Bedeckungen durch den Mond 2007

Rückblick auf ein sehr abwechslungsreiches Jahr


Venusbedeckung am 18. Juni, Austritt, Foto Michael Karrer

Wer gerne Bedeckungen durch den Mond beobachtet, kam im Jahr 2007 voll auf seine Rechnung; neben den "üblichen" Bedeckungen von Sternen dritter Größe und schwächer ereigneten sich nicht weniger als fünf Bedeckungen der Pleiaden, vier Bedeckungen heller Planeten (einmal Venus, einmal Mars und gleich zweimal Saturn) sowie drei Bedeckungen des hellen Sterns Regulus im Löwen. Nicht immer spielte das Wetter mit, aber von den 12 besonderen Bedeckungen wurden immerhin 9 beobachtet. Hier eine Zusammenfassung aller Beobachtungsberichte.

Pleiaden, 27. Jänner

"Sinnlos, hier irgendwo hinzufahren. Überall die gleiche Lotterie. Der Himmel wird schwarz. Graupelschauer gehen nieder. Binnen Sekunden hat sich eine drei Zentimeter dicke Schneedecke gebildet. Gut, dass ich nirgendwo hingefahren bin. Der Schnee hört auf. Ein Wolkenloch." (Alexander Pikhard). So lässt sich diese erste Bedeckung in diesem Jahr - in einem in Wien ansonsten schneelosen Winter - charakterisieren.

Pleiaden, 24. Februar

"Ein milder, aber niederschlagsreicher Februar mit wenigen brauchbaren Nächten. Wie leicht zu erkennen ist, stammen die Berichte in diesem Monat praktisch von fünf Abenden. Erfreulich: Wenn die Bedingungen passen, wird beobachtet! Wir lassen uns einfach nicht entmutigen ..." (Monatscharakteristik). Der 24. Februar war leider keiner dieser fünf klaren Abende.

Saturn, 2. März

"Saturnbedeckung bei starker Bewölkung aber immer wieder Wolkenlöcher. Visuell konnte ich das Ereignis nicht beobachten. Erst am Computer war zumindest der Austritt zu erkennen. Durch die Bildbearbeitung sind dann doch ein wenig mehr Details sichtbar." (Thomas Steiger). Die erste von vier Planetenbedeckungen ist nicht nur vom Zeitpunkt, sondern auch vom Wetter her grenzwertig.

Saturn, 22. Mai

"Saturn ist verschwunden. Großes Aufatmen. Glück gehabt. Erleichterung und Begeisterung allerorts." (Alexander Pikhard). "Es wird ziemlich knapp! Erst etwa 2 Minuten vor dem Austritt gibt die Wolke den Mond schliesslich doch wieder frei, und wir können auch den Austritt im Bild festhalten." (Georg Zotti). Es war ein Wetterkrimi mit teilweisem Happy End. Aufgrund der günstigen Uhrzeit die am meisten beobachtete Bedeckung in diesem Jahr.

Regulus, 23. Mai

"Auch bei der Regulus-Bedeckung am 23. Mai war das Wetter nicht ganz ungetrübt, immer wieder zogen Cirren durch, welche sich jedoch zu meiner Überraschung kaum bemerkbar machten. So hob sich Regulus meist einwandfrei vom Taghimmel ab, wodurch sein Eintritt nahe dem Mondsüdpol (4° von der beleuchteten Spitze entfernt) leicht erfassbar war." (Thomas Weiland). Eine Bedeckung bei Tag, gut beobachtbar.

Venus, 18. Juni

"Wunderschön zeigte sich die helle kleine Venussichel neben der blassen grossen Mondsichel am hellen blauen Taghimmel! Es war auch gut zu erkennen, dass die Phasen von Venus und Mond nicht gleich waren: 44 Prozent Beleuchtung bei der Venus und nur 15 Prozent beim Mond. Auch die Orientierung der langen Achse der Sicheln war deutlich etwas unterschiedlich!" (Wolfgang Vollmann). Von den Wetterbedingungen die beste der vier Planetenbedeckungen in diesem Jahr. Aufgrund der ungünstigen Uhrzeit unter Tags von der Anzahl der Beobachtungen aber nur Platz zwei.

Nach den letzten beiden Bedeckungen von Saturn und Venus scheint der Hype ein wenig verflogen zu sein, denn die folgenden Bedeckungen - sie sind mit einer Ausnahme auch weniger spektakulär - werden nicht mehr so intensiv beobachtet. Ein Grund dafür mag sicher auch sein, dass die zweite Jahreshälfte vom Wetter her wesentlich schlechter verläuft als die erste.

Regulus, 17. Juli

Extreme Sommerhitze bei fast 40°C, doch die Regulusbedeckung in den frühen Vormittagsstunden eines Wochentags lockt wohl niemanden aus dem klimatisierten Büro. Vielleicht waren auch Wolken im Spiel, Beobachtungsberichte sind jedenfalls keine eingelangt.

Pleiaden, 7. August

"Die Voraussetzungen waren günstig. Um 01.30 heimgekommen, klarer Himmel und von Müdigkeit noch keine Spur, also Fernrohr raus, Kamera rauf und schon ging's los." (Ronald Köhne).

Regulus, 7. Oktober

"Ich konnte den Eintritt von Regulus [...] beobachten, dann dachte ich mir, jetzt ist es auch schon egal und wartete die halbe Stunde bis zum Austritt. Ich wusste ja noch gar nicht, ob man bei dieser Helligkeit Regulus überhaupt noch sehen kann. Denn in der Zwischenzeit war ein sehr schöner Sonnenaufgang und gegen 8:00 MESZ stand die Sonne schon sehr hoch. Selbst die Mondsichel wurde im Sucher immer schwächer. Aber dann endlich hinter der Mondsichel am gedachten dunklen Rand ein Punkt, Regulus deutlich sichtbar." (Rainer Maringer)

Pleiaden, 28. Oktober

"Die erste Monatshälfte bietet einige gute Beobachtungsnächte bei durchaus gutem herbstlichen Wetter. Ein fast schon routinemäßiger Monat, dessen zweite Hälfte durch eher schlechtes Wetter charakterisiert werden kann." (Monatscharakteristik). Dem Schlechtwetter fällt auch die Pleiadenbedeckung zum Opfer. Der Helligkeitsausbruch des Kometen 17P/Holmes am 24. hätte ihr ohnedies die Schau gestohlen.

Pleiaden, 21. Dezember

"Der Himmel ist voll von rasch ziehenden Cirren, bzw. die meisten dieser Gebilde sind Kondensstreifen. Die Atmosphäre wird feuchter, das stabile Hochdruckgebiet scheint sich langsam zu verabschieden. Doch heute geht es noch, wobei der Mond mit seinem hellen Licht doch erheblich stört. Andererseits: Wir sind ja seinetwegen hier, denn heute werden einige Sterne der Pleiaden bedeckt. [...] Von den Pleiaden ist neben dem hellen Mond nicht viel zu sehen, doch die Bedeckungen der Sterne sind im Fernrohr gut zu verfolgen. Roland erkennt im 18" Dobson sogar bei dieser Phase den dunklen Mondrand! Wir messen die Bedeckungen nicht, wir erfreuen uns nur an ihrem Anblick und erleben so das letzte der Wunder dieser tollen Nacht." (Alexander Pikhard)

Mars, 24. Dezember

"Der Eintritt findet unter dramatischen Bedingungen statt. Immer dichtere Wolken ziehen über Mond und Mars [...] Ich halte den Eintritt auf Video fest. Bedingt durch die Wolken muss ich permanent die Einstellung korrigieren, denn mit Automatik ist bei der SPC 900 nichts zu holen. [...] Nicht einmal 15 Minuten bis zum Austritt. [...] Die Wolken werden immer dichter. Eine etwas dünnere Schicht kommt näher, und in dieser - Austritt! Mars taucht auf. Langsam, schleifend steigt Mars über das Relief des Mondes nahe dem Südpol. Es dauert Minuten, bis Mars ganz aufgetaucht ist. Dann ist er weg. Wie auch der Mond. Wolken. So extrem knapp habe ich noch kein Himmelsereingnis erwischt! Keine Minute später hätte die Bedeckung stattfinden dürfen, das war eng." (Alexander Pikhard)

Zeit, Bilanz zu ziehen. Wir konnten alle vier Planetenbedeckungen sehen, richtig gut war aber nur eine, nämlich die der Venus am 18. Juni. Die Bedeckungen von Saturn und Mars waren mehr oder weniger erfolgreiche Wolkenschiebereinen, zu denen eine gehörige Portion Glück gehörte. Alle drei Bedeckungen des Regulus waren zu sehen, auch wenn alle drei bei Tag stattfanden und nicht alle beobachtet wurden. Drei von fünf Pleidadenbedeckungen waren zu beobachten, wenngleich sie in diesem Jahr aufgrund der Lage der Mondbahn nicht allzu spektakulär waren; Bedeckungen von Alcyone etwa blieben heuer aus.

Die Zahl der Beobachtungsberichte korreliert primär mit der Uhrzeit; zu günstiger Stunde wird eher beobachtet als zur Unzeit, etwa in den frühen Morgenstunden eines Werktags. Eines steht aber auch fest: Es haben wesentlich mehr Mitglieder und Freunde beobachtet, als Berichte eingegangen sind. Das ist schade. Eine astronomische Gemeinschaft lebt auch von der gemeinschaftlichen Nachlese, daher meine eindringliche Bitte: Schreibt Berichte!

Alexander Pikhard

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