach der Bedeckung von HIP 81992 (5,96mag);
man erkennt den schwachen Stern deutlich rechts vom dunklen Mondrand.

Das Seeing ist schlecht, dennoch ein Blick - und ein Foto - durchs Fernrohr in dieser ungewöhnlichen Phase.


Der abnehmende Mond, ein seltener Anblick. Vor allem Sinus Iridum
ist in dieser Beleuchtung sehr ungewöhnlich.

Es ist gar nicht trivial, den abnehmenden Mond gut zu belichten. Der Rand ist extrem hell, der Rest aber - vor allem der Oceanus Procellarum, das größte Mondmeer - sehr dunkel. Da sind einige Tricks in der Nachbearbeitung erforderlich, um einerseits den hellen Rand nicht zu hell werden zu lassen, andererseits die Strukturen am Terminator nicht zu sehr abzudunkeln. Erstaunlich sind Kepler und Aristarch in dieser Phase, aber den ungewöhnlichsten Anblick bietet der Sinus Iridum mit dem Juragebirge, bei zunehmendem Mond der berühmte Henkel, jetzt wie ein großer, flacher Krater.

Jupiter kulminiert so gut wie und steht so hoch, wie er heuer stehen kann. Leider gar nicht hoch. Mit dem 300mm Tele ein Blick auf die Monde.


Die Jupitermonde im 300mm Tele, dessen optische Leistung nicht überragend ist.
V.l.n.r. Callisto, Ganymed, Io, dann Jupiter, dann Europa. Zwei Sterne sind auch noch
mit auf dem Bild. Links oben HIP 83224 (7,34mag), rechts oben HIP 82822 (6,59mag).

Ein Blick durchs Fernrohr: Lausiges Seeing. Dennoch möchte ich mit einem Webcambild die Saison eröffnen.


Jupiter und Europa. 12" XL-200 bei f/10 (F=3m), ca. 500 Frames, IR Passfilter.

Das kann, wenn das Seeing passt, eine interessante Jupitersaison werden. Das NEB (unten) ist ziemlich gestört, das EB deutlich, in der STrZ gibt es auch Unregelmäßigkeiten. Auch die gemäßigten Breiten zeigen sich strukturiert. Schade, dass Jupiter so tief steht. Auf dem Planeten ist wieder einiges los, und es sieht ganz anders aus, als vor einem Jahr.

So, jetzt aber ab in die Arbeit!