Deep Sky und Komet Lulin

La Dehesa, Chile, 24. 02. 2009

20090224api07.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:24. 02. 2009
Zeit:07:45 bis 09:30 Uhr UT
Ort:La Dehesa, Chile
Instrument:Slooh Dome 1
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Sonstige Bedingungen:Wolkenlos, im W aufgehellt (Santiago?)
Bericht:

"Wir sind alle unter dem gleichen runden Himmel geboren ..." - so begann Oswald Thomas 1927 seine erste Planetariumsführung in Wien. Dass nah und fern, Tag und Nacht, Nord und Süd nur relative Begriffe sind, wird einem erst klar, wenn man während des morgendlichen Büroalltags auf seinem PC ein weiteres Fenster öffnet - nach Chile. Auf die Südhalbkugel der Erde, wo auf dieser Länge noch Nacht herrscht.

Die Bedingungen sind, abgesehen von einer ziemlichen Aufhellung im Westen, die wohl nur von Santiago de Chile herrühren kan, sehr gut.


Blick auf die Wetterstation. Es ist eine Sommernacht!

Und dann ein Blick zum Himmel.


Wow! Die südliche Milchstraße. Ich habe ein paar bekannte nördliche Objekte beschriftet.

Das Kreuz des Südens und der Zentaur mit den hellen Sternen Alpha und Beta kulminieren. Der Skorpion steht hoch im Osten und die Milchstraße, bei uns um diese Zeit unsichtbar, zieht sich von Westen nach Osten.

Das Equipment der Sternwarte entspricht jenem von Teide 2, nur ist das C14 mittels Reducer auf f/5,5, also eine Brennweite von knapp 2m, reduziert, und der Apo hat eine Brennweite von 500mm.

Was macht Komet Lulin?

Ein erstes Frusterlebnis. Shit Happens. Der Apo ist defokussiert. Das kann bei Remote Astronomy passieren. Der Statusbericht sagt das auch. Nur, es ist niemand vor Ort, der das jetzt noch beheben kann. Erst morgen ...


Shit happens. Defokussierter Apo.


Der Versuch, das wegzurechnen.

Mit einem Maximum Entropie - Filter kann man das ja wegrechnen, aber der Eindruck des Kometen ist nicht berauschend. Also weiter mit dem C14. Der Fokalreducer erzeugt am Bildrand eine ordentliche Verzerrung und die Nachführung ist auch nicht so gut wie auf Teide, aber noch im tolerierbaren Bereich. Ich kann halt nur die Kernregion des Kometen aufnehmen.


Komet Lulin im C14 bei f/5.5. Credit Slooh.


Selbiges LRGB. Credit Slooh.

Immerhin, der Ansatz des Ionenschweifs kommt gut heraus.

Ich bin also virtuell auf der Südhalbkugel ... eine gute Stunde kann noch beobachtet werden. So nebenbei fange ich ein paar Bilder ein, echte Cracker sind darunter.


Kappa Crucis, der Sternhaufen NGC 4755 oder "Schatzkästchen" im Kreuz des Südens.
Da ist ein lausiger Anti Blooming-Filter eingeschaltet, ärgerlich. Credit Slooh.

Slooh ist eine virtuelle Volkssternwarte. Der Fokus liegt auf dem Live-Beobachten der Objekte und nicht auf Astrofotografie. Daher werden die Bilder schon während der Aufnahme gefiltert. Rohmaterial gibt es nicht. Ein solcher Dienst wäre erheblich teurer.


Der Kugelsternhaufen NGC 4833 im Sternbild der Fliege. Credit Slooh.


Eines meiner Lieblingsobjekte: Der Sternhaufen NGC 6520 mit der Dunkelwolke Barnard 86 im Schützen. Credit Slooh.


Noch einmal Schütze: Der Omeganebel M17. Credit Slooh.


Ein Hammer. Der Kugelsternhaufen NGC 6397 im Altar. Credit Slooh.

Was für eine Spielerei. Langsam kommen mittelfristige Wetterprognosen, die wieder hoffen lassen. Aber einige dieser Objekte bekommt man bei uns nie zu sehen. Hinweis: Von 16. bis 31. August gibt es heuer eine tolle Astroreise von Loacker-Tours nach Namibia, mit Südhimmelkurs und sechs Beobachtungsnächten nebst Rundfahrt durch das Land. Da kann man diese Objekte und mehr live und vor allem besser sehen!