Remote Deep Sky

Observatorio del Teide, Teneriffa, 21. 02. 2009

20090221api20.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:21. 02. 2009
Zeit:20:50 bis 23:00 Uhr UT
Ort:Observatorio del Teide, Teneriffa
Instrument:SLOOH Dome 2 Equipment
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Temperatur:-2°C
Feuchtigkeit:23%
Sonstige Bedingungen:Wolkenlos, im NE aufgehellt.
Bericht:

Der Wetterfrust in unseren Breiten hält an. Während ich auf meiner Dienstreise in die Schweiz letzte Woche zumindest zweimal klaren Sternenhimmel sehen konnte, allerdings kein Equipment dabei hatte, scheinen die Wolken Ostösterreich gepachtet zu haben und nicht bereit zu sein, bald abzuziehen.

Zeit also für einen weiteren Test der Schreibtischastronomie.

Auf dem Teide ist das Wetter traumhaft. Kalt, aber staubtrocken.


Das SLOOH-Observatorium auf dem Observatorio del Teide am nächsten Tag

Während Kuppel 1 derzeit umgebaut wird (das C14 wird durch ein 50cm-Teleskop ersetzt) und die Reservierungssoftware erst programmiert wird, steht Kuppel 2 heute zur Verfügung, um Objekte nach einem fixen Plan zu beobachten und bei Bedarf Fotos abzuziehen. In der Kuppel stehen ein C14 und ein 85mm Apo mit 480mm Brennweite zur Verfügung, jeweils mit recht guten CCD- Kameras ausgestattet (die Spezifikation der Kamera am C14 deutet auf eine SBig ST10XME hin, die am Apo auf eine ST2000XMI).

Also nehme ich auf, was kommt. Die Aufnahmetechnik ist die gleiche: Das Teleskop fährt auf die Position und beginnt zu intergrieren. Es wird zuerst ein SW-Bild integriert und dann die Farben mit RGB-Filtern. Nach ca. 5 Minuten gibt es dann ein fertiges Bild. Das ist für manche Objekte zu wenig, aber einen ersten Eindruck hat man. Am Apo hat man nach dieser Zeit ein nettes Weitwinkelbild von 1,4° x 1,1°.

Die Brennweite des C14 von fast 4m ist für viele Deep Sky Objekte zu gross. In Kuppel 1 war die Brennweite auf 2m verkürzt, doch dieses Teleskop wurde nach Australien verlegt, wo es hoffentlich bald in Betrieb geht - dann kann man nämlich auch bei Tag (bei uns) beobachten.


Die SLOOH-Konsole

Den Anfang macht NGC 2403 in der Giraffe. Alle Bilder sind hier verkleinert und, soweit noch möglich, nachbearbeitet. Aus der Software von SLOOH kommen png-Bilder, das entspricht gif und da leidet die Dynamik natürlich erheblich.


Überblicksbild im Apo. Credit: shooh.com.


Detailbild im C14. Na ja. 4m Brennweite sind zu viel und 5min Belichtungszeit zu wenig.
Die Nachführung könnte auch besser sein. Credit: shooh.com.

Um Beobachtungszeit zu sparen, lasse ich ein paar Objekte aus, die weniger interessant klingen. Dann ist M82 an der Reihe.


M82 im Apo. Credit: shooh.com.


M82 im C14. Gar nicht schlecht. Ein Dunkelstrombild wäre gut, und FITS-Format. Credit: shooh.com.

Ich mache wieder eine Pause. Dann steht M41 auf dem Programm, ein klassisches Objekt für das weite Feld.


M41 im Apo. Credit: shooh.com.

Es folgt jetzt eine Reihe von "Klassikern". NGC 3242, der "Ghost of Jupiter" in der Wasserschlange, macht den Anfang. Doch der kleine planetarische Nebel ist heillos überbelichtet, keinen Schnappschuss wert. Das nächste Objekt ist M78 (die Reihenfolge der Objekte ist nicht ganz nachvollziehbar und erinnert an die leidigen "Guided Tours" einiger moderner Goto-Teleskope.


M78 im Apo, oben NGC 2071, rechts unterhalb von M78 NGC 2064. Ganz nett. Credit: shooh.com.


M78 im C14. Nicht gut zentriert. Zuviel Brennweite. Spiegel justieren? Credit: shooh.com.

Es folgt eines meiner Lieblingsobjekte. Die Spindelgalaxie NGC 4565. Steht noch recht tief im E, aber 12° ist die Höhe, ab der ein Objekt in die Tour aufgenommen wird.


NGC 4565 im Apo. Credit: shooh.com.

Ein klassisches Objekt für Widefield, ins Feld der Kamera auf dem C14 passt nicht nicht mehr hinein. Ein weiteres interessantes Objekt ist NGC 2903 im Löwen, an sich die hellste der Galaxien in diesem Sternbild.


NGC 2903 im C14. Credit: shooh.com.

Die helle Galaxie gibt selbst im C14 ein gutes Bild ab, auch wenn auch hier die Brennweite zu groß ist. Ich denke, auch das Seeing dürfte nicht allzu gut sein.

Ein Objekt gebe ich mir noch: M51. Steht zwar ziemlich tief im NE, aber dennoch, das Steulicht von der Küste (die von Puerto de la Cruz beleuchteten Passatwolken) hält sich in Grenzen.


M51 im Apo, etwas ist die Aufhellung spürbar. Credit: shooh.com.


M51 im C14. Schon wieder zuviel Brennweite und zu kurz belichtet. Credit: shooh.com.

Noch ein Blick zum Sternenhimmel mit der Allsky-Kamera:


Der Sternenhimmel gegen Ende meiner Beobachtung.

Remote-Astronomie ist ein seltsames Gefühl. In diesem Modus wie Fernsehen. Es gibt ein Programm, zu verschiedenen Zeiten werden verschiedene Objekte eingestellt. Sobald einmal Reservierungen und das Einstellen eigener Koordinaten möglich werden, wird die Sache sicher interessanter. Komet Lulin wäre doch ein lohnendes Ziel, doch wahrscheinlich scheitern wir hier an der raschen Bewegung des Kometen.

Ob die gezeigten Bilder wirklich live sind? Es spricht einiges dafür (so ein "Schwindel" würde doch rasch auffliegen), leider fand ich in den Weitwinkelaufnahmen keinen Asteroiden, um den Beweis oder Gegenbeweis antreten zu können. Andererseits kommen die Bilder nach dem Schwenken des Teleskops verdächtig rasch, zumindest die schwarzweißen. Und derzeit wird aus einem Repertoire von rund 200 vorprogrammierten Objekten ausgewählt; darunter sind aber auch Asteroiden und Kometen, das spricht wieder für die Live-Variante. Vielleicht warte ich demnächst wirklich einmal auf Ceres. Und auf Chile, wo ab ca. 1 Uhr MEZ beobachtet werden kann.

Schöne neue Astrowelt. Ich freue mich schon auf klaren Himmel in unseren Breiten. Fernsehen ist nur der halbe Trost.