Deep Sky-Abend

Gaming und Grubberg, NÖ, 03. 12. 2008

20081203api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:03. 12. 2008
Zeit:19:00 bis 22:00 Uhr MEZ
Ort:Gaming und Grubberg, NÖ
Instrument:6" Skywatcher Refraktor, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Scheinbare visuelle Grenzgröße: 6,5 mag (M33!)
Wind:kein
Temperatur:-2°C
Feuchtigkeit:hoch
Sonstige Bedingungen:Sehr klar
Bericht:

Es verschlägt mich berufsbedingt nach Kienberg, ich nächtige in der Kartause Gaming (nein, ich bin nicht in einen Orden eingetreten, die Kartause ist jetzt ein Hotel). Das hat nicht nur den Vorteil, dass ich am Freitag nicht mehr weit nach Mariazell habe, sondern auch heute Abend nicht unter der Hochnebeldecke des Flachlands sitzen muss, sondern einen sehr schönen, glasklaren Abend genießen kann. Er beginnt mit einer kitschigen Vorstellung von Mond, Venus und Jupiter.


Mond, Venus und Jupiter über der Kartause Gaming


Mond mit aschgrauem Licht über der Kartause


Venus und Jupiter hinter dürren Ästen

Für die Starparty habe ich den "kleinen" Skywatcher Refraktor mitgenommen; um ehrlich zu sein, ich rechne nicht mit Schönwetter an diesem Wochenende, dazu sind die Prognosen zu schlecht, doch ich spekulierte mit dem heutigen Abend, der schon gestern in den Wettermodellen verheissungsvoll erschien.

Da das Tal doch etwas nebelanfällig ist, beschließe ich, auf den nahen Grubberg zwischen Gaming und Lunz am See zu fahren. Dort sollte sich ein Plätzchen finden und tut es auch. Sicher, es gäbe dunklere Orte weiter abseits einer stark befahrenen Straße, doch ich halte mich an meine eigenen Regeln: Im Winter, bei Minusgraden, nicht ganz einsam beobachten. So wähle ich ein zugeschneites Feld nahe einem Gasthaus. Sollte ich eine Panne haben, ist hier vielleicht doch wer; der Handyempfang ist in dieser Gegend nämlich auch lausig.

Brrr, kalt. Es hat zwar nur -2°C und es geht kein Wind, aber es ist doch eine Weile her, seit ich zum letzten Mal bei Minusgraden beobachtet habe. Die Feuchtigkeit ist auch nicht ohne, dauernd bildet sich überall eine feine Eisschicht.

Erstes Ziel ist der Mond, der bald hinter dem nahen Wald verschwinden wird.


Mond, kurz belichtet, bei bescheidenem Seeing


Länger belichtet, mit aschgrauem Mondlicht


Der Mond versinkt ...


... hinter den verschneiten Wipfeln ...


... des nahen Waldes.


Weg ist er.

So, der Mond ist weg, und der Himmel so richtig dunkel. Wow. Ein Test am Kleinen Wagen ergibt auf jeden Fall 6mag freisichtig, ein paar Sternchen könnten mehr andeuten. Mal sehen. Der Andromedanebel im Zenit, freisichtig und eine Wucht. Die Milchstraße von Westen, wo gerade das Sommerdreieck untergeht, über den Zenit mit Kassiopeia und Perseus nach Osten zum Fuhrmann. Die Pleiaden strahlend. Ich durchmustere den Himmel mit freiem Auge. Da, ein matter Fleck. Ja, das ist M33, damit sind 6,5 mag visuell heute keine Illusion. Eine tolle Nacht! Ich mache mich an ein paar nachgeführte Milchstraßenfotos.


Die Milchstraße im Westen mit untergehendem Sommerdreieck


Die Milchstraße im Zenit mit Kepheus, Kassiopeia und Perseus. Viele, viele Deep Sky Objekte wie M31 und h+χ.


Fuhrmann und Stier in Osten. Den Baum beleuchtet ein vorbeifahrendes Auto.

Ich mache mich daran, ein paar Objekte durchs Fernrohr zu fotografieren. Da es heute so klar ist, gehe ich ein lange geplantes Projekt an, nämlich NGC 253, die große Sculptor-Galaxie. Erstaunlicherweise macht die Canon EOS 350D trotz der Kälte keine Probleme, auch nicht die Fernsteuerung. Und auch nicht die Nachführung. Noch.


NGC 253, 14 x 30s bei 1600 ISO, F=1200mm, verkleinerter Ausschnitt.

Gar nicht übel. Die äußeren Spiralarme gehen schon im Rauschen unter, doch das Objekt steht wirklich nicht sehr hoch. Die Details nahe dem Kern kommen toll heraus. Nachdem Orion aufgeht, kann ich nicht widerstehen, den Orionnebel aufzunehmen.


M42, 5 x 30s, sonst wie oben.

Die beiden Serien habe ich beendet, jetzt nehme ich mir vor, noch ein paar Einzelaufnahmen von schönen Sternhaufen zu machen. Doch daraus wird nichts. Das Fett in der EQ5 wird allmählich hart und die Batterien des Fernrohrs schwächer. Warum ich das große Akkupack nicht eingepackt habe, weiss ich nicht. Jedenfalls Ende des Fotografierens mit dem Teleskop. Noch ein paar Fotos mit stehender Kamera.


Orion


Großer Wagen

Ich mache mich visuell an eine Tour durch die Klassiker. M31 ist extrem beeindruckend, füllt mehr als ein Gesichtsfeld und das im 40mm Pentax-Okular (mehr als 2° Feld), M110 ist auffälliger als M32, weil einfach wirklich groß. Toll. Auch M33 ist beeindruckend. Und die Fuhrmannhaufen M36 bis M38 (vor allem natürlich M37). M35 mit seinem kleinen Kompanion NGC 2158. M42. Die Pleiaden.

Langsam bekommen mir die Sterne zu viele "Reflexionsnebel" und als auch das Objektiv des Refraktors beschlägt, beschließe ich Abbau.


Beobachten im Winter

Alles ist mit Eis überzogen, bevor ich die Sachen einräume, muss ich sie noch halbwegs reinigen und trockenlegen. Super ... Der Abbau dauert daher eine gewisse Zeit. Alles ist im Auto verstaut. Brav springt auch noch der Motor an, jetzt mache ich mich an die Scheiben, die sind nämlich auch voller Eis. Letztlich trete ich die Fahrt nach Gaming an. Drei Stunden sind bei Minusgraden keine schlechte Leistung im Feld. Ohne Tee, diesen Teil der Ausrüstung hatte ich dummerweise nicht mit.

Fazit: Beobachten im Winter ist natürlich möglich, doch billige Fernrohre sind nicht allzu winterfest. Ich muss den Skywatcher jetzt einmal wintertauglich machen, damit er mehr als zwei Stunden bei bescheidenem Frost ausharrt.