Astropraxis

Sofienalpe, 17. Juni 2007

Nach dem dritten Workshop unserer heurigen Reihe "Easy Pictures", in dem Dr. Thomas Schröfl und Gerald Wechselberger in die Geheimnisse der Astrofotografie mit DSLR einweihen (eine hochtechnische Wissenschaft) bleiben nur wenige zur Astropraxis, trotz anfangs wolkenlosem Himmels.

Es ist Hochsommer vor Sommerbeginn ...


Hochsommer vor Sommerbeginn

Als Bernhard, Roland und ich aufbauen, steht die Sonne noch hoch, es ist ein heißer Sommerabend. Bald sind Venus und Mond am hellen Himmel erspäht und unsere Aktivitäten locken viele unerwartete Gäste an.


Unser Aufbau in der Abendsonne ...


... lockt viele Spaziergänger an


Familien ...


... und eine ganze Schulklasse

Es ist ein Astronomietag hier und unsere willkommenen Gäste kommen aus dem Staunen nicht heraus.


Roland erklärt den Kindern, wie man Winkel am Himmel schätzt

Die Venus ist schon bei Tag ein viel bestauntes Ziel. Merkur schaffen wir nicht mehr.


Venus, 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Philips SPC 900, IR Passfilter, ca. 150 Frames

Die Sonne geht unter ...

... und mit der untergehenden Sonne kommen die Cirren. Die erste Wendung an einem noch sehr abwechslungsreichen Abend. Die Cirren bewegen sich auf Mond und Venus zu.


Mond und Venus, darunter eine zarte Farbenpracht

Rasch ein Blick zum Mond.


Mond, 12" LX-200 bei f/10 (F=3m); Canon EOS 350D, Mosaik aus zwei Aufnahmen (1/50s bei 200 ISO)

Jetzt holen die Cirren die beiden hellen Abendgestirne ein.


Mond und Venus, jetzt in den Cirren

Die Dämmerung wird jedenfalls immer farbenprächtiger.

Ein paar tolle Sachen gehen aber noch. Die erste Passage eines Iridium-Flares und vor allem der ISS ist eine besondere Attraktion. Roland führt den Dobson der ISS nach, und im huckepack montieren kleinen 8" Newton können an die 15 Personen einen Blick durchs Fernrohr zur Raumstation werfen. Der Anblick ist in der Tat überwältigend und im Gegensatz zu den Webcam-Bildern, die man immer sieht, farbig! Die beiden riesigen Sonnensegel erscheinen deutlich rötlich. An ihnen hängt der silbrig-weiße Zentralbereich der ISS und deutlich konnte man auch das angedockte Space Shuttle erkennen. Toll! Nur ein Foto war auf die schnelle natürlich nicht möglich.

Die Cirren werden stärker, Jupiter verschwindet, wir denken an Abbau. Da läutet das Telefon. Es ist Wolfgang Vollmann. Er sieht vom Bisamberg aus -- NLCs! An der von ihm angegebenen Position kann ich nichts sehen, weil die Bäume die Sicht nach Norden verdecken. Rasch fahre ich mit dem Auto ein paar hundert Meter Richtung Mostalm, auf eine Anhöhe. Und da sind sie!


NLCs in voller Pracht von der Sofienalpe

Ich hätte das ganze mit freiem Auge falsch interpretiert. Die dunklen Teile als tiefe Cirren, die hellen als Dämmerung. Doch das Foto zeigt ein ganz anderes Bild: Hinter den dunklen Cirren steht ein weit verzweigtes Netzwerk aus hellblauen NLCs, wie aus dem Bilderbuch. Zum ersten Mal sehe ich sie, und dann gleich so eine prachtvolle Erscheinung. Toll!

Auch die anderen Cirren werden wieder durchsichtiger.


Mond und Venus werden wieder klarer. Ein seltsam berührendes Stimmungsbild.

Zurück auf dem "unteren", offiziellen Beobachtungsplatz, empfängt mich die Ekliptik. Wie das geht? Ganz einfach:


Die Ekliptik: Regulus, Saturn, Venus (mit Wölkchen) und Mond. Drei Tageswege des Mondes.

Unglaublich. Da stehen sie in gleichem Abstand: Mond, Venus, Saturn und Regulus. Die beiden Planeten und der helle Stern markieren drei Tageswege des Mondes. Morgen, etwas früher, wird der Mond die Venus bedecken. Ans Abbauen denke ich jetzt nicht mehr.

Noch einmal passiert uns die ISS, aber unspekatkulärer. Dafür ist der helle Flare von Iridium 13 in der Cassiopeia, genau in einem Wolkenloch, umso stimmungsvoller.


Iridum 13, -5 mag, in der Cassiopeia

Im Süden kommt Jupiter wieder heraus aus den Cirren.


Jupiter mit Schlangenträger, Skorpion und Waage

Na wer sagt's denn. Da montiere ich doch glatt noch einmal die Webcam. Das Seeing ist nicht optimal, aber ausreichend.


Jupiter, 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Philips SPC 900, IR Sperrfilter. 120 von 600 Frames.
Deutlich der neue rote Fleck "Red Junior". System I = 223°, System II = 292°.

Jupiter zeigt sich immer weißer, vom SEB ist nichts mehr zu sehen, dafür ist der neue Rote Fleck "Red Junior" sehr deutlich - und auch sehr groß. Ein spannender Planet.

Sogar ein paar Deep Sky Blicke gehen noch. M3, M13, M57, ganz passabel. Zufrieden baue ich ab.

Wir haben uns, etwas verunsichert durch zahlreiche kleinere und größere Vorfälle der letzten Zeit, noch einmal bei den Besitzern des Hotels Sofienalpe abgesichert, dass wir die Wiese wirklich zum Beobachten benützen dürfen. Auch wenn manche das Gegenteil behaupten. Das hat Hand und Fuss.

Das war sicher mit ein Grund, dass es heute, trotz der Cirren, ein sehr entspannter Abend war. Und vor allem, ein ruhiger und beschaulicher. So soll es sein. So soll es bleiben.