Sylvesternacht

Obertauern, 31. 12. 2008

20081231sfl23.html

Beobachter:Dr. Thomas Schröfl
Datum:31. 12. 2008
Zeit:23:45 bis 00:30 Uhr MEZ
Ort:Obertauern
Instrument:freisichtig
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Grenzgröße:6.0
Aufhellung:gut (2)
Wind:kein
Temperatur:- 13°C
Sonstige Bedingungen:Seehöhe 1903m
Bericht:

Seit wir am 27.12. zum Schifahren nach Obertauern kamen, herrscht prächtiges Winterwetter: kalt aber tiefblauer Himmel und sternenklare Nächte. Das neue Jahr wird in Obertauern traditionell mit einem prächtigen Feuerwerk begrüßt, aber zuvor steht ein strapaziöses Kampfessen am Sylvesterbuffet am Programm. 15 Minuten vor Mitternacht begebe ich mich auf die Terrasse, von der man einen prächtigen Überblick über das nächtliche Obertauern hat. Obwohl mit öffentlicher Beleuchtung und der Bestrahlung von Gebäuden nicht gespart wird, ist der Himmel extrem dunkel, was an der hervorragenden Durchsicht und der Höhenlage von fast 2000m liegen dürfte. Ohne wirklich dunkeladaptiert zu sein, schätze ich die Grenzgröße auf 6mag. Über dem Zehnerkar steht majestätisch Orion. Freisichtig ist M 42 als kleine nebelige Aufhellung im Schwertgehänge zu erkennen. Auch die rotierenden Kreise eines unvermeidlichen Laserbeamers, der wahrscheinlich sowieso von niemandem wahrgenommen wird, können Orions Dominanz am Winterhimmel nicht beeinträchtigen. Mit Sicherheit wird er auch dann noch am Himmel stehen, wenn man Laserbeamer nur mehr aus den Geschichtsbüchern kennt. Besonders dominant im Wintersechseck strahlt Sirius und ich denke daran wieder einmal den Versuch zu unternehmen Sirius A und B im Fernrohr trennen zu können. Und natürlich gilt mein ganz besonderer Blick den Pleiaden, zu denen ich, zufolge meiner mehrjährigen Beschäftigung mit ihnen, eine ganz eigene Beziehung entwickelt habe.

Punkt Mitternacht beginnen dann die Feuerwerksraketen ihre orangen Spuren in den Himmel zu ziehen, um mit einem Knall ihre künstlichen Sterne zu verbreiten. Fast eine halbe Stunde werden unentwegt Raketen abgefeuert. Mit Sicherheit lösen sich so einige zig tausend Euro in Rauch und kurzlebige Sterne auf. Die Feuerwerksindustrie scheint also bisher von der Rezession noch nicht betroffen zu sein. In den „Feuerpausen“ erfreut einen sofort wieder der Blick zum Winterhimmel. Ruhig und gelassen lassen die Sterne das menschliche Sylvestertreiben über sich ergehen. Wenn sie denken könnten, dann sagten sie sich vermutlich: was sind schon diese kurzlebigen Kunststernchen gegen uns.